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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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warst, mit all dem beschränkten Urteilsvermögen und der natürlichen Aufsässigkeit eines Kindes. Aber nach deiner Rückkehr schwelte in dir ein... Groll. Als ob du die ganze Welt herausfordern wolltest, es doch zu versuchen und dich umzubringen. Nicht nur, dass du dich Edel in den Weg gestellt hast; wo immer die Gefahr für dich am größten war, hast du dich hineingedrängt. Burrich war nicht der Einzige, der das bemerkt hat. Denk nur an das vergangene Jahr: Wann immer ich mich umdrehte, hier war Fitz, allein gegen die Welt, mitten in einer Prügelei, im dichtesten Schlachtgetümmel, von Kopf bis Fuß in Verbände gewickelt, betrunken wie tausend Mann auf einmal oder schwach wie ein junges Kätzchen und nach Elfenrinde winselnd. Wann hast du dabei je einmal ruhig und überlegt gehandelt, wann warst du fröhlich mit deinen Freunden, wann warst du je eins mit dir selbst? Wenn du nicht auf deine Feinde losgegangen bist, dann auf deine Freunde. Was ist zwischen dir und dem Narren vorgefallen? Wo ist Molly jetzt? Eben hast du Burrich vertrieben. Wer kommt als Nächstes an die Reihe?«
    »Du wahrscheinlich.« Ich wollte es nicht aussprechen, aber die Worte ließen sich nicht zurückhalten. Es war an der Zeit.
    »Wenn das dein Ziel ist, hast du es fast erreicht, nach der Art, wie du mit Burrich umgegangen bist.«
    »Ich weiß.« Ich hielt seinem Blick stand. »Seit langem habe ich dir nichts mehr recht machen können. Oder Burrich. Überhaupt scheine ich in letzter Zeit keine vernünftige Entscheidung treffen zu können.«
    »Das würde ich genauso sehen«, pflichtete Chade mir schonungslos bei.
    Das genügte jedoch, um meinen Zorn neu zu entfachen. »Vielleicht liegt es daran, dass ich niemals Gelegenheit hatte, meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Vielleicht war ich zu lange für jedermann das Kind. Burrichs Stallbursche, dein Schüler, Veritas’ Brudersöhnchen, Philias Page. Wann durfte ich einfach nur ich selbst sein, eigene Wege gehen?«
    »Wann nicht?«, erwiderte Chade ebenso hitzig. »Seit deiner Rückkehr aus den Bergen hast du nichts anderes getan, als deinen Dickkopf durchzusetzen. Du bist zu Veritas gegangen, um ihm zu sagen, du wollest nicht länger Assassine sein - ausgerechnet als lautlose Arbeit dringend vonnöten war. Philia versuchte, dich wegen Molly zu warnen, aber du wusstest es ja besser. Durch deine Unbesonnenheit hast du das arme Mädchen in Gefahr gebracht und Philia ebenfalls. Statt auf Burrich zu hören, hast du dich mit diesem Wolf verschwistert. Du hast regelmäßig mein Urteil über König Listenreichs Gesundheit in Frage gestellt. Und deine vorletzte himmelschreiende Torheit in Bocksburg war, dich einer Verschwörung gegen die Krone anzuschließen. Seit hundert Jahren sind wir einem Bürgerkrieg nicht so nahe gewesen.«
    »Und meine letzte himmelschreiende Torheit?«, erkundigte ich mich mit sarkastischer Neugier.
    »Justin und Serene zu töten.« Chade sagte das im Ton einer leidenschaftslosen Anklage.
    »Sie hatten gerade meinen König umgebracht«, erklärte ich eisig. »Ihn ermordet, in meinen Armen. Was sollte ich tun?«
    Chade stand auf und brachte es irgendwie fertig, mich zu überragen - wie früher. »Nach all den Jahren als mein Lehrling, nach meiner ausführlichen Unterweisung in der Kunst des Unauffälligen, stürmst du mit gezücktem Dolch durch die Burg, schneidest einem die Kehle durch und erstichst den anderen in der Großen Halle, vor dem versammelten Adel... Mein Meisterschüler! Eine bessere Methode ist dir nicht eingefallen?«
    »Ich war wütend!«, schrie ich ihn an.
    »Jawohl!«, schrie er zurück. » Du warst wütend. Deshalb hast du unsere Machtbasis in Bocksburg zerstört! Du hattest das Vertrauen der Küstenherzöge, und was tust du? Präsentierst dich ihnen als tobsüchtiger Irrer und zerstörst ihr letztes bisschen Vertrauen in das Haus Weitseher!«
    »Gerade eben hast du mir noch vorgeworfen, das Vertrauen dieser Herzöge zu besitzen.«
    »Nein. Ich habe dir vorgeworfen, dass du dich ihnen angedient hast. Du hättest nie zulassen dürfen, dass sie dir das Kommando über Bocksburg anbieten. Hättest du deine Aufgaben ordentlich erfüllt, wären sie nie auf diesen Gedanken verfallen. Immer und immer und immer wieder vergisst du deine Stellung. Du bist kein Prinz, du bist ein Assassine. Du bist nicht der Spieler, du bist die Spielfigur. Und wenn du dich eigenmächtig bewegst, machst du jede übergeordnete Strategie zunichte und bringst jede andere Figur auf

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