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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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befanden, der nichts mit mir zu tun hatte, erregte ich durch einen Fluchtversuch nur ihren Argwohn und bestätigte Tassin und Merle in ihren Vermutungen. Wohl oder übel verharrte ich geduldig bei meinen Schafen aus. Der Reitertrupp zog an mir und der Herde vorüber und direkt auf die Wassertränke zu. Es waren sechs Soldaten. Ich erkannte eins der Pferde wieder, es war eines der jungen rehbraunen Fohlen, von dem Burrich einmal prophezeit hatte, er würde ein gutes Rennpferd werden. Ihn hier zu sehen rief mir in Erinnerung, wie sehr Edel Bocksburg ausgeplündert hatte, bevor er das Herzogtum mit Land und Leuten ihrem Schicksal überlassen hatte. Hass flammte in mir auf, was es mir aber nur leichter machte, stillzusitzen und abzuwarten.
    Nach einer Weile kam ich zu dem Schluss, dass sie in anderem Auftrag unterwegs waren und nur Halt gemacht hatten, um an der Wasserstelle zu übernachten. Wenig später kam Creece angestapft, um mich zu holen. »Du sollst ins Lager kommen«, richtete er mir seltsam gereizt aus. Er legte sich gern gleich nach dem Essen schlafen. Ich fragte ihn, was es gäbe, während er sich auf meinem Platz niederließ.
    »Die königliche Garde«, knurrte er ärgerlich. »Die spielen sich groß auf und verlangen jeden zu sehen, der zu unserem Treck gehört. Auch alle Wagen haben sie bereits durchsucht.«
    »Wonach denn?«, fragte ich wie beiläufig.
    »Woher soll ich das wissen? Wollte mir auch keins auf die Nase geben lassen, nur weil ich dumme Fragen stelle. Du kannst ja selbst versuchen, es herauszufinden.«
    Auf meinen Hirtenstab gestützt, wanderte ich ins Lager zurück. Das Kurzschwert - sollte ich es wie schon früher im Hosenbein verbergen? Nein, weshalb denn? Jeder konnte ein Schwert tragen, und falls es hart auf hart kam, wollte ich es gleich zur Hand haben und nicht erst mit meiner Hose ringen.
    Im Lager ging es zu wie in einem aufgescheuchten Hornissennest. Madge und ihre Helfer wirkten genauso besorgt wie verärgert. Bei meinem Eintreffen waren die Soldaten gerade dabei, die Kesselflicker zu schikanieren. Einer von ihnen trat mit dem Fuß gegen einen Stapel Töpfe, die mit großem Geschepper umfielen, und brüllte dann, er habe verflucht nochmal das Recht, alles zu durchsuchen und zwar so, wie es ihm passte! Der Kesselflicker stand bei seinem Wagen und hatte seine Arme vor der Brust verschränkt. Er sah aus, als hätte man ihn zuvor bereits einmal niedergeschlagen. Zwei Soldaten hatten sein Weib und seine Kinder am Ende des Wagens in die Enge getrieben. Die Frau blutete aus der Nase; trotzdem schien sie keineswegs bereit, klein beizugeben. Ich näherte mich unauffällig und stellte mich neben Damon, so als wäre ich nicht erst dazugekommen. Er sagte nichts, und ich schwieg ebenfalls.
    Der Anführer des Trupps wandte sich von der Auseinandersetzung mit den Kesselflickern ab. Da lief mir ein kalter Schauer über den Rücken, denn ich kannte ihn. Es war Kujon, der wegen seiner harten Fäuste zu Edels Günstlingen zählte. Wir hatten im Kerker Bekanntschaft geschlossen. Ihm verdankte ich meine gebrochene Nase. Ich fühlte deutlich meinen Herzschlag, der wie Trommelwirbel schlug, ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen, und für einen Augenblick wurde mir buchstäblich schwarz vor Augen. Ich bemühte mich, gleichmäßig zu atmen. Kujon baute sich unterdessen in der Mitte des Lagers auf und ließ seinen geringschätzigen Blick langsam über unsere Versammlung wandern. »Das sind alle?«, verlangte er barsch zu wissen.
    Wir nickten. Er musterte uns der Reihe nach, und ich senkte meinen Blick, um nichts von dem preiszugeben, was in mir vorging. Meine Hände zuckten förmlich nach dem Heft meines Schwerts und meines Messers, und ich musste mich zwingen, sie stillzuhalten.
    »Einen so traurigen Haufen Vagabunden habe ich noch selten gesehen.« Sein Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass wir in seinen Augen nur Ungeziefer waren. »Treckführerin! Her mit dir! Wir sind den ganzen Tag geritten. Dein Junge soll unsere Pferde versorgen. Wir wollen eine warme Mahlzeit, und legt für das Feuer nach! Außerdem brauchen wir heißes Wasser zum Waschen.« Wieder betrachtete er uns alle mit seinem kalten Blick. »Ich will keinen Ärger. Die Männer, nach denen wir suchen, sind nicht hier, und mehr wollten wir nicht wissen. Wenn ihr tut, was wir verlangen, wird es keine Schwierigkeiten geben. Ihr könnt euch wieder ganz wie üblich um eure Arbeit kümmern.«
    Hier und da erntete er dafür ein zustimmendes

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