Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
lückenloses Bild von den Ereignissen während meiner Abwesenheit machen. Krähe und Veritas hatten sich tatsächlich zu dem magischen Fluss begeben. Gleich nach mir waren sie durch den Pfeiler gegangen und in die Stadt gelangt. Dort hatte Krähe ihre Arme in den Fluss getaucht und Veritas seine Macht erneuert. Jeder Blick auf das Silber an ihren Armen erregte in mir einen lüsternen Gabenhunger. Eine Gier, die ich vor mir selbst leugnete und vor Veritas zu verbergen suchte. Ich glaube nicht, dass er sich täuschen ließ, doch er sprach mich auch nicht darauf an. Um mir Luft zu machen, verbarg ich meinen Neid und meine Eifersucht hinter der Maske der Vernunft und warf ihnen beiden vor, nur durch reines Glück wären sie nicht auf den Zirkel gestoßen. Veritas erwiderte gelassen, dass er sich der Gefahr bewusst gewesen wäre und dass er beschlossen hätte, das Risiko einzugehen. Irgendwie schmerzte es mich dann noch mehr, dass selbst mein Zorn ihn so unberührt ließ.
    Bei ihrer Rückkehr hatten sie den Narren dabei ertappt, wie er mit dem Meißel den Sockel von dem steinernen Mädchen auf ihrem Drachen bearbeitet hatte. Er hatte um eine Tatze den Stein weggeschlagen und mit der Arbeit an der zweiten begonnen. Der Fuß selbst blieb ein formloser Klumpen, aber der Narr bestand darauf, ihn fühlen zu können, obwohl er noch im Stein verborgen war. Er wäre überzeugt, sie wünsche sich weiter nichts von ihm, als den Drachen von dem zu befreien, was ihn daran hinderte, sich zu erheben. Vor Erschöpfung war er dem Zusammenbruch nahe gewesen, und Krähe hatte darauf bestanden, dass er sich in der Jurte hinlegte. Sie hatte das letzte Stück ausgelaugte Elfenrinde genommen, zu Pulver zerstoßen und noch einmal aufgegossen, um es ihm zum Trinken zu geben. Trotzdem blieb er geistesabwesend, matt und fragte auch kaum, was mir geschehen war. Ich hatte ein ungutes Gefühl seinetwegen.
    Meine Nachricht von Edels Soldaten hatte Bewegung in unser Lager gebracht. Nach dem Essen beorderte Veritas Merle, den Narren und den Wolf zum Eingang des Steinbruchs, um dort Wache zu halten. Ich blieb am Feuer sitzen, wobei ich ein feuchtes Tuch um mein geschwollenes und verfärbtes Knie gewickelt hatte. Oben bei dem Drachen hielt Kettricken die Feuer in Gang, während Veritas und Krähe ihre Arbeit fortführten. Zuvor war Merle, als sie Krähe bei der Suche nach Elfenrinde half, zufällig auf den Carrissamen gestoßen, der noch von Chade stammte. Krähe hatte ihn beschlagnahmt und daraus einen anregenden Trank gebraut, den sie und Veritas sich teilten. Nach dem Klang der Hammerschläge zu urteilen, arbeiteten sie danach noch mit furchteinflößenderer Geschwindigkeit.
    Merle hatte auch die Sonnenkranzkerne entdeckt, die ich vor langer Zeit auf dem Markt im Örtchen Lände als möglichen Ersatz für Elfenrinde erstanden hatte. Mit einem hinterhältigen Grinsen erkundigte sie sich, was ich damit wollte. Als ich es ihr erklärte, kriegte sie sich vor Lachen kaum noch ein und rückte dann schließlich damit heraus, dass man diese gemeinhin als Aphrodisiakum betrachtete. Ich rief mir die Worte des Kräuterhändlers in Erinnerung und schüttelte über mich selbst den Kopf. Der hintergründige Witz daran wurde mir schließlich klar, aber lächeln konnte ich darüber keineswegs.
    Nachdem ich eine Weile allein am brodelnden Feuer gesessen war, griff ich zu Nachtauge hinaus: Wie steht’s?
    Ein Seufzen. Die Mondsängerin würde lieber auf ihrer Harfe spielen. Der ohne Geruch würde lieber an seinem Stein herumklopfen. Und ich würde lieber jagen. Falls überhaupt Gefahr auf dem Weg ist, ist sie noch weit entfernt.
    Dann wollen wir hoffen, dass sie nicht schneller naht, als uns lieb ist. Sei wachsam, mein Freund.
    Ich verließ das Lager und humpelte den Schutthügel hinauf zu dem Drachenpodest. Drei der Tatzen waren freigelegt, und Veritas arbeitete gerade an der linken Vorderpranke. Ich stand eine Zeitlang neben ihm, was jedoch kein Anlass für ihn war, von mir Notiz zu nehmen. Er hämmerte und raspelte weiter am Stein und murmelte dabei alte Kinderreime oder Trinklieder vor sich hin. Schulterzuckend wandte ich mich ab und ging hinkend zu Krähe, vorbei an Kettricken, die lustlos ihre Feuer schürte. Krähe ließ die Hände über den Schweif des Drachen gleiten. Ihre Augen hatten einen nach innen gekehrten Blick, während sie die Schuppen heraufbeschwor, sie verfeinerte und ihnen Struktur verlieh. Ein Teil des Schweifs war noch im Stein verborgen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher