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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ich den Gedanken auf die Reise. Ich wusste nicht, war es meine eigene oder Veritas’ böse Vorahnung, die ich fühlte. Wie auch immer, sie sollte mich nicht von meinem Vorhaben ablenken.
    Zu meiner Enttäuschung gab es nur wenig hier, das sich für meine Zwecke eignete. Ich konnte die Pomade vergiften, aber die Wahrscheinlichkeit war zu groß, dass ich damit nur Edels Kammerdiener oder wer immer ihn frisierte, den Tod brachte, statt ihm selbst. Die Räuchergefäße enthielten nur noch Asche; was ich dort hineinstreute, würde mit allem anderen weggeschüttet werden. Es war Sommer, der Eckkamin also ausgeräumt und gefegt, und natürlich lag deshalb auch kein Brennholz bereit. Geduld, sagte ich mir. Sein Schlafgemach konnte nicht weit von hier weg sein und bot wahrscheinlich ein weit besseres Betätigungsfeld. Fürs Erste ließ ich seiner Haarbürste eine Behandlung mit einem meiner besonders wirkungsvollen Präparate angedeihen. In den Rest tauchte ich seine Ohrringe, und mit den letzten Tropfen verlieh ich seinen Parfums eine besondere Note. Allerdings war das Mittel in dieser Verdünnung wahrscheinlich zu schwach, um ihn zu töten. Für die gefalteten Seidentaschentücher in einer Schublade wählte ich die Pilzsporen eines bestimmten Fliegenpilzes, der Todesengel genannt wurde und Edel sein langsames Sterben mit Halluzinationen versüßen würde. Größte Genugtuung bereitete es mir, die Innenseiten seiner vier Paar Handschuhe mit Todeswurz zu bestäuben, das Gift, mit dem Edel mich im Bergreich aus dem Weg zu räumen versucht hatte und höchstwahrscheinlich Ursache der Anfälle war, die mich seither in unregelmäßigen Abständen heimsuchten. Ich hoffte inständig, dass er seine eigenen Krämpfe und Zuckungen ebenso amüsant finden würde wie ich die meinen. Ich suchte drei von seinen Hemden heraus, von denen ich glaubte, dass er sie besonders gern trug, und nahm mir ihre Kragen und Ärmel vor. Es lag kein Holz im Kamin, aber unter meinen Giften befand sich eins, das sich unauffällig mit den Resten von Asche und Ruß vermischte, die auf den Ziegeln zurückgeblieben waren. Ich verstreute es großzügig und hoffte, dass, wenn man bald an den ersten kühlen Abenden ein Feuer anzündete, die verderblichen Dämpfe in Edels Nase stiegen. Ich hatte eben das Gift wieder in meinem Beutel verstaut, als ich hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss umdrehte.
    Ich trat lautlos neben einen der Schränke und wartete mit dem Messer in der Hand auf das, was kommen würde. Eine tödliche Ruhe hatte von mir Besitz ergriffen. Sollte es möglich sein, dass ein glücklicher Zufall mir Edel auf dem Silbertablett servierte? - Nein, es war nur ein weiterer Soldat in Edels Uniformfarben. Der Mann trat ins Zimmer und schaute sich rasch nach allen Seiten um. Verärgerung spiegelte sich auf seinen Zügen, als er ungeduldig sagte: »Es war abgeschlossen. Hier ist niemand.« Ich wartete darauf, dass ihm sein Partner antwortete, doch er war allein. Er stand einen Augenblick still, dann seufzte er und trat zu dem Schrank mit der halboffenen Tür. »Dummes Zeug. Ich verschwende hier meine Zeit, während der Mörder entkommt.« Trotz des Murrens zog er sein Schwert und stocherte zwischen den Kleidern herum.
    Als er sich vorbeugte, um die Tiefen des Schranks zu erforschen, sah ich im Spiegel gegenüber deutlich sein Gesicht. Mir wurden die Knie weich, und sofort flammte Hass in mir auf. Ich kannte den Mann nicht mit Namen, aber seine hämische Visage hatte sich für alle Zeiten meinem Gedächtnis eingeprägt.
    Er sah mich in demselben Augenblick wie ich ihn. Doch bevor er noch reagieren konnte, sprang ich ihn von hinten an. Die Klinge seines Schwertes war noch zwischen den Kleidungsstücken gefangen, als mein Messer ihm tief in den Bauch fuhr. Ich winkelte meinen Unterarm um seinen Hals, um einen Hebelpunkt zu haben, während ich das Messer nach oben zog und ihn aufschlitzte wie einen Fisch. Als ich den Schrei in seiner Kehle emporsteigen fühlte, ließ ich den Messergriff los und legte ihm fest die Hand über den Mund. So hielt ich ihn für einige Zeit an mich gedrückt, während seine Eingeweide aus dem klaffenden Schnitt hervorquollen. Seine Zuckungen wurden schon bald schwächer, worauf ich ihn losließ und er mit einem Röcheln sterbend zu Boden sank. Er hielt nach wie vor sein Schwert, also trat ich auf seine Hand und brach ihm die um das Heft verkrampften Finger. Er rollte zur Seite und starrte aus glasig werdenden Augen zu mir hoch. Ich

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