Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
vergeblich. ich konnte nur noch laut aufseufzen. »Ich habe keinen anderen Wunsch, als zu Hause zu sein, bei Molly und unserer kleinen Tochter.«
    »Das wünscht sie sich wahrscheinlich ebenfalls. Es ist bestimmt nicht leicht für sie, um dich zu bangen und darauf zu warten, ob und wann du wiederkommst.«
    »Sie wartet nicht. Sie hält mich schon lange für tot.«
    Merle schwieg. Schließlich sagte sie nachdenklich: »Fitz, wenn sie wirklich glaubt, du seist tot, wie kannst du dann sicher sein, dass sie da sein wird, um dich mit offenen Armen zu empfangen? Wer sagt dir, dass sie bis dahin nicht einen anderen gefunden hat?«
    Was hatte ich mir bis dahin nicht alles ausgemalt? - Doch irgendwie hatte ich dabei niemals bedacht, wie ich vielleicht zurückkehren würde und feststellen müsste, wie jemand anders an meine Stelle getreten war. Das war dumm. Und wie dumm war es erst, die Augen davor zu verschließen, nur weil es einfach unerträglich war, diese Möglichkeit in Betracht zu ziehen. Mehr zu mir selbst als zu Merle sagte ich: »Ich sollte ihr eine Nachricht zukommen lassen, ihr eine Botschaft schicken. Aber ich weiß nicht einmal, wo genau sie sich aufhält. Und wem sollte ich eine solche Nachricht anvertrauen?«
    »Wie lange bist du schon fort von ihr?«, fragte sie.
    »Von Molly? Fast ein Jahr.«
    »Ein Jahr? Männer!« Merle fauchte darüber leise vor sich hin. »Männer. Sie ziehen hinaus, um zu kämpfen oder sich in der Weltgeschichte herumzutreiben, und erwarten, dass ihr sonstiges Leben zu Hause auf sie wartet, bis sie geruhen zurückzukehren. Ihr erwartet, dass die Frauen, die daheimbleiben, brav das Feld bestellen und die Kinder großziehen, das Dach ausbessern und die Kuh hüten, damit ihr dann irgendwann euren Stuhl auf dem gewohnten Platz am Kamin vorfindet und Fleisch und Brot auf dem Tisch habt. Ja, und dazu einen willigen Körper in eurem Bett, der immer noch sehnsüchtig nach euch begehrt.« Ihre Stimme klang zunehmend verärgert. »Wie viele Tage bist du von ihr getrennt? Nun, das sind ebenso viele Tage, an denen sie gezwungen war, ihr Leben ohne dich zu meistern. Die Zeit bleibt für sie nicht stehen, nur weil du fort bist. Was siehst du, wenn du an sie denkst? Wie sie am warmen Feuer dein Kindlein wiegt? Wie wäre es mit einem anderen Bild? Das Kind liegt drinnen und schreit, während sie draußen im Regen versucht, Holz fürs Feuer zu spalten, denn sie musste auch noch den weiten Weg zur Mühle wandern, um etwas Korn mahlen zu lassen, derweil das Feuer vollends ausgegangen ist?«
    Ich schob diese Vorstellungen und Bilder von mir weg. Nein. Burrich würde das nicht zulassen. »Wenn ich an sie denke, dann nicht nur in guten Zeiten und durchaus auf mancherlei Weise«, verteidigte ich mich. »Und sie ist außerdem nicht ganz allein. Ein Freund von mir kümmert sich um sie.«
    »Natürlich, ein Freund«, bestätigte sie in vielsagendem Ton. »Und ist er denn hübsch, verwegen und kühn genug, um jeder Frau das Herz zu stehlen?«
    Ich schnaubte. »Nein. Er ist ein älterer Mann. Stur und bärbeißig. Aber er ist auch zuverlässig, freundlich und fürsorglich. Er hat Achtung vor Frauen. Er wird gut für sie sorgen, für Molly und für das Kind.« Und weil ich Burrich kannte, fügte ich mit grimmigem Lächeln hinzu: »Er wird jeden Menschen töten, der auch nur aussieht, als wollte er ihnen ein Haar krümmen.«
    »Zuverlässig, freundlich und fürsorglich? Hat Achtung vor Frauen?« Merle erhob die Stimme in gespieltem Interesse. »Hast du eine Ahnung, wie selten ein solcher Mann ist? Sag mir, wo ich ihn finde. Ich nehme ihn auf der Stelle. Allerdings nur, falls deine Molly bereit ist, ihn herzugeben.«
    Ich gestehe, darauf empfand ich einen Augenblick lang Zweifel. Da war jener Tag, an dem Molly mich geneckt hatte und sagte, ich sei das Beste, das seit Burrich aus den Ställen herausgekommen wäre. Weil ich damals nicht recht wusste, ob das ein Kompliment sein sollte, hatte sie mir erzählt, er wäre bei den Damen wohlgelitten, trotz seiner Schweigsamkeit und seines schroffen Wesens. Hatte sie Burrich je angesehen und ihn in Erwägung gezogen? Nein. Ich war es gewesen, dem sie sich am selben Tag leidenschaftlich hingegeben hatte, an dem sie festhielt, obwohl ich sie nicht zu meiner Gemahlin machen konnte. - »Nein. Sie liebt mich. Nur mich.«
    Die Worte brachen aus mir heraus, obwohl ich nicht vorgehabt hatte, es laut auszusprechen. Etwas in meiner Stimme musste bei Merle eine weiche Stelle berührt

Weitere Kostenlose Bücher