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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sie nur noch Augen und Gedanken für den Drachen und wich nicht mehr von seiner Seite. Sie tändelte im Vorbeigehen mit der Hand über seine Flanken, strich mit den Fingerspitzen über die Schuppen. Farbe leuchtete im Gefolge ihrer Berührung auf und verblasste dahinter langsam wieder.
    Veritas ging es dagegen ruhiger an. Er war uns beim Abschied näher als in der ganzen Zeit davor. Zu Merle sagte er: »Es wäre schön, wenn du meiner Gemahlin eine Freundin sein könntest. Trag deine Lieder hinaus in die Welt, künde von der Wahrheit und lasse keinen Menschen jemals daran zweifeln, dass das Kind, welches sie unter dem Herzen trägt, der Spross meiner Lenden ist. Dies ist die Pflicht, die ich dir auferlege, Vagantin.«
    »Ich werde mein Bestes tun, Majestät«, erwiderte Merle ernst. Sie ging hin und stellte sich neben Kettricken, denn sie sollte zusammen mit der Königin auf dem breiten Rücken des Drachen reiten. Ich sah, wie sie die feuchten Handflächen am Saum ihres Obergewands abwischte und sich immer wieder vergewisserte, dass der Packen mit ihrer Harfe fest und sicher auf ihrem Rücken hing. Dann schenkte sie mir noch ein nervöses Lächeln. Mehr Abschied als das brauchten wir nicht.
    Mein Entschluss zurückzubleiben, hatte für einige Aufregung gesorgt.
    »Edels Truppen kommen immer näher«, wiederholte Veritas es mir gegenüber noch einmal.
    »Dann solltet Ihr euch beeilen, damit auch ich nicht mehr in diesem Steinbruch bin, wenn sie eintreffen«, entgegnete ich.
    Er runzelte die Stirn. »Falls ich Soldaten auf der Straße sichte, werde ich dafür sorgen, dass sie nicht bis hierhergelangen.«
    »Ihr dürft die Königin nicht in Gefahr bringen«, erinnerte ich ihn.
    Nachtauge lieferte mir den Vorwand zu bleiben. Er wollte auf keinem Drachen reiten, und ich wollte ihn nicht einfach zurücklassen. Ich bin mir allerdings sicher, dass Veritas meinen wahren Grund kannte. Schon vor längerer Zeit hatte ich beschlossen, dass es für mich in Bocksburg keine Zukunft mehr gab. Merle hatte mir das Versprechen geben müssen, mich in ihren Liedern mit keinem Wort zu erwähnen. Es war nicht leicht gewesen, einer Vagantin eine solche Zusage abzuringen, aber ich hatte dennoch darauf bestanden. Weder Molly noch Burrich sollten je erfahren, dass ich noch lebte. »In dieser Sache, lieber Freund, bist du wahrlich ein würdiges OPFER gewesen«, hatte Kettricken zu mir gesagt. Ein größeres Lob aus ihrem Mund konnte es nicht geben. Ich wusste, dass auch sie mich mit keinem Wort je verraten würde.
    Der Narr erwies sich als starrsinnig. Wir alle drängten ihn, mit der Königin und Merle mitzufliegen. Er weigerte sich jedoch beharrlich. »Der Weiße Prophet wird bei dem Wandler bleiben«, war alles, was er sagte. Insgeheim glaubte ich, es handelte sich eher um einen Narren, der bei dem Mädchen auf dem Drachen bleiben wollte. Er war besessen von ihr, und das machte mir Angst. Als ich ihm unter vier Augen sagte, er würde sie verlassen müssen, bevor Edels Truppen den Steinbruch erreichten, hatte er zwar genickt, aber das nur mit geistesabwesender Miene. Ich war sicher, dass er seine eigenen Pläne hatte.
    Es kam der Augenblick, in dem es für Veritas keinen Grund mehr gab, noch länger zu verweilen. Wir hatten wenig miteinander gesprochen, doch was gab es auch noch zu sagen? Alles, was geschehen war, erschien mir im Nachhinein als unvermeidlich. Es verhielt sich so, wie der Narr gesagt hatte: Rückblickend konnte ich sehen, wo seine Prophezeiungen uns vor langer Zeit auf diesen Weg geführt hatten. Keiner hatte Schuld. Keiner war schuldlos.
    Veritas nickte mir zu, bevor er sich abwandte und zu seinem Drachen ging. Doch auf halbem Weg hielt er plötzlich inne und drehte sich noch einmal um. Während er auf mich zukam, nahm er seinen von vielen Kämpfen in Mitleidenschaft gezogenen Schwertgurt ab und wickelte ihn lose um die Scheide.
    »Nimm mein Schwert«, sagte er. »Ich werde es nicht brauchen. Und wie es aussieht, hast du das eine verloren, das ich dir geschenkt habe.«
    Als er sich schon endgültig von mir abwenden wollte, zögerte er kurz und zog mit einer raschen Bewegung das Schwert aus der Scheide. Ein letztes Mal strich er mit einer silbernen Hand an der Klinge entlang, und unter seiner Berührung erstrahlte sie in neuem Glanz. Seine Stimme klang schroff, als er sagte: »Es wäre eine ziemliche Missachtung von Meisterin Hods Kunst, eines ihrer besten Stücke schartig und stumpf weiterzugeben. Achte besser darauf, als ich

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