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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ich stand auf und schlug den Weg zu dem schwarzen Pfeiler ein. Ich kam an dem Mädchen und ihrem Drachen vorbei und beschleunigte meinen Schritt, um mich von ihr nicht ablenken zu lassen. Irgendwo in den Wäldern sammelten die anderen Feuerholz, während Nachtauge in ihrer Nähe herumstöberte.
    Willst du wirklich ohne mich gehen?
    Ich werde nicht lange fort sein, Bruder.
    Soll ich kommen und bei dem Pfeiler auf dich warten?
    Nein, wache für mich über die Königin.
    Mit Vergnügen. Sie hat heute für mich einen Vogel erlegt.
    Ich spürte seine Bewunderung und Ernsthaftigkeit. Was gibt es Besseres als ein Weibchen, das gut zu jagen versteht?
    Ein Weibchen, das großzügig teilt.
    Lass mir auch etwas übrig.
    Du kannst die Fische haben, erklärte er großzügig.
    Ich schaute an dem schwarzen Pfeiler empor, der vor mir aufragte. Da war das Symbol. Einfach wie eine Tür, hatte Veritas gesagt. Das Symbol berühren und hindurchgehen. Schön und gut, aber mein Bauch war voller Schmetterlinge, und es kostete mich Überwindung, die flache Hand auf den schwarzen Stein zu legen. Ich spürte einen Sog an meiner Gabe. Ich tat einen Schritt, und...
    ... ich trat von grellem Sonnenlicht in grünflimmernden, kühlen Schatten. Die Luft war feuchtwarm und schwer von Pflanzengeruch. Wo sich bei meinem ersten Besuch zaghaft der Frühling angekündigt hatte, empfingen mich jetzt ein strotzender Urwald und ein Willkommenskonzert von Fröschen und Insekten. Nach der Leere und Stille des Steinbruchs war diese Fülle von Leben fast überwältigend. Ich blieb eine Weile stehen, um mich erst einmal daran zu gewöhnen. Vorsichtig senkte ich meine Schutzwehren und griff suchend hinaus. Abgesehen von dem Pfeiler hinter mir spürte ich keine Strömung der Gabe. Langsam atmete ich auf. Vielleicht hatte Veritas mit seinem Gabensturm, der Carrod zum Verhängnis geworden war, mehr erreicht als gedacht. Vielleicht hatten sie jetzt Angst, ihn noch einmal herauszufordern. Ich hielt mich an diesem Gedanken fest, als ich mir schließlich einen Ruck gab und auf die Suche nach den versteinerten Drachen ging.
    Bald war meine Hose nass bis zu den Knien vom Waten durch das hohe, feuchte Gras, während gleichzeitig von den Ranken und Blättern Tropfen auf meinen Kopf und meine Schultern herabregneten. Mich störte es nicht, eher fühlte ich mich nach der trockenen Luft des kahlen Felses und dem Staub des Steinbruchs erfrischt. Was hier allerdings beim letzten Mal ein halbwegs erkennbarer Pfad gewesen war, wand sich jetzt als kaum fußbreiter Korridor zwischen dem üppigen Grün eines wuchernden Regenwaldes hindurch. An einem seichten, vor sich hinplätschernden Bach pflückte ich eine Handvoll scharfer Wasserkresse, an der ich im Weitergehen herumknabberte. Ich nahm mir vor, abends für meine Gefährten einen Batzen davon mitzunehmen, und rief mir dann wieder meine Mission ins Gedächtnis. Drachen. Wo waren die Drachen?
    Natürlich hatten sie sich nicht von der Stelle gerührt, nur waren inzwischen die Büsche, Sträucher und Gräser ringsherum in die Höhe geschossen. Dann erspähte ich den Stumpf eines vom Blitz gefällten Baums, an den ich mich erinnerte und von dem ich wusste, dass ganz in seiner Nähe Realders Drache lag. Mit ihm wollte ich beginnen, denn er erschien mir am vielversprechendsten. Als könnte es uns bei der Verständigung helfen, nahm ich mir die Zeit, ihn von Ranken und anhaftenden Gräsern zu befreien, und dabei machte ich eine eigenartige Feststellung. Der Leib des schlummernden Drachen folgte akkurat der Kontur des Erdbodens, auf dem er lag. Es sah nicht aus, als hätte man eine Skulptur geschaffen und sie dann hierhergebracht, sondern als hätte ein lebendiges Geschöpf sich zur Ruhe gebettet und nie wieder erhoben.
    Ich bemühte mich, all meine ketzerischen Zweifel zu überwinden und daran zu glauben. Dies waren dieselben Uralten, die sich auf König Weises Bitten hin erhoben hatten. Sie waren riesigen Vögeln gleich zum Meer geflogen und hatten dort die Korsaren besiegt und sie von unseren Küsten vertrieben. Aus dem Himmel waren sie auf die Roten Schiffe hinabgestoßen, hatten die Besatzung mit Furcht und Schrecken erfüllt oder mit dem Sturm ihrer Schwingen die See so lange aufgepeitscht, bis haushohe Wellen die Masten und Rümpfe der Schiffe zerschmettert hatten. Und sie würden es wieder tun, falls es mir gelang, sie zum Leben zu erwecken.
    »Ich werde es versuchen«, sagte ich laut und im Brustton der Überzeugung. »Ich werde

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