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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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bereithalten, König Listenreich werde sie begleiten. Sie bekam mit, wie ich Kettricken riet, für warme Kleidung zu sorgen. Daraus konnte Edel schließen, dass sie vorhatte, aus Bocksburg zu fliehen. Er wusste, dass sie Pferde brauchen würde. Und vielleicht war jene kleine Rosemarie noch zu anderem als zu Spitzeldiensten zu gebrauchen. Vielleicht war sie es, die einer alten Frau einen Korb mit vergifteten Leckereien brachte. Vielleicht strich sie Fett auf die Stufen einer Treppe, von der sie wusste, dass ihre Königin sie bald hinuntergehen würde.«
    Ich zwang mich, von den Binsen aufzuschauen und Burrichs verstörtem Blick zu begegnen. »Und was Rosemarie nicht hörte, erfuhren auf ihre Weise Justin und Serene. Sie hafteten wie Blutegel am Bewusstsein des Königs, saugten ihm die Kraft der Gabe aus und waren Mitwisser jeder Botschaft, die er zu Veritas dachte oder von ihm erhielt. Sobald sie wussten, dass ich dem König als Mittler diente, fingen sie an, auch meine Gedanken zu belauschen. Ich war völlig ahnungslos, dass so etwas möglich war. Doch Galen hatte eine entsprechende Methode entdeckt und seine Schüler darin unterrichtet. Du erinnerst dich an Will, den Sohn des Schankwirts? Mitglied des Zirkels? Er war Meister darin. Er brachte es fertig, sich in seinem Opfer einzunisten, ohne dass es etwas davon bemerkte.«
    Will. - Ich schüttelte heftig den Kopf, als könnte ich mich dadurch von den Schreckensbildern befreien, die mit seinem Namen verbunden waren. Er brachte das Grauen des Kerkers zurück, die Erinnerungen, die ich in die tiefsten Tiefen meines Bewusstseins verbannt hatte. Ob es mir gelungen war, ihn zu töten? Nein. Ich glaubte nicht, dass mein Gift für ihn ausgereicht hatte. Als ich aufschaute, merkte ich, dass Burrich mich forschend betrachtete.
    »In jener Nacht, im allerletzten Moment, weigerte sich der König zu gehen«, erzählte ich weiter. »Für mich war Edel schon so lange ein Verräter, dass ich nicht daran gedacht hatte, dass er für König Listenreich immer noch ein Sohn war. Was Edel aber dann tat, nämlich sich Veritas’ Krone anzumaßen, obwohl er wusste, dass sein Bruder noch lebte... - Nach diesem Schlag war König Listenreich ein gebrochener Mann. Er bat mich, ihm als des Königs Mittler zu dienen, ihm Kraft zu geben, um Veritas mittels der Gabe einen letzten Gruß zu senden. Doch Serene und Justin warteten schon.« Ich schwieg, das Bild begann sich zu runden. »Ich hätte Verdacht schöpfen müssen. Es war zu einfach. Keine Wachen in den königlichen Gemächern. Warum nicht? Sie waren überflüssig. Serene und Justin passten auf. Edel war fertig mit seinem Vater. Er hatte sich selbst zum Thronfolger gekrönt. Was konnte ihm der alte Mann noch nützen? Also saugten sie König Listenreich die Gabenkraft aus. Sie töteten ihn, bevor er auch nur Gelegenheit gehabt hatte, Veritas Lebwohl zu sagen. Wahrscheinlich hatte Edel ihnen aufgetragen, dafür zu sorgen, dass er ihm nicht wieder in die Quere kommen würde. Daraufhin tötete ich Serene und Justin. So, wie sie meinen König getötet hatten - ohne ihm eine Chance zu geben, ohne Erbarmen.«
    »Ruhig. Ganz ruhig.« Burrich war mit zwei Schritten bei mir, legte mir die Hände auf die Schultern und drückte mich auf einen Stuhl. »Du zitterst, als würdest du gleich einen Anfall bekommen. Beruhige dich.«
    Ich brachte kein Wort heraus.
    »Das war die Frage, auf die Chade und ich keine Antwort finden konnten«, sagte Burrich. »Wer hatte unseren Plan verraten? Wir hatten jeden in Verdacht, sogar den Narren. Eine Zeitlang fürchteten wir, Kettricken in die Obhut eines Verräters gegeben zu haben.«
    »Wie konntet ihr das glauben? Der Narr liebte den König mehr als sich selbst.«
    »Uns fiel sonst niemand ein, der von unseren Plänen gewusst haben konnte.«
    »Nicht der Narr war unser Verderben. Ich war es.«
    Und das, so glaube ich, war der Augenblick, in dem ich ganz und gar wieder FitzChivalric wurde. Ich hatte sie ausgesprochen, die unaussprechliche Wahrheit. Ich hatte meine Freunde verraten. »Der Narr warnte mich. Er sagte, ich würde der Tod von Königen sein, wenn ich nicht lernte, Dinge auf sich beruhen zu lassen. Chade warnte mich. Er versuchte, mir das Versprechen abzunehmen, keine weiteren Räder mehr in Bewegung zu setzen. Aber ich weigerte mich. So habe ich durch mein Handeln den Tod meines Königs herbeigeführt. Hätte ich ihm nicht geholfen, von der Gabe Gebrauch zu machen, wäre er für seine Mörder kein so leichtes

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