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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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blutunterlaufenen Stellen in ihrem Gesicht gesehen. Hätte ich nicht stutzig werden müssen? Dass Burl ihr die Finger brechen ließ, um mich zum Nachgeben zu zwingen - hatte ich ihr je gesagt oder zu verstehen gegeben, wie leid es mir tat? Dass Burls Drohung, ihr noch Schlimmeres anzutun, mich bewogen hatte, jeden Widerstand aufzugeben? Ich hatte angenommen, der Wolf wäre der Grund für den Bruch zwischen uns gewesen. Was musste sie über meine Gleichgültigkeit gedacht haben?
    »Ich habe viel Schmerz in dein Leben gebracht«, gab ich zu. »Glaub nicht, ich wüsste nicht, wie wertvoll die Hände einer Musikantin sind - oder dass ich es für bedeutungslos halte, dass man sich an dir vergangen hat. Wenn du darüber sprechen möchtest, werde ich zuhören. Manchmal hilft es zu reden.«
    »Und manchmal hilft es nicht.« Plötzlich wurde ihr Griff um meine Schulter fester. »Denk nur an den Tag, an dem du vor uns standest und darüber sprechen musstest, was Edel dir angetan hat... Mein Herz blutete deinetwegen, aber dadurch wurde nichts ungeschehen gemacht. Nein. Ich will nicht darüber sprechen oder auch nur daran denken.«
    Ich hob ihre Hand an die Lippen und küsste ihr die Finger, die um meinetwillen gebrochen worden waren. »Ich verwechsele keinesfalls das, was dir angetan wurde, mit dem, was du bist. Wenn ich dich anschaue, sehe ich Merle Vogelsang, die fahrende Musikantin.«
    Sie nickte an meiner Brust, und ich wusste, es war so, wie ich vermutet hatte. Wir beide teilten diese Furcht. Wir wollten nicht als Opfer leben. Mehr sagte ich nicht, sondern saß nur da und hielt sie fest. Wie schon früher kam mir folgender Gedanke: Selbst wenn wir Veritas finden, selbst wenn durch seine Rückkehr das Kriegsglück sich wunderbar zu unseren Gunsten wendet und wir den Sieg davontragen werden - für viele würde das alles dann dennoch viel zu spät kommen. Ich hatte einen langen, mühevollen Weg zurückgelegt; doch immer noch wagte ich zu hoffen, dass an seinem Ende ein eigenes Leben auf mich wartete. Merle hatte nicht einmal diese Hoffnung. Wie weit sie auch landeinwärts flüchtete, sie würde den Krieg nie hinter sich lassen können. Ich drückte sie fester an mich und spürte, wie ihr Schmerz in mich hineinströmte. Nach einer Weile hörte sie auf zu zittern.
    »Es ist dunkel«, meinte ich schließlich. »Wir kehren am besten ins Lager zurück.«
    Sie seufzte und stand auf. Ich wollte mich auf den Weg machen, aber sie hielt mich an der Hand fest. »Nimm mich«, sagte sie einfach. »Nur einmal, nur für hier und jetzt. In Zärtlichkeit und Freundschaft. Um das - andere auszulöschen. Gib mir wenigstens das von dir.«
    Ich begehrte sie. Ich begehrte sie mit einem schmerzlichen Verlangen, das, so glaube ich, nichts mit Liebe zu tun hatte und auch nur wenig mit Lust. Sie war so warm und lebendig. Wir hätten uns gegenseitig Trost und Zuflucht geschenkt. Hätte ich nur einfach bei ihr liegen und mich danach ohne schlechtes Gewissen erheben können, ohne deswegen anders für Molly zu empfinden, dann hätte ich es getan. Doch was ich für Molly fühlte, beinhaltete eine darüber hinausgehende Gültigkeit. Ich hatte Molly ein Recht auf mich eingeräumt. Ich konnte es nicht einfach widerrufen, nur weil wir eine Zeit lang getrennt waren. Es gab keine Worte, um Merle begreiflich zu machen, dass es keine Zurückweisung für sie bedeutete, wenn ich Molly die Treue hielt. Deshalb sagte ich: »Nachtauge kommt. Er hat ein Kaninchen.«
    Merle trat dicht an mich heran. Sie ließ die Hand an meiner Brust bis zu meinem Hals hinaufgleiten. Ihre Finger zeichneten die Linie meines Unterkiefers nach und streichelten meine Lippen. »Schick ihn weg«, sagte sie leise.
    »Ich könnte ihn niemals so weit wegschicken, dass er nicht alles wüsste, was wir tun«, erklärte ich wahrheitsgemäß.
    Ihre Hand hielt in der Bewegung inne. »Alles?«, fragte sie bestürzt.
    Alles. Er setzte sich neben uns hin. Ein zweites Kaninchen baumelte zwischen seinen Kiefern.
    »Wir sind verschwistert. Wir teilen alles.«
    Sie ließ die Hand sinken und trat von mir zurück. Ihr Blick richtete sich auf die dunkle Silhouette des Wolfs. »Alles, was ich dir eben gesagt habe...«
    »Er versteht es auf seine eigene Weise. Nicht wie ein Mensch, aber...«
    »Wie hat Molly darüber gedacht?«
    Ich holte tief Atem. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass unser Gespräch eine solche Wendung nehmen würde. »Sie hat es nicht gewusst.« Nachtauge trollte sich in Richtung des Lagers

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