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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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rechnete deshalb mit allem und wartete buchstäblich darauf, dass Will und Burl urplötzlich aus dem Pfeiler auftauchen konnten. Aus diesem Grund hielt ich meine Schutzwehren fest geschlossen. Danach blieb mir nichts anderes als abzuwarten. Wenn ich nicht zurückkam, musste Veritas ahnen, dass etwas Unvorhergesehenes geschehen war. Allerdings glaubte ich nicht, dass er so leichtsinnig sein würde, durch den Pfeiler zu kommen, um mich zu suchen. Nein, er würde seinen Drachen nicht so lange allein lassen. Aus dieser Bredouille musste ich mich selbst befreien. Bei Einbruch der Dunkelheit kamen die Insekten hervor. Es waren Heerscharen beißender, stechender, krabbelnder Insekten, und natürlich war da auch noch die eine unvermeidliche Stechmücke, die sich nicht davon abbringen ließ, dicht an meinem Ohr herumzusurren. Bodennebel stieg auf und machte sich mit seiner Feuchtigkeit in meinen Kleidern bemerkbar. Die Soldaten hatten unterdessen ein kleines Feuer entzündet. Der Duft von Haferkuchen wehte zu mir herüber, und ich fragte mich, ob es mir wohl gelingen könnte, ihnen das Leben zu nehmen, bevor sie alles aufgegessen hatten. Mit einem grimmigen Grinsen pirschte ich mich lautlos ein Stück näher heran. Die hereinbrechende Nacht, ein Lagerfeuer und ein Abendessen bedeuteten im Allgemeinen gesellige Unterhaltung. Doch diese Männer sprachen wenig. Und wenn, dann nur mit gedämpfter Stimme. Ihnen gefiel dieser Auftrag offenbar nicht. Auf der langen schwarzen Straße hatten einige andere von ihnen den Verstand verloren. Und jetzt war ihnen ganz und gar nicht geheuer, bei diesen steinernen Drachen sitzen zu müssen! Davon abgesehen, hörte ich genug aus ihren knappen Gesprächen heraus, um meine Vermutungen bestätigt zu finden. Drei Mann waren zur Wache dieses Pfeilers eingeteilt, und ein ganzes Dutzend anderer hatte die Aufgabe, dessen Gegenstück auf dem Marktplatz zu bewachen, wo der Narr seine Vision gehabt hatte. Der Haupttrupp war im Eilmarsch zum Steinbruch weitergezogen. Der Zirkel setzte alles daran, Veritas jeden möglichen Fluchtweg zu versperren.
    Für mich war es gut zu wissen, dass die Soldaten für den Weg zum Steinbruch ebenso lange brauchen würden wie wir zuvor. Denn damit waren Veritas und die anderen wenigstens heute Nacht noch sicher. Alles andere war jedoch nur eine Frage der Zeit. Mein Entschluss stand fest: Ich musste so schnell wie möglich durch den Pfeiler zu ihnen zurückkehren. Gleichwohl hatte ich nicht die Absicht, mich auf einen Kampf einer gegen drei einzulassen. Es blieb noch die andere Möglichkeit, sie einen nach dem anderen aus dem Hinterhalt zu töten, doch dies erschien mir als Kunststück, von dem ich bezweifelte, ob selbst Chade es so einfach fertiggebracht hätte. Dann fiel mir noch eine dritte Möglichkeit ein, nämlich ein umfassendes Ablenkungsmanöver, mit dem ich vielleicht unerkannt den Pfeiler erreichen konnte.
    So entfernte ich mich zunächst von dem Lagerfeuer, bis ich glaubte, außer Hörweite zu sein. Dann machte ich mich daran, trockenes Holz zu suchen. Dies war kein leichtes Unterfangen in diesem feuchten Dschungel, doch nach einer Weile hatte ich einen Armvoll zusammen. Mein Plan war denkbar einfach, und ich führte ihn auf gut Glück aus. Auf eine zweite Chance brauchte ich gar nicht erst zu hoffen; denn war das Misstrauen der Männer erst einmal geweckt, würde ich sie nicht mehr so einfach überrumpeln können.
    Ich überlegte, auf welcher Seite des Pfeilers das Zeichen für den Steinbruch gewesen war. Danach schlich ich mich in einem weiten Bogen zu den Drachenskulpturen auf der gegenüberliegenden Seite. Dort suchte ich mir von den Drachen jenen so gefährlich aussehenden Burschen aus, der mir wegen seiner Haarbüschel schon bei meinem ersten Besuch aufgefallen war. Er schien mir wie geschaffen für unheimliche Schattenspiele. Hinter ihm säuberte ich einen Fleck von feuchtem Gras und Blättern und zündete mein Feuer an. Es war nur klein, aber ich hoffte, es würde genügen; schließlich brauchte ich nur etwas Widerschein und Rauch für ein gespenstisches Szenario. Ich wartete, bis die Flammen hochschlugen, dann machte ich mich davon und schob mich auf dem Bauch so dicht an den Pfeiler heran, wie ich es für sicher hielt. Nun brauchte ich nur noch abzuwarten, bis die Soldaten mein Feuer entdeckten. Ich hoffte, danach würde wenigstens ein Mann aufstehen und hingehen, und die beiden anderen würden ihm hoffentlich gespannt hinterherschauen. Ich hatte dann

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