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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Nach allem, was wir zusammen erlebt haben, wie kannst du da noch fragen? Doch ich liebe dich wie ein Mann einen anderen Mann...« Hier grinste der Narr mich lüstern an; dann trat plötzlich ein Funkeln in seine Augen, und ich wusste, gleich würde er mir etwas Schreckliches antun.
    Schon war er mit einem behenden Satz auf einen umgestürzten Baumstamm gesprungen, warf von diesem Podest Merle einen triumphierenden Blick zu und rief theatralisch: »Er liebt mich, sagt er! Und ich liebe ihn!« Dann sprang er zu Boden und nahm unter wildem Gelächter Reißaus.
    Ich strich mir in dumpfer Verzweiflung mit beiden Händen durchs Haar, kletterte langsam über den Stamm hinweg, während mich Krähes Lachen und ein erboster Wortschwall Merles verfolgten. Wenn ich doch nur so schlau gewesen wäre, den Mund zu halten! Es war schlimm genug, dass Merle und ich schon seit längerem kaum mehr ein ausführlicheres Wort miteinander gewechselt hatten. Ich hatte mich damit abgefunden, dass sie die Alte Macht als einen Makel empfand. Damit stand sie nicht allein, doch wenigstens hatte sie versucht, etwas Verständnis aufzubringen. Nun kam aber ein sehr persönlicher Grund dazu, um schlecht auf mich zu sprechen zu sein. Erneut hatte ich ein Stück menschlicher Zuneigung verloren. Ein Teil von mir vermisste schmerzlich die Verbundenheit, die in der ersten Zeit zwischen uns bestanden hatte. Ich vermisste unsere kleinen vertraulichen und zärtlichen Gesten, so zum Beispiel nachts Rücken an Rücken zu schlafen oder sich beim Gehen unter den Armen einzuhaken. Ich dachte, mein Herz hätte sich gegenüber solchen Bedürfnisse verschlossen, aber plötzlich fehlte mir das Gefühl menschlicher Nähe.
    Und als hätten diese Überlegungen eine Bresche in meine Schutzmauern geschlagen, dachte ich unvermittelt an Molly und an Nessel - sie befanden sich beide meinetwegen in Gefahr. Ohne Vorwarnung spürte ich sogleich eine unsichtbare Bedrohung, und mir schlug das Herz bis zum Hals. Nicht an sie denken, ermahnte ich mich und sagte mir wieder und wieder, dass es nichts gab, was ich sonst tun konnte. Ich hatte keine Möglichkeit, ihnen eine Warnung zukommen zu lassen, keine Möglichkeit, bei ihnen zu sein, bevor Edels Handlanger sie erreichten. Mir blieb nichts anderes übrig, als auf Burrichs starken Arm zu vertrauen und mich an die Hoffnung zu klammern, dass Edel keine genauen Informationen über ihren Aufenthaltsort besaß.
    Ich sprang über einen kleinen plätschernden Bach und traf wieder auf den Narren, der am anderen Ufer auf mich gewartet hatte. Schweigend ging er neben mir her. Sein Übermut schien verflogen zu sein.
    Selbst ich wusste nicht genau, wo sich Mollys und Burrichs Zufluchtsort befand. Oh, ich kannte den Namen einer Ortschaft in der Nähe, doch solange ich den für mich behielt, waren sie in Sicherheit.
    »Was du weißt, kann auch ich wissen.«
    »Was hast du gesagt?«, fragte ich den Narren. Seine Worte passten so genau zu meinen Gedanken, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    »Ich sagte, was du weißt, kann auch ich wissen«, wiederholte er geistesabwesend.
    »Warum?«
    »Genau meine Meinung. Weshalb sollte ich wissen wollen, was du weißt?«
    »Nein, ich meinte, weshalb hast du das gesagt?«
    »Glaub mir, Fitz, ich habe nicht die geringste Ahnung. Die Worte kamen mir einfach in den Sinn und schon waren sie heraus. Ich rede häufig, ohne nachzudenken.« Der letzte Satz hörte sich fast nach einer Entschuldigung an.
    »Ich auch.« Mehr sagte ich nicht dazu, aber ich war beunruhigt. Seit dem Vorfall bei dem Pfeiler hatte er wieder viel mehr Ähnlichkeit mit dem Narren, an den ich mich aus Bocksburg erinnerte. Ich freute mich über sein wiedergewonnenes Selbstvertrauen und den neuen Schwung. Gleichzeitig fürchtete ich, er könnte zu fest darauf bauen, dass die Dinge sich entwickelten, wie sie sollten. Dann schüttelte ich den Kopf, um diese Gedanken loszuwerden und rief mir die von Krähe gestellte, noch ungelöste Aufgabe ins Gedächtnis. Ich grübelte darüber nach, während ich mich durch dichtes Gestrüpp zwängte und tiefhängenden Ästen auswich.
    Vom späten Nachmittag an führte uns unser Weg tiefer und tiefer in ein Tal hinein. An einer Stelle bot der Pfad einen Ausblick auf das, was vor uns lag. Ich erspähte an den Wegesrändern die grün knospenden Zweige von Weiden und die rosig getönten Stämme von Papierbirken im hohen Gras eines Wiesengrunds. Weiter hinten lugten die braunen Kolben letztjähriger

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