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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Badehaus im Hof begleitete.
    »Das kann man wohl sagen. Doch in Fierant wartet eine Arbeit auf mich, und ich möchte so gut aussehen wie möglich, wenn ich sie antrete.« -Wie wahr!
    »Aha, eine Arbeit, ja, ich verstehe. Selbstverständlich, in so einem Fall ist es natürlich empfehlenswert, sauber und ausgeruht zu erscheinen, und da steht ein Topf mit Seife. Ihr braucht nicht damit zu sparen.«
    Bevor er ging, bat ich ihn, mir ein Rasiermesser zu leihen, denn ich hatte im Waschraum einen Spiegel gesehen. Der Wirt war gerne bereit, mir damit auszuhelfen. So brachte mir der Junge das Messer mit dem ersten Eimer heißen Wassers. Bis er damit fertig war, die Wanne zu füllen, hatte ich den Wildwuchs in meinem Gesicht so weit zurückgestutzt, dass man den Rest leicht abschaben konnte. Der Junge bot sich an, für einen Kupfergroschen meine Kleider zu waschen, und ich überließ sie ihm bedenkenlos. Die Miene, mit der er sie entgegennahm, zeigte mir, dass ich für fremde Nasen schlimmer gerochen hatte als für meine eigene. Mein Marsch durch den Sumpf hatte offenbar nachhaltige Spuren hinterlassen.
    Ich genoss das Bad und ließ mir Zeit zum Einweichen, bevor ich mich der Seife bediente und mich gründlich abschrubbte. Mein Haar wusch ich zweimal, bis der Schaum beim Ausspülen statt grau nur noch weiß war. Ausnahmsweise brachte ich beim Rasieren diesmal so viel Geduld auf, dass ich mich nur zweimal schnitt. Die Wasserbrühe, die ich in der Wanne zurückließ, war dicker als das kalkhaltige Flusswasser. Als ich mich im Spiegel betrachtete, nachdem ich mein Haar zurückgestrichen und im Nacken zusammengebunden hatte, schaute mich aus dem Glas ein Fremder an.
    Es war Monate her, seit ich mich zum letzten Mal selbst gesehen hatte, und das damals nur in Burrichs kleinem Taschenspiegel. Das Gesicht, das mir jetzt entgegenschaute, war viel schmaler, als ich es erwartet hatte, mit Wangenknochen, die mich an das Porträt von Chivalric erinnerten. Die weiße Haarsträhne über der Stirn ließ mich älter erscheinen. Meine obere Gesichtshälfte war von der Sommersonne tief gebräunt, dort wo ich den Bart abrasiert hatte, war die Haut jedoch weiß, so dass der untere Teil der Narbe auf meiner Wange sich deutlich von der Blässe abhob. Auf der Brust zeichneten sich unter einer dünnen Schicht Muskeln deutlich meine Rippen ab. da war nicht einmal genug Fett, um eine Pfanne auszustreichen, hätte wohl Köchin Sara dazu gesagt. Die langen Märsche und eine fast ausschließlich aus Fleisch bestehende Nahrung hatten meinen Körper gezeichnet.
    Mit einem schiefen Lächeln wandte ich mich von meinem Spiegelbild ab. Meine alte Befürchtung, von früheren Freunden und Feinden auf den ersten Blick erkannt zu werden, löste sich in Luft auf. Ich erkannte mich kaum mehr selbst.
    Für den Weg hinauf in die Kammer zog ich meine Winterkleider an. Der Junge versicherte mir, er würde meine anderen Sachen am Kamin aufhängen und sie mir am Morgen trocken überreichen. Er ließ mich vor meiner Tür stehen, nachdem er mir eine Kerze gegeben und gute Nacht gewünscht hatte.
    Die Kammer war nur mit dem Nötigsten eingerichtet, aber sauber; von den vier Betten schien keines belegt zu sein, was ich dankbar zur Kenntnis nahm. Das einzige Kammerfenster stand offen, durch das ein kühler Luftzug vom Fluss her hereinwehte. Ich stützte die Hände auf den Sims und ließ den Blick über das nächtliche Panorama wandern. Flussaufwärts sah man die Lichter von Fierant. Es war ein Lichtermeer, und Lichter säumten auch die Straße von Poma dorthin. Ich befand mich in dicht besiedeltem Gebiet. Gut, dass ich allein unterwegs war, beruhigte ich mein Gewissen und schob den Trennungsschmerz beiseite, den ich jedes Mal empfand, wenn ich an Nachtauge dachte. Ich stieß mein Bündel unter eines der Betten. Die Decken waren rau, aber sie rochen genauso sauber wie die mit Stroh gefüllte Matratze. Nach Monaten, in denen der nackte Boden mein Lager gewesen war, fühlte ich mich beinahe wie in meinem alten Federbett in Bocksburg. Ich blies die Kerze aus, schloss die Augen und rechnete damit, sofort einzuschlafen.
    Doch ich lag wach und starrte zur Decke hinauf. In der Ferne hörte ich gedämpft den Lärm des Festes, näher und deutlicher waren aber die Stimmen des Hauses - das Knarren und Knacken von arbeitendem Holz, Schritte, das Hin und Her der Menschen in den übrigen Räumen der Herberge. All das machte mich unruhig. Von dem Nachtwind in den Baumkronen oder vom Rauschen

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