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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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rief ihrer Schwester zu: »Lang lebe die Herzogin von Bearns.« Sie tauschten dabei einen Blick, der deutlich sagte, dass keine von ihnen erwartete, diesen Tag zu überleben. Dann löste ein Trupp von eigenen Leuten sich aus dem Getümmel und kam herbei. »Unseren Vater und unsere Schwester - bringt sie fort«, befahl Fideia zweien der Männer. »Ihr anderen kommt mit!« Zelerita erhob sich, schaute verwundert auf die schwere Axt und bückte sich dann nach ihrem vertrauten Schwert.
    »Dort drüben, da werden wir gebraucht.« Fideia wies mit der Hand die Richtung, und Zelerita folgte ihr, um die Lücken in der Verteidigungslinie zu schließen, so dass ein geordneter Rückzug erfolgen konnte.
    Ich sah Zelerita gehen, eine Frau, die ich nicht geliebt hatte, aber stets bewundern würde. Von ganzem Herzen wünschte ich mir, ihr zu folgen, aber das Geschehen entglitt mir bald, Rauch und Schatten zogen über das Bild und löschten es aus. Da packte mich jemand.
    Das war dumm.
    Die Stimme in meinem Kopf klang ungemein zufrieden. Will! durchzuckte es mich, und mir stockte das Herz.
    Nein. Aber er hätte es sein können. Du wirst nachlässig mit deinen Schutzwehren, Fitz, aber das darfst du nicht. Auch wenn sie in ihrer Not nach uns schreien, du musst vorsichtig sein . Veritas stieß mich mit einem leichten Ruck von sich weg, und ich fand mich in meinem eigenen Körper wieder.
    »Aber Ihr begebt Euch doch ebenfalls in Gefahr!«, protestierte ich, worauf mir aber nur der matte Widerhall meiner Stimme antwortete. Ich schlug die Augen auf. Als ich aus dem Fenster blickte, herrschte draußen schwarze Nacht. Ich vermochte nicht zu sagen, wie viel Zeit vergangen war. Ich empfand nur Dankbarkeit, dass noch mir ein Rest Dunkelheit zum Schlafen blieb, denn die schwer lastende Müdigkeit, die mich jetzt lähmend überfiel, ließ keinen Raum für andere Gedanken.
    Als ich am nächsten Morgen aus meinem bleiernen Schlaf erwachte, hatte ich zunächst Schwierigkeiten, mich zurechtzufinden. Zu lange war ich nicht mehr in einem richtigen Bett aufgewacht, erst recht nicht frisch gebadet. Ich blinzelte mehrmals, bis mein Blick klar wurde, dann starrte ich grübelnd auf die Astlöcher in dem Deckenbalken über mir. Nach einer Weile erinnerte ich mich an das Gasthaus und dass ich mich Fierant und Edel bis auf einen Tagesmarsch genähert hatte. Gleich darauf fiel mir ein, dass Herzog Brawndy tot war. Beklemmung machte sich in mir breit. Ich kniff die Augen zusammen, als könnte ich so die Bilder ausschließen, die aus meinem Bewusstsein auftauchten, und ich spürte die ersten Vorboten der hämmernden Kopfschmerzen, die mir genauso vertraut waren wie ich sie fürchtete. Aus reiner Rachsucht lastete ich Edel auch dafür die Schuld an. Wer anders als er trug die Verantwortung für die Tragödie, die ich hatte mit ansehen müssen und die mich so erschütterte, dass nicht nur meine bisherige Entschlossenheit dahin war, sondern dass ich auch am ganzen Leib erzitterte? Ausgerechnet an dem hoffnungsvollen Morgen, an dem ich mich gestärkt und erfrischt aufmachen wollte, um zu töten, brachte ich kaum die Kraft auf, mich im Bett herumzudrehen.
    Nach einiger Zeit klopfte der Schankbursche an der Kammertür, um mir meine Kleider zu bringen. Ich gab ihm außer der versprochenen Belohnung noch zwei Groschen extra, und nach einer Weile kehrte er mit einem Tablett und einer Schüssel Haferbrei zurück. Beim diesem Anblick und Geruch drehte sich mir der Magen um. Ich verstand plötzlich die Appetitlosigkeit, die Veritas in den vergangenen Sommern an den Tag gelegt hatte, wenn er mit seiner Gabe die Korsaren von unserer Küste ferngehalten hatte. Das Einzige auf dem Tablett, was mich interessierte, war der Becher und natürlich die Kanne mit dampfend heißem Wasser. Ich stieg aus dem Bett und zog mein Bündel darunter hervor. Schwarze Punkte kreisten vor meinen Augen, und als ich endlich das Bündel aufgeschnürt und die Elfenrinde hervorgekramt hatte, ging mein Atem so schwer wie nach einem Wettlauf. Nur mit größter Mühe gelang es mir, unter den quälenden Schmerzen überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Verzweifelt krümelte ich noch einige Rindenstücke mehr in den Becher, bis ich fast bei der Dosis angelangt war, die Chade Veritas verabreicht hatte. Diese Wahrträume suchten mich seit der Trennung von Nachtauge wie Eingebungen heim. Sie kamen im Abstand von drei oder vier Tagen, und sosehr ich mich auch abschottete, überwanden sie doch sämtliche

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