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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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außerhalb des Steinbruchs. Wir beobachteten noch, wie er sich kurz tiefer sinken ließ, um die Gabenstraße zu inspizieren, dann stieg er mit gleichmäßigen, kraftvollen Flügelschlägen immer höher in den Himmel hinauf. Sein Bauch war bläulichweiß wie bei einer Eidechse. Ich musste die Augen zusammenkneifen, um ihn gegen das helle Sonnenlicht sehen zu können. Dann war er fort, flog wie ein silberblauer Pfeil davon in Richtung Bock. Auch als er längst nicht mehr zu sehen war, schaute ich ihm hinterher.
    Endlich konnte ich wieder aufatmen. Ich bermerkte, wie ich zitterte. Ich wischte mir mit dem Ärmel über die Augen und schaute mich nach dem Narren um, der verschwunden war.
    »Nachtauge! Wo ist der Narr?«
    Wir wissen beide, wohin er gegangen ist. Kein Grund so zu schreien.
    Er hatte Recht. Trotzdem konnte ich mich eines bangen Gefühls nicht erwehren. Ich lief den Schutthang hinunter und ließ den leeren Sockel hinter mir. »Narr?«, rief ich, als ich zu unserer Jurte kam. Ich blieb sogar stehen, um hineinzuschauen, ob er vielleicht seine Sachen zusammenpackte. Eine genauso vergebliche wie törichte Hoffnung.
    Nachtauge hatte dagegen keine Zeit vergeudet. Als ich bei der Drachenreiterin ankam, saß er bereits geduldig am Fuß des Sockels und schaute zu dem Narren hinauf. Ich ging langsamer, als ich ihn sah, und meine böse Ahnung verflog. Der Narr saß auf dem Rand des Sockels, ließ die Beine baumeln und hatte den Kopf gegen das Bein des Drachen gelehnt. Ich ging zu ihm hin. Sehnsüchtig hatte er den Blick zum Himmel erhoben. Vor dem Hintergrund der tiefgrünen Schuppen des Drachen war die Haut des Narren nicht länger weiß, sondern hatte einen blassgoldenenen Hauch an Farbe gewonnen. Sogar das seidenfeine Haar besaß einen lohfarbenen Schimmer. Die Augen, die er mir zuwandte, schienen mir wie aus hellem Topas. Sehr langsam schüttelte er den Kopf, doch erst als ich mich an den Sockel lehnte, sprach er.
    »Ich hatte so meine Hoffnungen. Ich konnte nicht anders als hoffen. Doch heute habe ich gesehen, was es alles bedarf, damit ein Drache sich erhebt.« Wieder schüttelte er den Kopf, diesmal heftiger. »Und selbst wenn ich die Gabe hätte, um ihr das geben zu können, ich habe es nicht in mir. Und selbst wenn sie alles von mir in sich aufnehmen würde, dann wäre das immer noch nicht genug.«
    Ich sagte nicht: »Das weiß ich.« Ich sagte auch nicht, dass ich es die ganze Zeit schon vermutet hätte. Zu guter Letzt hatte ich doch etwas von Merle Vogelsang gelernt. Ich schwieg eine Weile mit ihm gemeinsam. Dann sagte ich: »Nachtauge und ich werden zwei Jeppas holen. Wenn ich wiederkomme, sollten wir schleunigst unsere Sachen packen und uns davonmachen. Ich habe nicht gesehen, dass Veritas sich von dort oben in irgendeinen Kampf gestürzt hätte. Das könnte bedeuten, Edels Soldaten sind noch weit entfernt. Aber ich möchte lieber kein Risiko eingehen.«
    Der Narr nickte kurz. »Das ist weise. Für diesen Narren ist es an der Zeit, weise zu sein. Wenn du wiederkommst, werde ich dir packen helfen.«
    Mir kam zu Bewusstsein, dass ich noch immer Veritas’ Schwert in der Hand trug. Ich nahm mein schmuckloses Kurzschwert ab und ersetzte es durch die Klinge, die Hod für Veritas geschmiedet hatte. Sie hing mir ungewohnt schwer an der Seite. Das Kurzschwert reichte ich dem Narren. »Möchtest du es haben?«
    Er sah mich verwundert an. »Wozu? Ich bin ein Narr, kein Totschläger. Ich habe nie gelernt, mit so etwas umzugehen.«
    Ich ließ ihn allein, damit er von seiner Drachenreiterin Abschied nehmen konnte. Als wir die Felsschlucht verließen und den Weg zu den Wäldern einschlugen, wo wir die Jeppas zum Äsen zurückgelassen hatten, hob der Wolf die Nase und schnüffelte.
    Nichts mehr übrig von Carrod außer einem üblen Geruch, bemerkte er, als wir in der Nähe des Leichnams vorbeikamen.
    »Wahrscheinlich hätte ich ihn beerdigen sollen«, sagte ich, mehr zu mir selbst als zu ihm.
    Eine überflüssige Mühe, Fleisch zu vergraben, das bereits verfault ist, lautete dazu Nachtauges Kommentar.
    Wie immer überlief mich ein leichter Schauder, als wir den Pfeiler passierten. Wir fanden unsere Jeppas auf einer Wiese am Hügel, und sie waren viel weniger geneigt, sich einfangen zu lassen, als ich erwartet hatte. Nachtauge hatte als einziger Freude daran, sie zusammenzutreiben. Ich suchte mir aus der kleinen Herde das Leittier und noch ein weiteres Tier aus, doch als ich mich mit diesen beiden entfernte, kamen die

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