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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ich drehte mich herum und stellte plötzlich fest, dass ich nicht nur an ihm, sondern an unserer gesamten Kolonne vorbeigewandert war. Krähe kehrte mit mir um und murmelte dabei irgendetwas vor sich hin.
    Die anderen hatten haltgemacht und bereits angefangen, die Jeppas abzuladen. »Ihr wollt doch nicht die Jurte mitten auf der Straße aufstellen?«, fragte Krähe beunruhigt.
    Merle und der Narr hatten die Plane aus Ziegenhaut bereits auf dem Boden ausgebreitet. Jetzt schauten sie von ihrer Arbeit auf. »Fürchtest du den dichten Strom der Menschen und Wagen?«, spöttelte der Narr.
    »Sie ist wenigstens flach und eben. Letzte Nacht habe ich auf einem Stein gelegen«, sagte Merle.
    Krähe ging nicht darauf ein, sondern wandte sich an Kettricken. »Und wir sind aus großer Entfernung für jeden sichtbar, wie auf dem Präsentierteller. Ich halte es für besser, dass wir die Straße verlassen und im Wald unser Lager aufschlagen.«
    Kettricken musterte unsere Umgebung und warf einen Blick zum Himmel. »Es ist fast dunkel. Ich glaube nicht, dass wir große Angst vor Verfolgern haben müssen. Ich meine...«
    Ich zuckte zusammen, als der Narr nach meinem Arm griff und mich zur Böschung führte. »Steig hinauf«, sagte er kurz. Oben angekommen, musste ich ungeheuer gähnen, bis sogar meine Ohren knackten. Seltsamerweise war es wie ein Aufwachen. Ich schaute auf die Straße hinunter, wo Merle und der Narr die Lederhülle zusammenlegten, um sie zu einem anderen Platz zu schaffen, Krähe sammelte die Stangen ein. »Dann haben wir uns also entschlossen, abseits der Straße zu lagern«, bemerkte ich einfältig.
    »Geht es dir gut?« Der Narr musterte mich besorgt.
    »Natürlich. Mein Rücken tut nicht mehr weh als sonst auch«, antwortete ich, weil ich glaubte, das er darauf anspielte.
    »Du hast dagestanden und mit glasigen Augen die Straße entlanggeschaut. Krähe sagt, du warst schon den ganzen Nachmittag so seltsam.«
    »Ich war etwas geistesabwesend.« Ich zog meinen Handschuh aus und befühlte mein Gesicht. »Ich glaube nicht, dass ich Fieber bekomme, aber so erschien es mir fast - viele zusammenhanglose Bilder und Szenen wie im Fiebertraum...«
    »Krähe sagt, sie glaubt, es liege an dieser Straße. Sie sagt, du hättest gesagt, sie wäre ein Werk der Gabe.«
    »Sie meint, ich hätte das gesagt? Nein. Das habe ich sie sagen hören, als wir auf die Straße stießen. Sie glaubt, das die Straße ein Werk der Gabe wäre.«
    »Was bedeutet ›ein Werk der Gabe‹?«
    »Geschöpft und geformt durch die Kraft der Gabe«, erklärte ich und fügte hinzu: »Nehme ich nur an. Denn ich habe nie zuvor davon gehört, dass man die Gabe dazu benutzt hätte, etwas zu erschaffen oder zu formen.«
    Grübelnd blickte ich wieder hinab auf die Straße. Wie glatt und ebenmäßig sie doch war, ein reines und weißes Band, dessen Ende man nicht sah, so wie es sich schnurgerade zwischen den Bäumen erstreckte. Die Straße zog den Blick magisch an, und fast vermeinte ich zu sehen, was sich hinter dem nächsten bewaldeten Bergkamm offenbarte.
    »Fitz!«
    Verärgert wandte ich meine Aufmerksamkeit von der Faszination der Straße ab und wieder dem Narren zu. »Was denn?«
    Er zog fröstelnd die Schultern hoch. »Ich dachte eigentlich, du wärst inzwischen weggegangen, um Feuerholz zu sammeln, bis ich zurückblickte und dich immer noch hier stehen sah. Was ist los mit dir?«
    Ich blinzelte verwirrt. Eben noch war ich noch in Gedanken durch eine Stadt geschlendert und hatte mir die in den Marktbuden aufgetürmten leuchtend gelben und roten Früchte angesehen. Doch während ich den Traum zu fassen versuchte, entglitt er mir und hinterließ ein völliges Durcheinander von Farben und Gerüchen in meinem Kopf. »Ich weiß nicht. Vielleicht habe ich doch Fieber. Oder ich bin einfach nur erschöpft. Ich gehe jetzt Holz sammeln.«
    »Ich komme mit.«
    Nachtauge neben mir winselte ängstlich, und ich schaute auf ihn nieder. »Was ist?«, fragte ich ihn mit Menschenstimme.
    Er sah zu mir auf, während sich das Fell zwischen seinen Augen sorgenvoll sträubte. Du scheinst mich nicht hören zu können. Und deine Gedanken sind nicht länger - Gedanken.
    Schon gut. Der Narr ist bei mir. Geh und such dir einen Hasen. Ich spüre deinen Hunger.
    Und ich deinen, erwiderte er vielsagend.
    Er verließ mich, aber das nur widerstrebend. Ich folgte dem Narren tiefer in den Wald, war aber zu wenig mehr nutze, als das Holz zu tragen, das er aufklaubte und mir auf die Arme

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