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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gespreizten Beinen stand er blutbespritzt da, als wäre er im Boden verwurzelt, und schwang mit beiden Händen eine Kriegsaxt.
    Zu seinen Füßen, beschützt von den Streichen der furchteinflößenden Waffe, lag der Leichnam seiner ältesten Tochter und Erbin. Ein Schwerthieb zwischen Schulter und Hals hatte ihr Schlüsselbein zertrümmert und war dann tief in ihre Brust gedrungen. Sie war tot, ohne jeden Zweifel tot, doch Brawndy wollte nicht von ihr lassen. Tränen rannen mit Blut vermischt über sein Gesicht. Seine Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg, und das zerrissene Hemd entblößte die mageren, wie Stricke angespannten Muskeln eines alten Mannes. Er hielt zwei mit Schwertern bewaffnete Korsaren in Schach. Der eine war ein ernst dreinblickender Jüngling, der sein ganzes Können daran setzte, diesen Herzog zu töten, der andere war dagegen wie eine Natter und lauerte mit gezückter Klinge darauf, eine Blöße zu nutzen, die der junge Mann schuf.
    Im Bruchteil einer Sekunde überschaute ich die Lage und wusste, dass Brawndy nicht mehr viel länger standhalten konnte. Schon erlahmte sein Griff um den vom Blut schlüpfrigen Stiel der Axt, und jeder mühevolle Atemzug klang wie ein Röcheln. Er war ein alter Mann, und sein Herz war gebrochen. Er wusste, selbst wenn er diese Schlacht gewinnen sollte, so hatte er Bearns doch an die Roten Schiffe verloren.
    Sein Leiden schmerzte mich in tiefster Seele, doch trotz allem fand er noch einmal die Kraft, diesen unmöglich scheinenden Schritt nach vorn zu tun und mit einem gewaltigen Hieb dem Leben seines ernsthaften jungen Gegners ein Ende zu setzen. Doch im selben Augenblick, als seine Axt sich in den Leib des jungen Korsaren grub, schnellte schon der andere Mann nach vorn, stieß mit dem Langschwert gezielt zu und sprang wieder zurück. So von der Klinge durchbohrt, stürzte Herzog Brawndy mit seinem sterbenden Gegner auf den blutigen Steinfußboden der Halle.
    Zelerita, selbst in Bedrängnis, ließ bei dem Klageschrei ihrer Schwester für einen Sekundenbruchteil in ihrer Aufmerksamkeit nach. Der Korsar, gegen den sie sich verteidigte, nutzte nun ebenfalls die Gelegenheit. Seine schwerere Waffe band ihre leichtere Klinge und riss sie ihr aus der Hand. Sie wich vor seinem furchterregenden Grinsen zurück und wandte in Erwartung ihres Todes den Blick zur Seite, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Mörder ihres Vaters dazu ansetzte, sich den Kopf des Herzogs als Trophäe zu holen.
    Ich konnte es nicht ertragen.
    Ich stürzte mich auf die Axt, die Brawndy entfallen war und umfasste den blutigen Stiel, als wäre es die Hand eines alten Freundes. Das Gewicht war mir seltsam ungewohnt, doch ich riss sie hoch, fing das Schwert meines Angreifers ab und schmetterte es, mit einem Doppelschlag, der Burrich mit Stolz erfüllt hätte, nach oben und zurück, quer über sein Gesicht. Mit einem leichten Schaudern hörte ich die Knochen knirschen, hatte aber keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Mit einem einzigen Satz über den zusammensinkenden Körper hinweg ließ ich die Axt erneut niedersausen, worauf die Klinge die Hand des Mannes, der sich den Kopf meines Vaters nehmen wollte, durchtrennte und mit einem spröden Glockenton auf die Steinplatten des Fußbodens aufstieß; ich spürte die Erschütterung bis in die Schultern hinauf. Da regnete Blut auf mich herab, als Fideias Schwert den Arm ihres Gegners aufschlitzte. Er ragte über mir auf, weshalb ich meine Schultern zusammenzog, mich beiseite rollte und ihm beim folgenden Sprung nach oben die Schneide der Axt quer über seinen ganzen Leib zog. Er ließ das Schwert fallen und versuchte, mit beiden Händen seine hervorquellenden Eingeweide festzuhalten, während er auf die Knie sank.
    Es folgte ein gespenstischer Augenblick absoluter Stille in unserem abgesonderten Schlachtgetümmel. Fideia blickte mit einem erstaunten Ausdruck auf mich herab, es war aber nur ein flüchtiger Augenblick des Triumphs, auf den eine tiefe Trauer folgte, die gleich danach ihre Züge überschattete. »Wir dürfen ihnen nicht die Toten überlassen«, erklärte sie plötzlich. Dann warf sie plötzlich den Kopf in die Höhe, und ihr kurzes Haar flatterte wie die Mähne eines Streithengstes. »Leute von Bearns! Zu mir!«, rief sie, und die Befehlsgewalt in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    Für den Bruchteil einer Sekunde nur schaute ich zu Fideia auf. Mein Blick verschwamm, dann wieder sah ich alles doppelt. Eine benommene Zelerita

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