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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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in der Umgebung eines kleinen Feuers durch die Dunkelheit stromerte, während Merle und der Narr abwechselnd Wache hielten. Sie hatten ihren Lagerplatz auf eine Hügelkuppe verlegt, von wo aus sie einen guten Ausblick auf die gewundene Gabenstraße unten im Tal hatten. Vielleicht hätte ich aufstehen und zu ihnen gehen sollen, aber stattdessen rollte ich mich auf die Seite und fiel wieder in meine Träume. Ich träumte von Edels Truppen, die anmarschiert kamen: Eine Armee in Braun und Gold, die in den Steinbruch strömte, um uns im hinteren Teil der Schlucht an den steilen Felswänden in die Enge zu treiben und zu töten.
    Am Morgen erwachte ich von der feuchten Berührung einer Wolfsnase in meinem Gesicht. Du musst dringend auf die Jagd gehen , belehrte Nachtauge mich ernst, und ich pflichtete ihm bei. Als ich aus der Jurte trat, sah ich Kettricken von dem Sockel herunterkommen. Es wurde hell, und man brauchte keine Feuer mehr. Sie konnte sich schlafen legen, doch oben bei dem Drachen ging das Klingen und Klirren und Scharren immer weiter. Unsere Blicke trafen sich, als ich mich aufrichtete; dann schaute sie Nachtauge an.
    »Geht ihr auf die Jagd?«, fragte sie uns beide. Der Wolf wedelte freudig mit dem Schwanz hin und her. »Ich hole meinen Bogen«, sagte sie. Wir warteten. Gekleidet in ein sauberes Wams und den Bogen in der Hand, kam sie wieder zum Vorschein.
    An der Drachenreiterin ging ich nun vorbei, ohne sie weiter anzusehen. Als wir den Pfeiler passierten, sagte ich: »Hätten wir genügend Leute, würde ich hier zwei Posten aufstellen und zwei, die die Straße bewachen.«
    Kettricken nickte dazu. »Es ist seltsam. Ich weiß, sie kommen, um uns zu töten, und ich habe kaum Hoffnung, dass es uns noch gelingt, das Schicksal zum Besseren zu wenden. Und doch gehen wir auf die Jagd, als wäre Essen das Wichtigste auf der Welt.«
    Es ist wichtig. Essen ist leben .
    »Doch nach wie vor gilt: Wer leben will, muss essen«, wiederholte Kettricken Nachtauges Gedanken.
    Wir sahen kein Wild, das Kettrickens Bogen würdig gewesen wäre. Der Wolf erhaschte ein Kaninchen, und sie holte einen buntgefiederten Vogel vom Himmel. Zu guter Letzt verlegten wir uns aufs Fischegreifen und hatten gegen Mittag so viele Forellen beisammen, dass wenigstens für diesen Tag die Mahlzeit gesichert war. Ich nahm die Fische aus und fragte dann Kettricken, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich ein Bad nähme.
    »Um die Wahrheit zu sagen, es wäre ein Akt wahrer Menschenfreundlichkeit«, antwortete sie, und ich lächelte - nicht wegen dem Scherz an sich, sondern weil sie immer noch zu Scherzen aufgelegt war. Wenig später hörte ich sie ein Stück flussaufwärts von mir im Wasser planschen, während Nachtauge sich am Ufer die Sonne auf den vollen Bauch scheinen ließ.
    Als wir auf dem Rückweg an der Skulptur mit dem Mädchen auf dem Drachen vorbeikamen, fanden wir dort den Narren, der daneben auf dem Sockel lag und schlief. Kettricken weckte ihn auf und tadelte ihn wegen der frischen Meißelspuren am Schweif des Drachen. Er ließ kein schlechtes Gewissen erkennen, sondern sagte nur, Merle hätte sich angeboten, bis zum Abend Wache am Lager zu halten, und er zöge es eben vor, hier zu schlafen. Wir bestanden darauf, dass er mit uns ins Lager zurückkehrte.
    Wir trafen dort ein, während wir noch in ein Gespräch vertieft waren. Kettricken war es, die uns dann plötzlich Einhalt gebot. »Still!«, sagte sie scharf. »Hört doch!«
    Wir erstarrten mitten in der Bewegung, und ich lauschte angestrengt, ob vielleicht Merle eine Warnung rief. Doch ich hörte nur den Wind durch die Felsenschlucht streichen und ferne Vogelrufe. Es dauerte einen Augenblick, bis mir die Bedeutung dieser Stille endlich aufging. »Veritas!« Ich drückte dem Narren die Schnur mit den Fischen in die Hand und begann zu laufen. Kettricken rannte gleich hinter mir her und überholte mich.
    Ich hatte befürchtet, sie wären beide tot, und sah sie schon in unserer Abwesenheit vom Zirkel ermordet. Was wir fanden, wirkte auf den ersten Blick jedoch weit weniger tragisch. Veritas und Krähe standen nebeneinander und betrachteten ihren Drachen. In der Nachmittagssonne glänzte er tiefschwarz wie guter Feuerstein. Die gewaltige Kreatur war vollendet. Jede Schuppe, jede Falte, jede Kralle war naturgetreu bis ins Detail.
    »Er übertrifft jeden Drachen, den wir in dem Garten gesehen haben.« Ich war zweimal um ihn herum gegangen, und mit jedem Schritt erschien er mir umso

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