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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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entlang, wo es am lebhaftesten zuging, und fand mich endlich in Gassen wieder, wo die meisten Läden aus Lehmziegeln errichtet waren, wenn ihre Dächer auch mit Schindeln gedeckt waren. Hier gab es magere Kesselflicker, die ausgebesserte Pfannen und Töpfe anpriesen, Lumpensammler mit ihren Karren und Krämer, bei denen man Geschirr und dergleichen kaufen konnte.
    Von nun an würde mein Packen schwerer sein, doch daran ließ sich nichts ändern. Mein erster Kauf war ein stabiler Flechtkorb mit Schulterriemen, in dem ich gleich mein Deckenbündel verstaute. Und bevor der Tag zu Ende war, kam Folgendes dazu: eine wattierte Hose, eine Steppjacke, wie das Bergvolk sie trug, und ein Paar weiche, weite Stiefel, deren Schäfte mit Lederriemen um die Waden festgeschnürt wurden. Außerdem erstand ich zwei wollene Strümpfe, die Überbleibsel verschiedener Paare, aber schön warm waren, und an einem anderen Karren erwarb ich noch eine Wollmütze sowie einen Schal. Die einzigen Handschuhe, die ich finden konnte, waren mir zu groß, aber ich nahm sie trotzdem.
    In einem winzigen Kräuterladen fand ich tatsächlich Elfenrinde und legte mir gleich einen kleinen Vorrat zu. Auf dem benachbarten Marktplatz kaufte ich geräucherten Fisch, getrocknete Apfelscheiben und hartes Fladenbrot, von dem der Bäcker mir versicherte, es würde nicht verderben und sei ich noch so lange unterwegs.
    Als Nächstes kümmerte ich mich um die Überfahrt. Ich ging zu den Schiffsliegeplätzen an den Kais, um schon bald festzustellen, dass keine Aussicht bestand, irgendwo anzuheuern. »Hör zu, Kumpel«, erklärte mir ein Bursche von vielleicht dreizehn Jahren gönnerhaft. »Jeder weiß, dass die großen Kähne um diese Jahreszeit nicht auslaufen, außer es gibt was zu verdienen. Und da liegt der Hund begraben: Wegen der Berghexe ist der ganze Handel zum Erliegen gebracht. Aber selbst wenn’s darum besser stünde, ist im Herbst und Winter der See blank wie die Tenne nach dem Fegen. Im Sommer, da schippern die Kähne mit Fracht von einem Ufer zum anderen. Auch dann können die Winde zwar tückisch sein, aber eine gute Mannschaft weiß sich mit Segel und Ruder dagegen gut zu behaupten. Im Winter jedoch - nicht daran zu denken. Wenn es nicht stürmt, weht der Wind nur von einer Richtung, und wenn er keinen Regen mitbringt, dann Graupelschauer und Schnee. Er bläst einen vom Nordufer schnurstracks bis hierher; schöne Sache, wenn man gern nass wird und friert und nichts dagegen hat, dauernd das Eis von der Takelage zu kratzen. Aber keins der Frachtschiffe macht die Fahrt von hier nach dort, nicht vor dem Frühling. Kleinere Boote setzen Passagiere über, aber nur für ein erkleckliches Sümmchen, und gefährlich ist es auch. Man bezahlt mit Gold und vielleicht auch mit dem Leben, falls der Schiffer einen Fehler macht. Du siehst nicht gerade aus, als hättest du dafür genügend Münzen im Beutel, Mann, und erst recht nicht für des Königs Zoll, der noch dazukommt.«
    Er war ein neunmalkluger Bengel, aber er wusste, wovon er sprach. Denn überall hörte ich mehr oder weniger das Gleiche: Die ›Hexe aus den Bergen‹ hatte die Pässe geschlossen, und wer sich dennoch hinaufwagte, lief Gefahr, von Räuberbanden überfallen und ausgeplündert zu werden. Zu ihrer eigenen Sicherheit wurden Reisende und Händler an der Grenze zurückgewiesen. Es herrschte Kriegsstimmung. Meine düsteren Ahnungen schienen sich zu bestätigen; mehr denn je war ich deshalb entschlossen, Veritas um jeden Preis zu finden.
     
    Komm zu mir.
    Irgendwie, früher oder später.
    Ich fand eine sehr billige Schänke, die heruntergekommen und zugig war, doch wenigstens roch es hier nicht nach Rauchkraut. Die Kundschaft konnte es sich nicht leisten. Ich bezahlte für ein Bett und bekam eine Pritsche auf dem offenen Dachboden zugewiesen. Mein einziger Trost war, dass von dem Kamin in der darunterliegenden Gaststube mit dem Qualm auch Wärme nach oben stieg. Mein Umhang und die Kleider, die ich über einen Stuhl neben der Pritsche ausbreitete, wurden so zum ersten Mal seit Tagen wieder durch und durch trocken. Das Stimmengewirr aus der Gaststube sowie hin und wieder auch Gegröle und Gesang bildeten die allabendliche Geräuschkulisse zu meinen Versuchen, Schlaf zu finden. Es gab keine Privatsphäre, und das heiße Bad, nach dem ich mich sehnte, bekam ich schließlich in einem Badehaus fünf Türen weiter. Doch es war zumindest ein gutes Gefühl zu wissen, wo ich nachts schlafen würde, wenn

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