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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Das musste der Narr gewesen sein, sagte ich mir, weil er wohl tatsächlich zu leichtsinnig war, und ich nahm mir vor, auf der Stelle zu ihm zu gehen und ihm ins Gewissen zu reden.
    FitzChivalric. Komm sofort zu mir.
    Ich seufzte. Wahrscheinlich hatte ich irgendwo vergessen zu fegen. Das waren nun die Pflichten, die mich von Molly fernhielten, während sie sich allein durchschlagen musste. Auf dem Rückweg zum Lager gönnte ich mir kurz die verbotene Freude, an sie zu denken.
    Ich fragte mich, ob sie einen Unterschlupf gefunden hatten und wie schwer Burrich verletzt war. Sie hatten bei ihrer Flucht nichts mitnehmen können. Was würden sie nun anfangen? Oder waren Edels Männer ihnen doch gefolgt? Hatten sie Molly und das Kind nach Fierant verschleppt? Lag Burrich irgendwo tot im Staub?
    Glaubst du wirklich, das könnte geschehen, ohne dass du es gespürt hättest? Davon abgesehen, ist sie meiner Ansicht nach mehr als imstande, für sich und das Kind zu sorgen - und auch für Burrich. Hör auf, an sie zu denken. Und hör auf, dich in Selbstmitleid zu suhlen. Ich habe eine Aufgabe für dich.
    Ich kehrte zu dem Drachen zurück und nahm meinen Besen zur Hand. Stumm fegte ich vor mich hin, bis Veritas endlich auf mich aufmerksam wurde.
    »Aha, Fitz, da bist du ja.« Er stand auf, reckte sich und krümmte den Rücken, um die Schmerzen der verspannten Muskeln zu lindern. »Komm mit.«
    Ich folgte ihm hinunter zum Lagerfeuer, wo er sich erst einmal damit beschäftigte, Wasser aufzusetzen. Er nahm sich ein Stück von dem Trockenfleisch, betrachtete es von allen Seiten und meinte wehmütig: »Was gäbe ich für ein Stück von Saras frischgebackenem Brot. Nun ja.« Er wandte sich an mich. »Setz dich, Fitz. Es gibt etwas zu bereden. Ich habe mir gründlich durch den Kopf gehen lassen, was du mir berichtet hast, und ich möchte, dass du etwas für mich tust.«
    Ich ließ mich auf einem Stein beim Feuer nieder und schüttelte insgeheim den Kopf. In einem Moment redete er wunderliches Zeug daher, aus dem ich beim besten Willen nicht schlau werden konnte, und im nächsten hörte er sich ganz nach dem Mann an, der so viele Jahre mein Mentor gewesen war. Er ließ mir keine Zeit, meinen Gedanken nachzuhängen.
    »Fitz, du bist auf dem Weg hierher im Garten der versteinerten Drachen gewesen. Du hast mir gesagt, du und der Wolf, ihr hättet Leben in ihnen gespürt. Ein Regen der Alten Macht, wie du es nennst. Und der eine, Realders Drache, schien fast wieder lebendig geworden zu sein, als du seinen Namen nanntest.«
    »Genau das gleiche Gefühl habe ich auch bei der Drachenreiterin hier im Steinbruch«, warf ich ein.
    Veritas schüttelte betrübt den Kopf. »Armes Ding, ich fürchte, für sie kann man nichts tun. Sie wollte unbedingt ihre menschliche Gestalt behalten und hat nicht alles von sich in den Drachen hineingegeben. Dadurch fehlte ihm die Kraft emporzusteigen, und so muss sie nun dort bleiben, an den Stein gefesselt bis in alle Ewigkeit. Ich habe mir diese Mahnung zu Herzen genommen. Wenigstens so viel Gutes hat ihr Schicksal bewirkt. Wenn ich den Drachen fülle, werde ich nichts zurückhalten. Es wäre ein klägliches Ende, findest du nicht, so weit gekommen zu sein, so viel geopfert zu haben, um sich dann nicht in die Lüfte erheben zu können? Wenigstens davor werde ich mich hüten, nämlich diesen einen Fehler zu begehen.« Er biss ein Stück Fleisch ab und kaute nachdenklich darauf herum.
    Ich schwieg. Er war mir wieder entglitten. Manchmal konnte man nichts anderes tun als warten, bis Veritas’ verschlungene Gedankengänge ihn wieder auf ein Thema brachten, über das man vernünftig mit ihm sprechen konnte. Ich entdeckte einen zweiten silbernen Fleck in seinem Gesicht, an der Stirn, als hätte er sich gedankenlos den Schweiß abgewischt. Er schluckte den Bissen hinunter.
    »Sind noch Teeblätter übrig?«, fragte er und fügte im gleichen Atemzug hinzu: »Ich will, dass du noch einmal zu den Drachen gehst. Ich will, dass du versuchst, ob du sie mit der Gabe und der Alten Macht zusammen aufzuwecken vermagst. Als ich dort war, konnte ich keine Spur von Leben in ihnen entdecken, was ich auch versuchte. Meine Befürchtung und Vermutung war damals, sie hätten zu lange geschlafen und wären verhungert; sie hätten so lange von ihren eigenen Träumen gezehrt, bis nichts mehr übrig war.«
    Merle hatte eine Handvoll welker Nesseln und Minzeblätter zurückgelassen. Ich gab sie in den Teetopf und goss kochendes Wasser darüber.

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