Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
sein Volk zum Sieg über die Roten Korsaren zu führen. Von ›König‹ Edel im Stich gelassen, begannen mehr und mehr Adelige, diesen Gerüchten ein offenes Ohr zu schenken. Man begann Lieder auf die Rückkehr des Königs zu singen, und selbst die einfachen Leute klammerten sich an die Hoffnung auf den der Gabe kundigen König, der an der Spitze eines Heeres der Uralten zurückkommen werde, um sein Volk zu erretten mit der Kraft seiner Gabe und den übermenschlichen Kräften der Uralten, die man nur aus Sagen und Legenden kannte.
Am späten Nachmittag fanden sich die übrigen Teilnehmer unseres Trecks ein. Der Stier und die Pferde gehörten einer Frau, die mit ihrem Mann in einem von Ochsen gezogenen Wagen eintraf. Sie entzündeten etwas abseits ihr eigenes Feuer, kochten ihr eigenes Essen und schienen sich selbst genug zu sein. Kurz darauf tauchte mein neuer Herr leicht angeheitert auf und begutachtete die Schafe, ob sie seinen Wünschen entsprechend mit Futter und Wasser versorgt waren. Sein Gefährt war ein hochrädriger Karren, gezogen von einem stämmigen Pony, das er sogleich in meine Obhut gab. Er teilte mir mit, er habe noch einen zweiten Helfer angestellt, einen Mann namens Creece. Ich sollte auf ihn warten und ihm zeigen, wo die Schafe standen. Danach verschwand er in einer Kammer, um sich hinzulegen. Bei dem Gedanken an eine lange Reise in Gesellschaft des lästerhaften Creece musste ich seufzen, doch ich beklagte mich nicht, sondern kümmerte mich um das Pony, eine gutmütige kleine Stute namens Drumme.
Als Nächstes kam eine lustigere Gesellschaft angefahren, eine Puppenspielertruppe in einem bunt bemalten Wagen, gezogen von einem Gespann gescheckter Pferde. An einer Seite hatte der Wagen ein großes Fenster, das für das Spiel mit Handpuppen nach unten geschoben wurde, sowie eine Markise, die zur Überdachung einer Bühne ausgespannt werden konnte, wenn man die größeren Marionetten benutzte. Der Maestro der Truppe hieß Dell. Zu ihm gehörten drei Lehrlinge, ein reisender Puppenspieler und eine Musikantin, die sich ihnen für diese Handelskarawane angeschlossen hatte. Sie machten kein eigenes Lagerfeuer, sondern gaben, beflügelt von etlichen Humpen Ale, gleich eine Vorstellung und erfüllten die kleine Gaststube im Haus der Stallaufseherin mit Gesang und dem Klappern ihrer Marionetten.
Anschließend trafen zwei Fuhrwerke mit sorgsam verpackten Keramikgegenständen ein und dann endlich auch die Treckführerin mit ihren vier Gehilfen. Schon ihrem ganzen Äußeren nach würden sie mehr sein als nur unsere Führer. Vor allem Madge, die Leiterin, war eine stämmige Frau, wirkte überaus tatkräftig und flößte Vertrauen ein. Sie hatte ihr schiefergraues Haar streng zurückgekämmt und im Nacken mit einem perlenverzierten Lederband zusammengebunden. Zwei der Helfer waren dem Anschein nach eine Tochter und ein Sohn von ihr. Sie kannten die guten und schlechten Wasserlöcher auf dem Weg und waren bereit, uns gegen Angriffe von Räubern zu verteidigen. Außerdem führten sie einen zusätzlichen Vorrat an Lebensmitteln und Trinkwasser mit und würden mit den Nomaden verhandeln, deren Weideland wir durchquerten. Letzteres war mindestens so wichtig wie alles andere, denn die Nomaden empfanden kaum Wohlwollen für Fremde, deren Vieh das Gras abweidete, das sie als Futter für ihre eigenen Herden brauchten. Am Abend rief Madge alle zusammen, um uns über alle Einzelheiten der Reise aufzuklären und darauf hinzuweisen, dass sie und ihre Leute jederzeit entschlossen waren, innerhalb der Gruppe für Ordnung zu sorgen. Diebstähle oder auch Unruhestifter würden streng bestraft, das Marschtempo richtete sich nach dem Langsamsten. Allein die Treckführerin verhandelte mit den Nomaden und an den Wasserstellen, und sämtliche Mitreisenden mussten sich verpflichten, ihren Anweisungen vorbehaltlos Folge zu leisten. Im Chor mit den anderen murmelte ich meine Zustimmung. Im Anschluss an die Versammlung inspizierten Madge und ihre Helfer die Wagen, um sich davon zu überzeugen, dass die Zugtiere den Strapazen gewachsen waren sowie ausreichend Wasser und Proviant für Notfälle vorhanden war. Unsere Route führte im Zickzack von einem Wasserloch zum nächsten. Madge führte auf ihrem Wagen mehrere große Eichenfässer mit, doch sie bestand darauf, dass jeder im Treck mit eigenen Vorräten ausgerüstet war.
Bei Einbruch der Dämmerung traf Creece am Sammelplatz ein, Damon hatte sich längst wieder in seine Kammer und
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