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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nur noch mit ein paar lautlosen Sätzen den Pfeiler zu erreichen, um mit einem Handschlag zu verschwinden.
    Bedauerlich nur, dass die Soldaten mein Feuer nicht bemerkten. Von meinem Platz aus war es gar nicht zu übersehen: Rauchschwaden und ein rosiger Schimmer zwischen den Bäumen, der die Silhouette des Drachen wirkungsvoll zur Geltung brachte. Ich hatte gehofft, gerade das würde ihr Interesse wecken; aber der Drachen verdeckte stattdessen mit seinem massigen Leib mein Feuer nur allzu gut. Ich beschloss also, mit ein paar wohlgezielten Steinen nachzuhelfen, um die Aufmerksamkeit der Soldaten in die gewünschte Richtung zu lenken. Doch in dem zähem Lehmboden mit seinen saftigen Pflanzenbüscheln waren keine Steine. Nach schier endlosem Warten musste ich einsehen, dass mein Feuer zu erlöschen drohte, ohne seinen Zweck erfüllt zu haben. Wieder schlich ich davon, um im Dunkeln trockenes Holz zu sammeln. Dann jedoch hielt ich inne und horchte mit all meinen Sinnen auf.
    Mein Bruder, du bist schon lange fort. Ist dir etwas zugestoßen? Nachtauges schwacher Gedanke verriet Besorgnis.
    Ich werde gejagt. Sei still. Ich komme, sobald ich kann.
    Gerade hatte ich das Feuer mit neuem Brennholz angeschürt und den Rückzug zu meinem Lauerposten vollzogen, da verrieten mir bereits aufgeregte Stimmen, dass mein Ablenkungsmanöver diesmal Wirkung zu zeigen schien. Ich glaube nicht, dass ich mir Unvorsichtigkeit vorzuwerfen habe, es war schlicht Pech, dass gerade in dem Augenblick, als ich von einer Deckung zur anderen schlüpfte, ein Soldat die Fackel hob.
    »Dort! Da ist jemand!«, rief er, und seine beiden Kameraden stürmten auf mich zu.
    Während ich mich durch das Buschwerk schlängelte, hörte ich den einen fallen und fluchen, aber der zweite war ein flinker, behender Bursche. Im Nu war er mir dicht auf den Fersen, und ich bin bereit zu schwören, dass ich den Hauch seiner Schwertklinge spürte. Ich wich zur Seite aus und war plötzlich gezwungen, mich mit einem ungelenken Satz mehr schlecht als recht über die plötzlich vor mir auftauchende Keilerskulptur hinwegzuretten. Der Sprung war nicht hoch und nicht weit genug. Ich schlug mir an dem scharfkantigen Rücken des Drachen das Knie auf und stürzte hinter ihm zu Boden. So schnell wie möglich rappelte ich mich wieder auf. Mein Verfolger kam herangestürmt und holte mit seinem Schwert zu einem Hieb aus, der mich in zwei Hälften gespalten hätte, hätte er sich nicht mit dem Bein an einem der langen Hauer verheddert. Er taumelte, fiel und spießte sich an dem zweiten Hauer, der wie ein Krummsäbel aus dem klaffenden roten Maul des Keilers ragte, selbst auf. Der Mann stieß nur einen leisen, fast erstaunten Laut aus. Ich sah, wie er versuchte, sich zu erheben, aber der Hauer hatte sich wie ein Angelhaken in ihn gebohrt. Einen Augenblick zögerte ich, ergriff dann aber doch die Flucht, bevor der zweite Verfolger auftauchte. Hinter mir ertönte ein langgezogener Schmerzensschrei.
    Trotz allem bewahrte ich einen kühlen Kopf und dachte daran, mich langsam heranzuschleichen. Fast hatte ich den Pfeiler erreicht, als ich die suchende Fühlung der Gabe spürte. Ich erinnerte mich an das letzte Mal, als ich das gefühlt hatte. Wurde Veritas etwa angegriffen? Im Steinbruch? Ein Mann war bei dem Pfeiler zurückgeblieben, aber ich beschloss, es mit ihm und seinem Schwert aufzunehmen, um zu meinem König zu gelangen. Ich überquerte die Grasfläche zwischen den Bäumen und dem Pfeiler, wo der Soldat stand und in die Richtung des Feuers und der anhaltenden Schreie blickte. Eine zweite Fühlung der Gabe streifte mich.
    »Nein!«, schrie ich, »Ihr dürft Euch nicht in Gefahr bringen!« Doch schon trat mein König aus dem Pfeiler und hielt sein schartiges, stumpfes Schwert in der silbern schimmernden Hand. Er tauchte hinter dem Soldaten auf, den wiederum mein unbedachter Ausruf veranlasst hatte, sich herumzudrehen. Er trat dem plötzlichen Feind gegenüber, obwohl in seinem Gesicht das nackte Grauen stand.
    Im Schein des Feuers sah Veritas aus wie ein Dämon. In seinem Gesicht glänzten silberne Flecken von einigen achtlosen Berührungen, während seine Hände und Arme glänzten wie aus poliertem Metall. Seine hageren Züge, die zerlumpten Kleider und sein abgrundtief düsterer Blick hätten jedem Menschen Entsetzen eingeflößt. Den Mut konnte ich dem Soldaten in Edels Diensten nicht absprechen; der Mann widerstand, parierte und setzte damit gleich die Riposte. Zumindest glaubte er

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