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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Murmeln, doch die meisten antworteten ihm mit einem Schweigen. Kujon schnaubte verächtlich aus der Nase, dann wandte er sich an seine Leute und redete mit ihnen. Seine Anordnungen schienen ihnen nicht zu gefallen, aber die beiden, die das Weib des Kesselflickers bedrängt hatten, ließen endlich von ihr ab. Madge sprach mit ihren Helfern. Zwei erhielten den Auftrag, sich um die Pferde der Soldaten zu kümmern, und ein anderer musste einen Kessel voller Wasser holen und ihn über das Feuer hängen, an dem die Soldaten sich breitgemacht hatten. Madge selbst ging mit schweren Schritten zu ihrem eigenen Wagen, auf dem die Vorräte lagerten.
    Etwas wie Ordnung kehrte ein, aber die Atmosphäre blieb nach wie vor gespannt. Merle entzündete ein zweites, kleineres Feuer, an dem die Gauklertruppe, die Fuhrmänner und sie selbst sich niederließen. Die Besitzerin der Pferde und ihr Gatte zogen sich stillschweigend in ihren Wagen zurück. »Nun, die Dinge scheinen sich beruhigt zu haben«, bemerkte Damon zu mir, doch mir entging nicht, wie er noch immer nervös seine Hände knetete. »Ich gehe schlafen. Du und Creece, ihr sprecht euch wegen der Nachtwache ab.«
    Bevor ich mich auf den Rückweg zu meinen Schafen machte, sah ich mich noch einmal im Lager um. Die Soldaten lümmelten sich rings um das Feuer. Sie lachten und schwatzten, während einer von ihnen etwas abseits Wache hielt. Er schaute zu dem zweiten Feuer hinüber. Ich folgte seinem Blick, der auf Tassin fiel. Dabei war es schwer zu beurteilen, ob sie ihn direkt ansah oder einfach nur das Tun seiner Kameraden beobachtete. Wie auch immer, ich glaubte doch zu wissen, was sie im Sinn hatte.
    Ich fasste einen Entschluss und ging zu Madges Wagen. Sie war damit beschäftigt, Bohnen und Erbsen abzumessen und in einen Suppentopf zu schütten. Ich berührte leicht ihren Arm, worauf sie kurz zusammenzuckte.
    »Verzeihung. Braucht Ihr vielleicht ein wenig Hilfe?«
    Sie hob verwundert eine Augenbraue. »Hilfe?«
    Ich schaute auf meine Fußspitzen und wählte meine Lüge mit Sorgfalt. »Mir hat nicht gefallen, wie die Soldaten die Kesselflickerin angesehen haben.«
    »Ich verstehe mich unter rauen Kerlen zu behaupten, Tom. Ich könnte keinen Treck führen, wenn es nicht so wäre.« Sie gab ein Maß Salz in den Kessel, dann eine Handvoll Suppengrün.
    Ich nickte. Sie hatte Recht, daran gab es nichts zu rütteln, trotzdem ging ich nicht weg, und nach einer Weile gab sie mir einen Eimer und trug mir auf, frisches Wasser zu holen. Ich gehorchte bereitwillig. Anschließend schaute ich dabei zu, wie sie den Suppentopf füllte, und stand im Weg herum, bis sie mich mit einigem Nachdruck aufforderte, ihr nicht vor den Füßen herumzustehen. Ich entschuldigte mich in aller Verlegenheit, entfernte mich im Rückwartsgang und stieß dabei den Eimer um. Also nahm ich ihn und holte zum zweiten Mal Wasser.
    Danach ging ich los, um mir eine Decke aus Damons Karren zu besorgen. Darin rollte ich mich dann hinein und stellte mich schlafend. Aus halbgeschlossenen Augen beobachtete ich dann nicht etwa die Soldaten, sondern Merle und Tassin. Merle verzichtete darauf, ihre Harfe hervorzuholen, als wollte auch sie keine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Das beruhigte mich, was sie anging. Nichts wäe leichter für sie gewesen, als mit ihrer Harfe zum Feuer zu gehen, mit ein paar Liedern für Stimmung zu sorgen und mich dann an die Soldaten zu verraten. Stattdessen schien sie ebenfalls ein Auge auf Tassin zu haben. Einmal erhob sich Tassin unter irgendeinem Vorwand. Ich hörte nicht, was Merle darauf leise zu ihr sagte, aber Tassin schaute sie nur böse an, worauf Maestro Dell dem Mädchen ungehalten den Befehl gab, sich wieder hinzusetzen. Er wollte bestimmt nichts mit den Soldaten zu tun haben. Doch selbst nachdem sich alle schlafen gelegt hatten, fand ich keine Ruhe. Schließlich war es an der Zeit, Creece von seiner Nachtwache abzulösen. Nur widerstrebend machte ich mich auf den Weg, denn was, wenn Tassin sich gerade die Mitternachtsstunde ausgesucht hatte, um zu den Soldaten hinüberzuschleichen...
    Creece schlief tief und fest. Ich weckte ihn und schickte ihn ins Lager zurück. Die Decke über den Schultern, setzte ich mich hin und dachte an die sechs Männer, die jetzt da unten schlafend um das Feuer lagen. Nur einen von ihnen hatte ich Grund zu hassen. In Erinnerung sah ich wieder Kujon vor mir, wie er sorgfältig seine Lederhandschuhe überstreifte, um sich in Ausübung seiner Pflicht nicht etwa an

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