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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Vergangenheit gezeichnet war und mit dessen Blut Angst durch seinen Körper strömte. Ich konnte aufrecht gehen und wissen, wie es war, Scham und Ohnmacht zu empfinden. Oder auf vier Beinen laufen und vergessen, bis selbst Molly nur mehr ein angenehmer Duft war, an den ich mich erinnerte. Ich saß lange so unter dem Brombeergestrüpp, während ich die Hand auf Nachtauges Rücken gelegt hatte und mein Blick sich an einem Ort verlor, den nur ich sehen konnte. Allmählich wandelte sich das Licht, und der Abend wurde zur Nacht. So langsam und unausweichlich, wie die Dunkelheit sich niedersenkte, reifte auch mein Entschluss. Mein Herz bäumte sich dagegen auf, aber die Möglichkeiten, die mir sonst noch blieben, waren unannehmbar. Ich sammelte Kraft für mein Vorhaben.
    In tiefschwarzer Nacht machte ich mich auf den Rückweg, und ich schlich förmlich mit eingekniffenem Schwanz nach Hause. Es war seltsam, sich wieder als Wolf der Hütte zu nähern, im aufsteigenden Holzrauch das Tun des Menschen zu wittern und blinzelnd durch einen Spalt zwischen den Fensterläden auf das lodernde Feuer zu starren. Widerstrebend löste ich mich von Nachtauges Bewusstsein.
    Möchtest du nicht lieber mit mir jagen?
    Viel lieber würde ich mit dir jagen. Aber ich kann nicht. Nicht heute Nacht.
    Warum nicht?
    Ich schüttelte den Kopf. Mein Entschluss war noch so frisch und unsicher, dass ich fürchtete, Worte könnten ihn zunichtemachen. Am Waldrand blieb ich stehen, um mir Blätter und Erde von der Kleidung abzuklopfen und mein Haar im Nacken zusammenzubinden. Hoffentlich war mein Gesicht nicht schmutzig. Ich straffte die Schultern und bereitete mich darauf vor, zur Hütte zu gehen, die Tür zu öffnen und meinen Richtern gegenüberzutreten. Bestimmt hatten sie über mich gesprochen. Beide zusammen kannten so gut wie alle meine Geheimnisse. Der letzte Rest meiner mühsam bewahrten Würde hatte sich verflüchtigt. Wie konnte ich vor sie hintreten und erwarten, als Mensch behandelt zu werden? Ihnen war kein Vorwurf zu machen. Sie hatten versucht, mich zu retten. Zwar meistens vor mir selbst, aber das änderte nichts an der guten Absicht. Es lag schwerlich an ihnen, wenn das, was sie retteten, kaum der Mühe wert war.
    Sie saßen am Tisch, als ich hereinkam. Hätte ich vor ein paar Wochen gewagt, einfach aus der Hütte zu laufen, wäre Burrich bei meinem Eintreten aufgesprungen, um mich zu packen und zu schütteln und handgreiflich zu ermahnen, das nicht wieder zu tun. Unwillkürlich war ich auch jetzt noch auf der Hut. Burrichs Gesicht verriet jedoch nur Erleichterung, während Chades Miene Schuldbewusstsein und Sorge ausdrückte.
    »Es war nicht meine Absicht, dich so zu bedrängen«, sagte er, bevor ich den Mund aufmachen konnte.
    »Das hast du nicht«, antwortete ich ruhig. »Du hast nur den Finger auf eine tiefe Wunde gelegt. Manchmal kommt es vor, dass ein Mann nicht weiß, wie tief seine Wunde ist, bis ein anderer daran rührt.«
    Ich zog meinen Stuhl heran. Nach vielen Wochen einfachster Kost war es überwältigend, Käse und Honig und Holunderbeerwein auf dem Tisch stehen zu sehen. Ein Laib Brot bildete die willkommene Beilage zu der Forelle, die Burrich gefangen hatte. Eine Zeitlang widmeten wir uns ausschließlich dem Essen. Die Unterhaltung beschränkte sich auf Bitten, das Brot zu reichen oder den Käse. Während der Mahlzeit schien alles beim Alten zu sein, doch kaum war der Tisch abgeräumt, herrschte wieder eine Atmosphäre der Befangenheit.
    »Ich verstehe jetzt deine Frage«, sagte Burrich plötzlich. Chade und ich schauten ihn verblüfft an. »Vor ein paar Tagen hast du mich gefragt, was wir als Nächstes tun würden. Ich hatte mich mit Veritas’ Tod schon abgefunden. Kettricken trug seinen Erben unter dem Herzen, aber sie war nun in den Bergen in Sicherheit. Ich konnte nichts mehr für sie tun, im Gegenteil: Es bestand die Gefahr, unnötig unsere Feinde auf ihre Spur zu bringen. Also war es klüger, keinen Staub aufzuwirbeln und sie an ihrem Zufluchtsort in Ruhe zu lassen. Ich dachte, dass wenn ihr Kind alt genug sein würde, um nach der Krone zu greifen - nun, falls ich bis dahin noch unter den Lebenden weilte -, dann würde ich tun, was in meiner Macht stand, aber vorläufig betrachtete ich mich nicht länger als Vasall eines Königs. Auf deine Frage hin sah ich also nur die Notwendigkeit, für uns selbst zu sorgen.«
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    »Falls Veritas noch lebt, sitzt ein Hochverräter auf seinem Thron. Ich

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