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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Frau«, warf ich ein; aber ich glaube nicht wirklich, dass sie mich hörte.
    »Dann tat ich es doch, selbst als ich bereits wusste, dass es dir nicht gefallen würde. Nur so konnte ich mir doch hier einen Platz erkaufen... hier in deiner Nähe, wo ich Zeugin werden kann von... nun ja, deinen Taten, welche du auch immer vollbringen wirst. Um zu sehen, was noch kein Sänger je besungen hat, wie die Steinbildnisse heute. Weil es meine einzige Aussicht auf eine Zukunft ist. Ich muss Stoff für ein großes Lied haben, für einen Heldengesang. Ich muss von etwas berichten können, das meinen Namen berühmt macht. Etwas, das mir ein warmes Plätzchen und eine warme Mahlzeit sichert, wenn ich zu alt bin, um von Burg zu Burg zu reisen.«
    »Hättest du dich nicht mit einem Mann zufriedengeben können, mit einem gemeinsamen Eheleben und Kindern?«, fragte ich. »Es fällt dir doch sicher nicht schwer, die Blicke von Männern auf dich zu ziehen. Es muss doch einen geben, der...«
    »Kein Mann nimmt eine Frau zum Weib, die nicht gebären kann«, sagte sie erschreckend nüchtern. »Nach dem Fall von Burg Barchent hielt man mich für tot und ließ mich einfach liegen. Dann lag ich dort unter den Toten und war überzeugt davon, dass ich bald sterben würde, denn ich konnte mir nicht vorstellen weiterzuleben. Um mich herum schlugen Flammen zum Himmel; Verwundete schrien; ich roch verbranntes Fleisch...« Ihr verschlug es die Stimme. Als sie weitersprach, klang sie schon etwas gefasster. »Aber ich überlebte. Mein Körper war stärker als mein Wille. Am zweiten Tag schleppte ich mich zum Wasser. Andere Überlebende fanden mich. Ich lebte, und es ging mir besser als manchen anderen. Bis ich zwei Monate später merkte, dass man mir etwas Schlimmeres angetan hatte, als mich zu töten. Ich wusste, ich trug in mir ein Kind von einer dieser Kreaturen.
    Also ging ich gleich zu einer Heilerin, die mir Kräuter gab, die nicht halfen. Ich ging also ein zweites Mal zu ihr, und sie warnte mich, wenn das Mittel nicht gewirkt hätte, dann wäre es besser, ich würde den Dingen ihren Lauf lassen. Stattdessen ging ich zu einer anderen Heilerin, die mir einen Trank zubereitete. Davon fing ich an zu bluten. Das Kind wurde ausgetrieben, aber das Bluten wollte nicht aufhören. Ich ging zu den Heilerinnen zurück, erst zu der einen, dann zu der anderen, aber keine konnte mir helfen. Sie sagten, es würde mit der Zeit von alleine zum Stillstand kommen; aber die eine sagte mir auch, sehr wahrscheinlich würde ich nie wieder ein Kind haben.« Ich hörte, wie sie tief einatmete. »Ich weiß, du findest es liederlich, wie ich mit Männern bin, aber nachdem man einmal gezwungen wurde, ist es... anders. Ich sage zu mir selbst: ›Nun, das kann dir jederzeit wieder passieren, solange du also die Wahl hast, entscheide selbst, wann und mit wem. Es wird nie Kinder für mich geben und deshalb auch keinen Ehemann.‹ Weshalb sollte ich mir also nicht das Beste von dem nehmen, was ich kriegen kann? Durch dich fing ich an zu zweifeln, weißt du das? Bis wir in Mondesauge angelangt waren. Mondesauge war für mich der Beweis, dass ich Recht gehabt hatte. Und von Mondesauge kam ich nach Jhaampe, und ich wusste, ich hatte das Recht zu tun, was immer nötig war, um mein eigenes Überleben zu sichern. Denn es wird keinen Mann und keine Kinder geben, um für mich zu sorgen, wenn ich alt bin.«
    Ich sah trotz der Dunkelheit, wie sie die Hände im Schoß ineinanderkrampfte. »Manchmal denke ich, es wäre besser gewesen, sie hätten mich entfremdet...«
    »Nein, das darfst du nicht sagen. Niemals.« Ich wagte nicht, sie zu berühren, aber sie drehte sich plötzlich herum und vergrub das Gesicht an meiner Brust. Als ich zaghaft den Arm um sie legte, spürte ich, wie sie zitterte. Dass ich so begriffsstutzig gewesen war! »Merle, ich habe mir nichts dabei gedacht. Als du sagtest, Burls Soldaten hätten einige der Frauen vergewaltigt... Mir ist dabei nicht der Gedanke gekommen, dass es auch dich getroffen haben könnte.«
    »Oh.« Sie war kaum zu verstehen. »Ich dachte, du hättest es nicht für wichtig genommen. In Farrow habe ich sagen hören, eine Vergewaltigung wäre nur schlimm für Mädchen und Frauen, die noch unberührt sind oder vermählt. Ich dachte, du wärst vielleicht der Meinung, eine wie ich verdient es nicht besser.«
    »Merle!« Wider jede Vernunft nahm ich ihr übel, dass sie mich für derart herzlos halten konnte. Dann dachte ich zurück. Ich hatte die

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