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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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haben, denn sie hörte auf, mich weiter zu quälen. »Wenn das so ist... Nun, dann solltest du ihr wirklich eine Nachricht schicken, damit sie eine Hoffnung hat, die ihr Kraft gibt.«
    »Das werde ich tun.« Ich schwor es mir. Sobald ich Jhaampe erreicht hatte. Kettricken würde mir sicher helfen, Burrich eine Nachricht zukommen zu lassen. Wenige verschlüsselte Zeilen, nur für den Fall, dass der Brief abgefangen werden sollte. Ich konnte ihn bitten, Molly zu sagen, dass ich noch lebte und zu ihr zurückkehren würde. Doch wie sollte ihn eine solche Nachricht erreichen?
    Grübelnd starrte ich in die Dunkelheit. - Wo stand die Hütte, in der Molly Zuflucht gefunden hatte? Lacey wusste es vielleicht. Doch mit Lacey konnte ich nicht in Verbindung treten, ohne dass Philia es bemerkte. Nein. Keine von beiden durfte momentan erfahren, dass ich noch unter den Lebenden weilte. Es musste jemanden geben, den wir beide kannten und dem ich trauen konnte. Chade kam auch nicht in Frage. Zwar vertraute ich ihm über alles, aber wer sollte denn Chade finden können, selbst wenn er ihn unter diesem Namen kannte?
    Irgendwo im Stall dröhnte ein Pferdehuf gegen eine Boxenwand. »Du bist so still«, flüsterte Merle.
    »Ich denke nach.«
    »Ich wollte dich nicht beunruhigen.«
    »Hast du nicht. Du hast mich nur zum Nachdenken gebracht.«
    »Aha.« Sie machte eine Pause. »Ich friere so.«
    »Ich auch. Aber draußen ist es noch kälter.«
    »Davon wird mir aber kein bisschen wärmer. Halt mich fest.«
    Es war keine Bitte. Sie drängte sich heftig an meine Brust und wühlte ihren Kopf unter mein Kinn. Sie roch gut. Wie brachten Frauen es nur fertig, immer so gut zu riechen? Unbeholfen legte ich die Arme um sie, dabei war ich dankbar für die zusätzliche Wärme, doch befangen wegen ihrer Nähe. »Das ist schon besser«, seufzte sie. Ich fühlte, wie ihr Körper sich entspannte. »Ich hoffe, wir haben bald Gelegenheit zu baden.«
    »Ich auch.«
    »Das soll aber natürlich nicht heißen, dass du stinkst.«
    »Vielen Dank.« Ihr Taktgefühl ließ ein wenig zu wünschen übrig. »Stört es dich, wenn ich jetzt weiterschlafe?«
    »Nur zu.« Sie legte eine Hand auf meine Hüfte und fügte hinzu: »Wenn das alles ist, woran du noch denkst.«
    Plötzlich schnürte es mir die Kehle zu. Molly. Ich hielt den Gedanken an sie wie einen Schutzschild empor. Merle war so warm, so nah, und sie roch so betörend. Das lockere Völkchen der fahrenden Musikanten nahm solche Dinge vielleicht auf die leichte Schulter. Aber war meine Liebe zu Molly auch so leichtfertig? »Ich habe es dir bereits gesagt, ich bin verheiratet.« Es war nicht leicht, dies auszusprechen.
    »Ja, ja. Und sie liebt dich, und offensichtlich liebst du sie auch. Aber wir sind es nun einmal, die hier liegen und frieren. Wenn sie dich so sehr liebt, würde sie dir etwa ein bisschen Wärme und Trost in einer so kalten Nacht missgönnen?«
    Es war nicht leicht, aber ich zwang mich, ernsthaft über diese Frage nachzudenken, worauf ich unwillkürlich lächeln musste. »Nicht nur missgönnen. Sie würde mir schlicht den Kopf abreißen.«
    »Ach, so ist das.« Merle lachte in meine Brust hinein. »Ich verstehe.« Worauf sie sich sanft von mir löste. Ob sie wohl ahnte, wie gern ich nach ihr gegriffen und sie wieder an mich gezogen hätte? »Dann sollten wir uns jetzt vielleicht jeder für sich umdrehen. Schlaf gut, Fitz.«
    Das tat ich, aber nicht sofort und ganz gewiss nicht ohne Bedauern.
    In der Nacht frischte der Wind auf, und als am Morgen die Scheunentür geöffnet wurde, begrüßte uns von draußen eine dicke Schicht Neuschnee. Ich war in Sorge, ob wir jetzt noch mit den Wagen vorankommen würden, doch Nik verströmte Zuversicht und gute Laune. Er verabschiedete sich noch liebevoll von seiner Geliebten, dann brachen wir gleich auf. Wir nahmen einen anderen Weg als den, auf dem wir tags zuvor hergekommen waren. Der neue Weg war rauer, und an einigen Stellen sanken die Wagen bis zu den Achsen in den Schnee ein. Merle ritt neben uns her, bis Nik einen Mann schickte, um sie zu fragen, ob sie zu ihm nach vorn kommen wollte. Sie bedankte sich fröhlich für die Einladung und leistete ihr prompt Folge.
    Am frühen Nachmittag stießen wir wieder auf unsere alte Straße. Ich konnte nicht finden, dass uns diese neue Route einen Vorteil gebracht hätte, aber schließlich war Nik hier der Ortskundige. Vielleicht wollte er einfach vermeiden, den Pfad zu seinem Versteck durch die häufige Benutzung für

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