Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
breitete, kehrte sie mit ihrem Teetopf vom Feuer zurück.
    »Wer hat dir aufgetragen, mir mein Bett herzurichten?«, fragte sie scharf, doch bevor ich etwas erwidern konnte, fügte sie hinzu: »Hier ist Tee, wenn du einen Becher hast. Meiner ist in meinem Beutel auf dem Karren, zusammen mit Käse und getrockneten Äpfeln. Hol uns die Sachen her. Sei ein guter Junge.«
    Auf dem Weg zu unserem Wagen hörte ich Merle ein Lied anstimmen. Sie sang wahrscheinlich für ihr Abendessen. Nun, das war die Art der Vaganten und Spielleute, und man würde sie sicher nicht hungern lassen. Ich brachte Krähe ihren Vorratsbeutel und erhielt eine großzügige Ration davon ab, während sie selbst sich nur wenig daraus nahm. Wir saßen auf unseren Decken und aßen, dabei spürte ich immer wieder ihren Blick auf mir ruhen, und schließlich erklärte sie: »Etwas an deinem Gesicht kommt mir bekannt vor, Tom. Aus welchem Teil des Herzogtums Bock, sagst du, bist du gebürtig?«
    »Aus Burgstadt selbst.« Es war heraus, bevor ich Zeit gehabt hatte nachzudenken.
    »Aha. Und wer war deine Mutter?«
    Ich zögerte einen Augenblick, dann sagte ich: »Sal Plattfisch.« Sie hatte so viele Kinder in Burgstadt herumlaufen, dass durchaus auch ein Tom darunter sein konnte.
    »Eine Fischerfamilie? Wie ist der Sohn einer Fischersfrau Schafhirte geworden?«
    »Mein Vater war Schäfer«, improvisierte ich meine Antwort. »So hatten wir doppelten Verdienst und immer ein gutes Auskommen.«
    »Ich verstehe. Und deine Eltern lehrten dich höfisches Betragen gegenüber alten Frauen. Und du hast einen Onkel in den Bergen. Interessante Familie.«
    »Er ist in jungen Jahren auf Wanderschaft gegangen und hat sich dort niedergelassen.« Ihre Fragen brachten mich ins Schwitzen, und mein Unbehagen blieb ihr nicht verborgen. »Aus welchem Teil von Bock, hast du gesagt, stammt deine Familie?«, versuchte ich einen überraschenden Gegenangriff.
    »Ich habe nichts dazu gesagt«, antwortete sie mit einem spöttischen Lächeln.
    Da erschien Merle plötzlich an der Tür des Verschlags. Sie legte ihre Arme darauf und schaute neugierig zu uns herein. »Nik sagt, in zwei Tagen erreichen wir den Flussübergang«, berichtete sie. Ich sah, dass sie wieder die Ohrringe trug, die sie ihm als Teil der Bezahlung für unsere Überfahrt gegeben hatte, verkniff mir aber jede Bemerkung. Sie kam herein, ließ ihr Bündel neben dem meinen auf den Boden fallen, legte sich hin und nahm ihre Harfe auf den Schoß. »Zwei Paare sitzen hinten am Feuer und streiten. Ihr ganzes Brot für die Reise ist feucht geworden, und ihnen fällt nichts Besseres ein, als sich gegenseitig dafür die Schuld zu geben. Eins der Kinder ist krank und muss die ganze Zeit spucken. Armer kleiner Kerl. Der Mann, der sich so über das feuchte Brot aufregt, sagt, es wäre reine Verschwendung, dem Jungen etwas zu essen zu geben, solange er nichts bei sich behält.«
    »Das hört sich nach Odios an. Einem hartherzigeren, geizigeren Mann bin ich noch nie begegnet«, bemerkte Krähe. »Und der Junge ist Selk. Seit wir Chalced verlassen haben, hat er sich nie richtig erholt. Wahrscheinlich kränkelt er schon seit längerem. Seine Mutter glaubt wohl, an Edas Schrein Heilung für ihn zu finden. Eine verzweifelte Hoffnung, aber sie hat - oder hatte - das Gold, um nichts unversucht zu lassen.«
    Und schon waren die beiden Frauen in eine angeregte Unterhaltung vertieft. Ich lehnte in meiner Ecke, lauschte mit halbem Ohr ihrem Gespräch und döste vor mich hin. Zwei Tage noch, bis wir den Fluss überquerten, wiederholte ich in Gedanken. Und wie lange war es dann noch bis zur Grenze? Ich mischte mich unvermittelt ins Gespräch ein, um Merle zu fragen.
    »Nik sagt, das hängt vom Wetter ab. Doch er meint, ich solle mir deswegen keine Sorgen machen.« Ihre Finger wanderten über die Harfensaiten, und sofort erschienen zwei Kinder in der Boxentür.
    »Singst du wieder?«, fragte das Mädchen, ein dürres kleines Geschöpf von gerade einmal sechs Jahren und im abgetragenen Kleidchen.
    »Soll ich denn?«
    Statt zu antworten, kamen beide hereingesprungen und plumpsten links und rechts von ihr nieder. Ich rechnete damit, dass Krähe anfangen würde zu schimpfen, aber sie sagte nichts, selbst dann noch nicht, als das Mädchen sich an sie schmiegte. Mit ihren geschwollenen alten Fingern zupfte sie der Kleinen das Stroh aus dem Haar.
    »Sing das Lied von der alten Frau und ihrem Schwein«, bettelte der Junge.
    Ich stand auf und griff nach

Weitere Kostenlose Bücher