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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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eigentlich gut?« Kaum war mir die Frage in den Sinn gekommen, hatte ich sie auch schon ausgesprochen.
    Ihre Finger auf den Saiten hielten inne. Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, dass es darauf eine vernünftige Antwort gibt.«
    »In letzter Zeit habe ich kein großes Glück mit Antworten auf irgendwelche Fragen. Warum bist du nicht in der Schlucht und schaust zu, wie sie den Drachen vollenden? Das ist doch wohl der Stoff für ein ruhmreiches Lied.«
    »Ich bin nicht dort, weil ich hier bei dir bin«, antwortete sie schlicht und grinste gleich darauf. »Und weil alle anderen viel zu beschäftigt sind. Krähe schläft. Kettricken und Veritas... Sie war ausführlich damit beschäftigt, sein Haar zu kämmen, als ich wegging. Und ich kann mich nicht erinnern, bei König Veritas je ein Lächeln gesehen zu haben. Doch wenn er es tut, hat er um die Augen herum große Ähnlichkeit mit dir. Wie auch immer, man wird mich dort kaum vermissen.«
    »Und der Narr?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ist mit Hammer und Meißel an der Drachenreiterin zugange. Ich weiß, er sollte es nicht tun, aber ich denke, er kann einfach nicht anders. Und ich wüsste nicht, wie gerade ich ihn daran hindern sollte.«
    »Ich glaube nicht, dass er ihr wirklich helfen kann. Aber bestimmt hast du Recht, er muss es einfach versuchen. Trotz seiner spitzen Zunge hat er ein weiches Herz.«
    »Das weiß ich; auch wenn ich eine Weile gebraucht habe, um es zu merken. In mancher Beziehung kenne ich ihn sehr gut, in anderer wird er mir immer fremd bleiben.«
    Ich nickte schweigend. Das Schweigen dauerte eine Weile, bis es sich kaum merklich veränderte. Nach einer ganzen Weile sagte Merle zögernd: »Um ehrlich zu sein, der Narr hat mir vorgeschlagen, zu dir zu gehen.«
    Ich stöhnte innerlich auf. Was alles hatte er ihr wohl erzählt?
    »Es hat mir leidgetan, das von Molly zu hören...«, begann sie.
    »... aber es hat dich nicht überrascht«, beendete ich den Satz für sie. Ich winkelte meinen Arm über die Augen, um sie gegen die Sonne abzuschirmen.
    »Nein. Nicht überrascht.« Sie suchte nach passenden Worten. »Wenigstens weißt du, dass sie sicher und geborgen ist.«
    Ja, und nebenbei schämte ich mich, dass ich nicht froh und dankbar dafür war. Meinen Kummer in den Drachen zu geben, hatte nichts weiter bewirkt als Verlust. Ich betrachtete Merle weiter aufmerksam.
    »Fitz,«, sagte sie mit ruhiger Stimme, »ich habe dich doch einmal gebeten, das Nachtlager mit mir zu teilen. In Freundschaft und Zärtlichkeit, und um bei mir eine böse Erinnerung auszulöschen.« Sie schaute mich bei diesen Worten nicht an, sondern beobachtete das glitzernde Sonnenlicht auf dem Wasser. »Nun mache ich dir erneut dieses Angebot.«
    »Aber ich liebe dich nicht«, entfuhr es mir in aller Aufrichtigkeit. Im selben Augenblick wurde mir bewusst, dass ich nichts Dümmeres hätte sagen können.
    Merle seufzte und legte die Harfe beiseite. »Ich weiß das. Du weißt das. Aber man hätte es nicht ausgerechnet jetzt aussprechen müssen.«
    »Ich weiß, doch es ist leider zu spät. Ich wollte nur, ob ausgesprochen oder unausgesprochen, keine Lügen...«
    Sie beugte sich vor und verschloss mir den Mund mit einem Kuss. Nach einer Weile hob sie den Kopf ein wenig. »Ich bin eine fahrende Musikantin. Ich verstehe mehr von der Kunst des Lügens, als du jemals lernen wirst. Und wir Vaganten wissen, dass Lügen manchmal genau das sind, was man am allernötigsten braucht, um neue Wahrheiten daraus zu erschaffen.«
    »Merle...«
    »Du weißt doch genau, dass du erneut etwas Falsches sagen wirst. Weshalb hörst du nicht einfach auf zu reden? Mach die Dinge nicht komplizierter als sie sind. Hör auf zu denken, nur für ein Weilchen.«
    Es wurde dann doch etwas mehr als ein Weilchen.
    Als ich wieder erwachte, lag Merle an meine Seite geschmiegt, und ich spürte ihre Wärme. Nachtauge stand neben uns und blickte auf mich herab, während er in die Hitze des Tages hineinhechelte. Ein warmer Speicheltropfen fiel auf meinen Arm.
    »Geh weg.«
    Die anderen rufen dich und suchen nach dir. Er legte verschwörerisch den Kopf zur Seite. Ich könnte Kettricken zeigen, wo sie dich findet.
    Ich setzte mich auf und zerquetschte zugleich drei Stechmücken auf meiner Brust. Sie hinterließen blutige Flecken. Ich griff nach meinem Hemd. Droht Gefahr?
    Nein. Sie sind nur bereit, den Drachen zu erwecken. Veritas. möchte dir Lebewohl sagen.
    Ich schüttelte Merle sachte an der Schulter. »Gib dir einen

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