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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mit dem Bogen. Ich wette, ich kann sogar zweien von ihnen das Lebenslicht ausblasen, bevor sie wissen, wie ihnen geschieht.«
    »Aber...«
    »Sie weiß in dem Geröll den besten Weg zu finden«, bemerkte Kettricken ruhig. »Merle, nimm die Jeppas. Ich kümmere mich um den Narren.« Sie schenkte uns einen kaum deutbaren Blick. »Kommt uns nach, sobald ihr könnt.«
    Mir fiel ein, dass ich schon einmal versucht hatte, Krähe zurückzulassen. Wenn sie mich unbedingt begleiten wollte, dann war es mir lieber, ich hatte sie von Anfang an im Auge, als dass sie genau dann auftauchte, wenn ich am wenigsten damit rechnete. Ich runzelte die Stirn, nickte aber.
    »Den Bogen«, erinnerte sie mich.
    Ich gab ihn so ungern her wie zuvor Kettricken. »Verstehst du wirklich so gut damit umzugehen?«
    Ein merkwürdiges Lächeln verzerrte ihr Gesicht, und sie senkte den Blick auf ihre krummen Finger. »Ich würde nicht behaupten, etwas zu können, wenn es nicht so wäre. Einige meiner alten Talente sind mir erhalten geblieben.«
    Wir machten uns daran, wieder auf den Wall hinaufzusteigen. Krähe ging mit ihrem Stab in der Hand voraus, und ich folgte ihr auf ihren Wunsch hin in einer Stablänge Abstand. Sie sprach kein Wort, während sie mit ihren forschenden Blicken und manchmal auch behutsam mit dem Stock den Boden prüfte, bevor sie einen Fuß vor den anderen setzte. Ich konnte nicht erkennen, wonach sie ihre Entscheidungen traf, aber Geröll und verharschter Schnee blieben unter ihren kurzen Schritten ruhig liegen. Bei ihr sah es so einfach aus, dass ich mir beinahe töricht vorkam.
    Sie essen jetzt. Und keiner hält Wache.
    Ich gab diese Information an Krähe weiter, die grimmig nickte. Insgeheim war ich unruhig und fragte mich, ob sie wirklich imstande sein würde zu tun, was getan werden musste. Mit einem Bogen umgehen zu können, das ist eine Sache. Einen Mann zu erschießen, während er friedlich sein Abendessen verzehrt, erfordert neben einem guten Auge und einer ruhigen Hand auch noch andere Fähigkeiten. Ich dachte an Merles Einwand und überlegte, welcher Mann angesichts von drei Gegnern einfach vortreten und eine förmliche Herausforderung zum Kampf aussprechen würde. Ich legte die Hand auf den Knauf meines Kurzschwerts. Hatte Chade mir das nicht prophezeit? Für meinen König zu morden, ohne jedoch die Ehre und den Ruhm des Soldaten auf dem Schlachtfeld zu erfahren. Gleichwohl hatten auch meine Erinnerungen an Schlachtfelder recht wenig mit Ehre oder Ruhm zu tun gehabt.
    Plötzlich lag die Geröllhalde hinter uns, und wir stiegen auf festen Boden hinunter. Krähe wartete, bis ich neben ihr stand. »Wir haben noch ein Stück zu gehen, aber wenn wir da sind, lass mich vorher einen geeigneten Platz aussuchen und den ersten Pfeil abfeuern. Sobald der Mann fällt, lässt du dich sehen und lenkst ihre Aufmerksamkeit auf dich. Sie achten dann vielleicht nicht auf mich, und ich komme in aller Ruhe noch einmal zum Zuge.«
    »Hast du so etwas schon einmal getan?«, erkundigte ich mich.
    »Es ist nicht viel anders als auf der Jagd, Fitz. Aber wir müssen jetzt leise sein.«
    Nun wusste ich, dass sie noch nie aus dem Hinterhalt gemordet und vielleicht überhaupt noch nie einen Menschen getötet hatte. Allmählich kamen mir Zweifel, ob es klug gewesen war, ihr den Bogen zu überlassen. Gleichzeitig war ich auf seltsam egoistische Weise dankbar für ihre Begleitung. Ich fragte mich, ob mir mein Schneid abhandengekommen war.
    Vielleicht lernst du gerade, dass es besser ist, auf der Jagd wie im Kampf Rudelgefährten zu haben.
    Vielleicht.
    Auf der Straße gab es nur wenig Deckung. Über und unter uns fast senkrechte Felswände, die Straße selbst eben und kahl. Wir umrundeten einen Felsvorsprung, und da erschien ihr Lager. Alle drei Soldaten saßen ahnungslos um das Feuer, aßen und schwatzten. Die Pferde fingen unsere Witterung auf, schnaubten und stampften; aber da sie schon seit einiger Zeit wegen des Wolfs unruhig gewesen waren, schenkten die Männer ihnen offenbar keine Beachtung. Krähe legte im Gehen den Pfeil auf die Sehne und hielt den Bogen schussbereit. Letztlich war es ganz leicht. Ein würdeloses, unschönes Gemetzel, aber leicht. Sie hob den Bogen, spannte ihn und schoss, als einer der Männer den Kopf hob und uns bemerkte. Der Pfeil schlug ihm mitten in die Brust. Die anderen beiden sprangen auf, sahen uns und griffen nach den Waffen. Aber diese kurze Zeit genügte Krähe, um einen zweiten Pfeil aufzulegen und zu

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