Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
junge Menschen in den Sechs Provinzen so ahnungslos.
    Ich zuckte zusammen, als hätte Veritas mir die Hand auf die Schulter gelegt. Fast hätte ich mich nach ihm umgeschaut, doch ich verhielt mich still und forschte in meinem Bewusstsein nach ihm, ohne jedoch etwas zu finden. Nicht das Geringste.
    Ich konnte nicht mit Sicherheit sagen, ob der Gedanke von ihm gekommen war; vielleicht stammte er auch von mir selbst. Und doch sah es Veritas so ähnlich, dass ich nicht lange daran zweifelte, wem ich die Eingebung letztlich verdankte. Meine Wut verrauchte so schnell, wie sie aufgeflammt war. Ich sah mir meine Herausforderer an und wunderte mich fast, sie noch vor mir zu haben. Halbwüchsige ruhelose Burschen, die kaum trocken hinter den Ohren waren, aber erpicht darauf, sich an mir zu beweisen. Dumm und flegelhaft eben, wie die Jugend es manchmal zu sein pflegt. Nun gedachte ich weder, der Prüfstein für ihre Männlichkeit zu sein, noch wollte ich des Capamans Hochzeitstag mit ihrem Blut besudeln.
    »Ich glaube, ich habe die Gastfreundschaft dieses Ortes über Gebühr beansprucht«, sagte ich ernsthaft und stand auf. Ich hatte mich satt gegessen, und auf den übrigen halben Krug Bier konnte ich gut verzichten. Sie hatten jetzt Gelegenheit, mich genauer zu betrachten, und ich sah den einen beim Anblick des Schwertes zusammenzucken. Der andere fuhr hoch und baute sich vor mir auf, als ob er mich am Weggehen hindern wollte, doch sein Freund hielt ihn mit einem unmerklichen Kopfschütteln zurück. Daraufhin trat der stämmige Bursche grinsend zurück und verabschiedete mich mit einer Gebärde, als wolle er sich an mir nicht die Hände schmutzig machen. Es war für mich aber erstaunlich leicht, diese Beleidigung zu ignorieren. Ich drehte mich langsam um und ging fort - fort von dem Licht, dem Tanz und der Musik. Und niemand folgte mir.
    Ich suchte mir durch die Gassen einen Weg zum Fluss hinunter, und mit jedem Schritt wuchs in mir meine neugewonnene Entschlossenheit. Es lag also nur noch ein Tagesmarsch zwischen mir und Fierant, ein Tagesmarsch zwischen mir und Edel. Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, mich auf unsere Konfrontation vorzubereiten. Heute Nacht würde ich mir ein Zimmer in einer Herberge mieten, in einer Herberge mit Badehaus. Ich würde ein Bad nehmen und mich rasieren. Würde er mir ins Gesicht blicken, so sollte er die Narben sehen, die ich ihm verdankte, und wissen, wer gekommen war, ihn zu töten. Und nachher? Wenn es für mich ein Nachher gab und wenn man mich erkannte - nun gut. Alle Welt sollte wissen, dass FitzChivalric aus dem Grab zurückgekehrt war, um an diesem Möchtegernkönig wahrlich königliche Gerechtigkeit zu üben.
    Mit diesem Vorsatz gönnte ich den ersten beiden Gasthäusern, an denen ich vorbeikam, nur einen prüfenden Blick und ging weiter. Aus dem einen drang Getöse, das entweder auf eine Schlägerei oder auf ein Übermaß an bierseliger Brüderlichkeit hindeutete; wie auch immer, hier war mit einer ungestörten Nachtruhe nicht zu rechnen. Das nächste Gasthaus hatte morsche Eingangsstufen, und die Tür hing schief in den Angeln. - Wie mochten da letztlich die Betten aussehen? Endlich entschied ich mich für ein drittes Haus, das einen Kessel im Wirtshausschild führte und draußen eine Nachtfackel brennen ließ, um Reisenden den Weg zu weisen.
    Wie die meisten größeren Gebäude in Poma war das Gasthaus aus Flusssteinen und Mörtel erbaut; auch der Fußboden bestand aus dem gleichen Material. In dem großen Kamin brannte nur ein Sommerfeuer, über dem der draußen verhießene Kessel mit Eintopf vor sich hinbrodelte. Obwohl ich gerade erst gegessen hatte, machte mir der Geruch Appetit. Im Gastraum war es ruhig. Die meisten Leute hatte es zu der Hochzeitsfeier auf dem Marktplatz gezogen. Der Wirt sah aus, als wäre er im Allgemeinen ein umgänglicher Mensch, doch bei meinem Anblick runzelte er die Stirn. Ich legte ein Silberstück auf den Schanktisch, um ihn zu beruhigen. »Ich hätte gern eine Kammer für die Nacht und ein Bad.«
    Er musterte mich zweifelnd von Kopf bis Fuß. »Wenn Ihr das Bad zuerst nehmt.«
    Ich grinste ihn an. »Dem steht nichts im Wege, guter Mann. Ich werde auch meine Kleider auswaschen. Ihr braucht keine Angst zu haben, dass ich Euch Ungeziefer ins Haus bringe.«
    Er nickte zögernd und schickte dann einen Jungen in die Küche, um heißes Wasser zu holen. »Dann habt Ihr einen langen Weg hinter Euch?«, erkundigte er sich höflich, während er mich zum

Weitere Kostenlose Bücher