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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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symbolisiert, ist nicht etwas, das man sich verdient. Es ist etwas, das ich dir geschenkt habe, ob nun verdient oder nicht. Es ist deine Entscheidung, ob du ihn tragen willst, aber er gehört dir.«
    Ich ließ den Schmuck an meinem Ohr hängen. Ein blauer Edelstein, eingesponnen in ein Netz aus Silber. Einst hatte Burrich ihn meinem Vater geschenkt.
    Philia gab ihn an mich weiter, ohne seine Bedeutung zu kennen. Ich wusste nicht, ob ich in Burrichs Augen, auch was den Symbolgehalt des Schmuckstücks anging, das Erbe meines Vaters angetreten hatte. Er schwieg sich aus, und ich mochte nicht weiter in ihn dringen. Trotzdem wartete ich, wartete darauf, dass er mich etwas fragte, doch er stand nur wortlos auf und ging zu seiner Lagerstatt. Ich hörte, wie er sich hinlegte.
    Ich war enttäuscht über seine Gleichgültigkeit. Es tat weh. »Ich weiß nicht, was ich tun werde«, beantwortete ich schließlich die ungestellte Frage. »Mein ganzes Leben lang gab es immer Pflichten, die ich zu erfüllen hatte, Herren, denen ich gehorchen musste. Jetzt, auf mich allein gestellt - es ist ein merkwürdiges Gefühl.«
    Eine Weile dachte ich, dass er so tun würde, als hätte er nichts gehört, dann sagte er knapp: »Das Gefühl ist mir nicht fremd.«
    Ich richtete den Blick in das Dunkel unter dem Hüttendach. »Ich habe an Molly gedacht. Oft. Weißt du, wohin sie gegangen ist?«
    »Ja.«
    Als er nichts hinzufügte, war ich klug genug, nicht weiterzufragen. »Ich weiß, ich darf nicht nach ihr suchen. Sie hält mich für tot. Ich hoffe, der Mann, bei dem sie jetzt ist, sorgt besser für sie, als ich es getan habe. Ich hoffe, er liebt sie so, wie sie es verdient.«
    Burrichs Decken raschelten. »Was meinst du damit?«, erkundigte er sich vorsichtig.
    Es war schwerer auszusprechen, als ich gedacht hatte. »Bei unserer letzten Begegnung sagte sie mir, es gäbe einen anderen. Jemanden, der ihr so viel bedeutete wie mein König mir. Jemanden, den sie über alles stellte, über alles und jeden in der Welt.« Plötzlich war meine Kehle wie zugeschnürt, ich musste schlucken. »Philia hatte Recht.«
    »Ja, hatte sie«, stimmte Burrich zu.
    »Die Schuld liegt allein bei mir. Sobald ich Molly in Sicherheit wusste, hätte ich sie in Ruhe lassen sollen. Sie verdient die ganze Liebe eines Mannes, seine ungeteilte Zuneigung und Aufmerksamkeit...«
    »Ja, allerdings.« Burrich pflichtete mir schonungslos bei. »Schade, dass du so klug nicht warst, bevor du bei ihr gelegen hast.«
    Sich selbst einen Fehler einzugestehen ist eine Sache; doch es ist etwas ganz anderes, hinnehmen zu müssen, dass ein Freund einem nicht nur beipflichtet, sondern einem das ganze Ausmaß des eigenen Fehlers vor Augen hält. Ich leugnete weder, noch verlangte ich von ihm, mir zu verraten, woher er Bescheid wusste. Von Molly? Dann wollte ich lieber nicht wissen, was sie ihm noch anvertraut hatte. Falls er von selbst darauf gekommen war, wollte ich nicht bestätigt hören, dass man mir die Wahrheit offenbar am Gesicht hatte ablesen können. Eine unbändige Wut flammte in mir auf, eine Lust ihn anzuknurren und zuzuschnappen.
    Ich biss mir auf die Zunge und zwang mich meine Gefühle zu überdenken. Ich empfand Reue und Scham darüber, dass unsere Liebe ihr Kummer gebracht und dazu geführt hatte, dass sie sich benutzt und missachtet fühlen musste. Und dennoch spürte ich in mir gleichzeitig die Gewissheit, dass mein Handeln bei aller Falschheit auch richtig gewesen war. Als ich schließlich glaubte, meiner Stimme wieder trauen zu dürfen, sagte ich ruhig: »Ich werde nie bereuen, sie geliebt zu haben. Unverzeihbar ist nur, dass ich sie nicht vor aller Welt zu meiner Frau machen durfte, wie sie es in meinem Herzen bereits war.«
    Von Burrich kam dazu kein Wort. Nach einer Weile wurde das lastende Schweigen unerträglich; es hinderte mich daran einzuschlafen. Schließlich nahm ich es auf mich, dem Gespräch einen versöhnlichen Abschluss zu geben. »Also, morgen trennen sich dann unsere Wege, nehme ich an.«
    »Das nehme ich auch an.« Nach einer Weile fügte Burrich hinzu: »Viel Glück.« Es hörte sich an, als ob er es tatsächlich ernst meinte. Als ahnte er, wie viel Glück ich brauchen konnte.
    Ich schloss die Augen. Ich war müde. So unendlich müde. Ich hatte es satt, den Menschen wehzutun, die ich liebte. Doch jetzt war es geschehen. Morgen ging Burrich fort, und ich war frei. Frei, um zu tun, was immer ich mir vorgenommen hatte, ohne dass jemand mir dreinredete.
    Frei,

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