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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eines Flusses nahe bei meinem Schlafplatz hatte ich mich nie gestört gefühlt; - aber ich fürchtete meine Mitmenschen mehr als sämtliche Bedrohungen in der freien Natur.
    Meine Gedanken wanderten zu Nachtauge, ich fragte mich, was er tat und ob er einen sicheren Platz für die Nacht gefunden hatte. Ich fing an, nach ihm zu spüren; dann rief ich mich zur Ordnung. Schon morgen war ich in Fierant angelangt, um etwas zu tun, wobei er mir nicht helfen konnte. Und nicht nur das: Ich befand mich jetzt in einem Gebiet, in dem der Mensch herrschte und des Menschen bester Freund, der Hund. Kein guter Ort für Wölfe. Falls ich den morgigen Tag überleben sollte und noch in der Lage war, in die Berge zu gehen, um Veritas zu suchen, dann bestand Hoffnung, dass Nachtauge sich meiner entsann und kam, um mich zu begleiten. Sollte ich morgen sterben, war er bei seinesgleichen besser aufgehoben, wo er als Wolf leben und mich vergessen konnte.
    Zu diesem Schluss zu gelangen und meine Entscheidung als richtig zu erkennen war einfach, sich daran zu halten, dagegen erheblich schwieriger. Die Ausgabe für dieses Bett war hinausgeworfenes Geld; wäre ich die ganze Nacht gewandert, ich hätte mehr Erholung gefunden. Ich fühlte mich einsamer als je zuvor in meinem Leben. Selbst in Edels Kerker und im Angesicht des Todes, hatte ich die Möglichkeit gehabt, zu meinem Wolf zu denken. In dieser Nacht jedoch war ich allein und brütete über einem Mordanschlag, ohne zu wissen, wie ich ihn ausführen sollte, weil das Opfer, Edel, aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Zirkel aus Anhängern der Gabe umgeben war, deren genaue Fähigkeiten ich nur ahnen konnte. Trotz der Wärme der Spätsommernacht lief mir jedes Mal ein Schauer über den Rücken, wenn ich daran dachte. Mein Entschluss, Edel zu töten, stand fest, nur war ich nicht mehr so überzeugt davon, dass es mir gelingen würde. Bisher hatte ich mich ohne die Hilfe von Freunden und Lehrmeistern nicht besonders rühmlich geschlagen, doch für morgen nahm ich mir vor, alles zu tun, damit Chade Grund hatte, auf mich stolz zu sein.
    Wenn ich über den Zirkel nachdachte, empfand ich die unbehagliche Gewissheit, dass ich mir etwas vormachte, was meine Strategie betraf. War ich aus eigenem Entschluss hier, oder hatte Will ganz unmerklich mein Denken beeinflusst, um mich zu überzeugen, es wäre klug, statt der Gefahr auszuweichen, ihr entgegenzugehen? Er war ein Meister des subtilen Umgangs mit der Gabe. So hauchfein war seine Berührung, dass man kaum spürte, wie man belauscht, wie man gelenkt wurde. Auf einmal drängte es mich, mit der Gabe hinauszugreifen, um festzustellen, ob irgendwo seine Gegenwart zu spüren war. Dann argwöhnte ich plötzlich wieder, dass mein Wunsch, die Gabe zu gebrauchen, mir von Will eingegeben wurde, um sich mein Bewusstsein zugänglich zu machen. So bewegten meine Gedanken sich in immer engeren Kreisen, bis ich buchstäblich seine hämische Belustigung zu spüren verglaubte, während er mich in seinem Netz zappeln sah.
    Nach Mitternacht wurden mir endlich die Lider schwer. Bereitwillig schüttelte ich die quälenden Gedanken von mir ab und stürzte mich wie ein Taucher in die schwarze Tiefe des Schlafs. Zu spät erkannte ich den Sog, der mich gefangen hielt. Ich hätte mich gewehrt, doch ich wusste nicht wie, und im nächsten Augenblick schon sah ich um mich herum die große Halle von Burg Sturm Gestalt annehmen, der stärksten Festung des Herzogtums Bearns.
    Die mächtigen Türflügel hingen zersplittert in den Angeln, auf gebrochen von dem Rammbock, der in der Öffnung auf dem Boden lag, nachdem er sein Zerstörungswerk getan hatte. Rauch trieb in den Saal und wand sich in Schwaden um die Banner vergangener Siege. Wo Bearns’ Streiter versucht hatten, den Ansturm der Korsaren aufzuhalten, lag ein Berg von Toten. Ein paar Schritte hinter diesem Wall hielt ein Häuflein Verteidiger noch stand, in ihrer Mitte Herzog Brawndy mit seinen beiden jüngeren Töchtern Zelerita und Fideia. Die Mädchen führten das Schwert mit einem Geschick und einer Wildheit, die ich ihnen nicht zugetraut hätte, und bemühten sich, ihren Vater vor den herandrängenden Feinden zu schützen. Sie wirkten wie Zwillingsfalken, so wie ihre Gesichter von glattem schwarzen Haar umrahmt waren und ihre dunkelblauen Augen aus schmalen Augenschlitzen hasserfüllt den Feinden entgegensahen. Doch Brawndy wollte weder beschützt werden, noch wollte er sich der blutrünstigen Horde beugen. Mit

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