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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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für dich schmerzlich sein mögen.«
    Ich machte mich auf alles gefasst. »Deine Mutter hat dich geliebt«, sagte sie ruhig. »Du behauptest, du kannst dich nicht an sie erinnern, doch in Wahrheit ist es so, dass du ihr nicht vergeben kannst. Aber sie ist da, in dir und in deiner Erinnerung. Sie war hochgewachsen und blond, eine Frau aus den Bergen, und sie hat dich geliebt. Sie hat dich gewiss nicht aus freien Stücken hergegeben.«
    Krähes Worte ärgerten und verstörten mich. Ich wollte nichts davon hören; ich wollte nichts davon wissen; ich besaß keinerlei Erinnerung an die Frau, die mich geboren hatte. Über all die Jahre hatte ich immer wieder einmal in meinem Gedächtnis geforscht und keine Spur von ihr gefunden. Nicht die geringste.
    »Und wie verhält es sich mit dem zweiten Ding?«, fragte ich kalt.
    Mein Ärger erregte nur ihr Mitleid. »Das ist ebenso schlimm oder vielleicht noch schlimmer. Wieder handelt es sich um etwas, das du schon weißt. Wie traurig, dass die einzigen Geschenke, die ich für dich habe, nur Dinge sind, die du bereits besitzt. - Und das für dich, den Wandler, der mein Leben, das bis dahin wie ein Tod war, tatsächlich in einen Tod verwandelt hat, der aber nun wiederum ein Leben sein wird. Aber so sei es. Du wirst eines Tages wieder lieben. Du hast deine Jugendliebe verloren, deine Molly am Strand, mit ihrem braunen Haar und dem roten Umhang im Wind. Zu lange wart ihr getrennt, und zu viel hat sich ereignet. Und was ihr geliebt habt, was ihr wirklich geliebt habt, das war nicht etwa einer den anderen. Es war der Frühling eures Lebens, die Kraft der Jugend in euch, während der Krieg am Horizont aufblühte wie eure jungen, makellosen Körper. Wenn du ohne den Schleier der Verklärung zurückblickst, wirst du feststellen, dass du dich an mindestens ebenso viele Streitereien und Tränen erinnerst wie an Liebe und Küsse. Fitz. Sei klug. Lass sie gehen und erhalte dir diese ungetrübte Erinnerung. Bewahre von ihr in deinem Herzen, was du kannst, und lass ihr dabei den wilden, jungen Mann, den sie liebte. Denn beide, sowohl der Junge als auch das kecke Mädchen, sind nur noch Erinnerungen, und nicht mehr.« Sie schüttelte den Kopf. »Nicht mehr als Erinnerungen.«
    »Das ist nicht wahr!«, brauste ich auf. »Das ist nicht wahr!« Bei meinen laut hervorgestoßenen Worten war Kettricken hochgeschreckt. Sie schaute besorgt zu uns her. Ich konnte sie jedoch nicht ansehen. Sie war hochgewachsen und blond. Auch meine Mutter war hochgewachsen und blond gewesen. Nein. Ich konnte mich doch nicht an sie erinnern. Ich ging an Kettricken vorbei, während ich versuchte, nicht auf den stechenden Schmerz in meinem Knie zu achten. Als ich bei Veritas angelangte, kauerte ich mich bei ihm nieder.
    »Krähe sagt, Ihr werdet sterben, wenn der Drache vollendet ist. Sie sagt, Ihr werdet Euer ganzes Selbst in ihn hineingeben. So zumindest habe ich es mit meinen beschränkten Geisteskräften verstanden. Sagt mir, dass ich mich täusche.« Veritas setzte sich auf die Fersen zurück und fegte mit der Hand die Splitter zusammen, die er losgeschlagen hatte. »Du irrst dich«, sagte er milde. »Würdest du bitte den Besen holen und das hier wegkehren?«
    Als ich dann zurückkehrte und neben Veritas stand, wusste ich nicht, ob ich mit dem Besen einfach nur kehren oder ihn auf seinem Kopf zerschlagen sollte. Er spürte die Wut, die in mir brodelte; dennoch forderte er mich mit einer Handbewegung auf, die Stelle, wo er gearbeitet hatte, sauberzufegen. Ich tat es mit einem einzigen entschiedenen Streich.
    »Sieh an, sieh an«, sagte er sanft, »das ist mir ja eine ganz besondere Entschiedenheit und Wut, die du da an den Tag legst. So kraftvoll und leidenschaftlich. Ich glaube, die werde ich hier doch gleich in ihn hineinlegen.«
    Sacht wie den Schlag eines Schmetterlingsflügels fühlte ich die Berührung seiner Gabe. Meine Wut wurde mir einfach weggenommen, von meiner Seele geschält und aufgesogen von...
    »Nein. Folge ihr nicht.« Ein sanfter Stoß mit der Gabe von Veritas, und ich fand mich in meinem Körper wieder. Ich saß auf dem Sockel, während das ganze Universum sich in tollem Wirbel um mich drehte. Ich beugte mich langsam vor, zog die Knie an und lehnte den Kopf dagegen. Mir ging es unbeschreiblich schlecht. Wo gerade noch das Feuer meines Wutausbruchs aufgeflammt war, da empfand ich jetzt nur noch eine ausgebrannte Leere.
    »Nun siehst du«, erklärte Veritas, »ich habe dir deinen Wunsch erfüllt. Ich

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