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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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meinem Bündel. »Ich brauche Schlaf«, entschuldigte ich meinen Rückzug. Ganz plötzlich war mir die Nähe der Kinder unerträglich.
    In einer leeren Box dicht neben dem Scheunentor breitete ich meine Decken aus und legte mich hin. Am Feuer schienen sich die Gemüter noch immer nicht beruhigt zu haben, das Stimmengemurmel klang nach Streit. Merle sang unterdessen das Lied von der Frau und ihrem Schwein, das ihr über den Zaun geflüchtet war. Danach folgte ein Lied über einen Apfelbaum. Schritte von allen Seiten verrieten, dass ihr Gesang weitere Zuhörer anlockte. Ich sagte mir, es wäre klüger, wenn sie schlafen gingen, um für den morgigen harten Tag gerüstet zu sein, worauf ich keine Zeit verlor, mir meinen eigenen guten Rat zu Herzen zu nehmen.
    Mitten in der Nacht, als alles dunkel und still war, kam Merle in meinen Verschlag. Sie trat im Finstern auf meine Hand und ließ dann ihr Bündel fast auf meinen Kopf fallen. Ich stellte mich beharrlich schlafend, auch als sie sich neben mir ausstreckte, ihre Decke über uns beide ausbreitete und zu mir schlüpfte. Ich rührte mich nicht. Plötzlich strich ihre Hand behutsam über mein Gesicht.
    »Fitz?«, fragte sie leise.
    »Was ist?«
    »Wie groß ist dein Vertrauen zu Nik?«
    »Ich habe dir gesagt, ich vertraue ihm nicht. Aber ich glaube, dass er uns über die Grenze bringt. Schon um des guten Rufs willen, wenn schon aus keinem anderen Grund.« Ich lächelte in die Dunkelheit hinein. »Ein Schmuggler braucht einen tadellosen Ruf, sonst vertraut man ihm nicht. Er wird sich an unsere Abmachung halten.«
    »Warst du zornig auf mich heute früh?« Als ich schwieg, meinte sie: »Du hast mir am Morgen einen so finsteren Blick zugeworfen.«
    »Der Wolf, stört er dich?«, fragte ich sie freiheraus.
    »Dann stimmt es?«
    »Hast du es nicht geglaubt?«
    »Dass du die Alte Macht haben sollst? Nein. Ich hielt es für üble Nachrede und für eine Verleumdung. Dass der Sohn eines Prinzen mit diesem Makel behaftet sein sollte... Du kamst mir auch nicht vor wie jemand, der mit einem Tier zusammenlebt.« Ihr Tonfall ließ dabei keinen Zweifel daran, was sie von einem solchen Menschen hielt.
    »Nun, das tue ich aber.« Aufkeimender Ärger verleitete mich zu solch trotziger Offenheit. »Er bedeutet mir alles. Alles. Ich habe nie einen treueren Freund gehabt, einen, der sogar ohne weiteres bereit war, sein Leben für mich zu opfern - und mehr als sein Leben. Für jemanden zu sterben ist eins. Viel schwerer ist es, einem anderen zuliebe den eigenen Willen und die eigenen Wünsche zurückzustellen. Das tut er für mich auf seine Weise, so wie ich es für meinen König auf meine Weise tue.«
    Ich war über mich selbst erstaunt. Nie zuvor hatte ich unser Verhältnis so klar in Worte gefasst.
    »Ein König und ein Wolf«, sagte Merle nachdenklich. »Und sonst gibt es niemanden, der dir am Herzen liegt?«
    »Molly.«
    »Molly?«
    »Sie ist zu Hause. Daheim in Bock. Sie ist meine Ehefrau.« Ein stolzer kleiner Schauer überlief mich, als ich die Worte aussprach: Meine Ehefrau.
    Merle setzte sich mit einem Ruck auf, und ein kalter Luftzug fuhr unter die Decke. Ich versuchte, das Loch zu stopfen, während sie fragte: »Eine Ehefrau? Du bist vermählt?«
    »Und ich habe ein Kind. Eine kleine Tochter.« Trotz der Kälte und der Dunkelheit musste ich lächeln. »Meine Tochter«, sagte ich, einfach um zu hören, wie die Worten klangen. »Ich habe eine Frau und eine Tochter zu Hause.«
    Merle legte sich wieder hin. »Nein, hast du nicht«, flüsterte sie heftig. »Ich bin eine fahrende Musikantin, Fitz. Hätte der Bastard sich vermählt, hätte ich es erfahren. Tatsächlich gab es allerdings Gerüchte, du wärst zum Gemahl für Zelerita, Herzog Brawndys Tochter, bestimmt gewesen.«
    »Es war eine Zeremonie in aller Stille.«
    »Oh, ich verstehe. Du bist gar nicht verheiratet. Du hast eine Herzallerliebste, das meinst du also.«
    Mir blieben die Worte vor Ärger fast im Hals stecken. »Was mich betrifft, ist Molly meine rechtmäßige Ehefrau.«
    »Und was sie betrifft? Und das Kind?«
    Ich holte tief Atem. »Sobald ich heimkehre, werde ich mich als Erstes und vor den Augen aller Welt zu ihnen bekennen. Veritas selbst hat mir darauf sein Ehrenwort gegeben, dass, wenn er König ist, ich heiraten dürfe, wen ich will.«
    »Also bist du ausgezogen, um Veritas zu suchen?«
    »Ich bin ausgezogen, um meinem König zu dienen. Um Kettricken beizustehen und Veritas’ Erben. Und um dann weiterzuziehen in

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