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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Krallen der Hintertatzen kamen zum Vorschein und der letzte Teil des peitschenähnlichen Schweifs. Und als Nachtauge endlich von Burls leblosem Körper abließ, breitete der Drache die Schwingen aus.
    Die Drachenreiterin erhob sich nun mit ihrem Drachen in die Lüfte, was ihr so lange verwehrt worden war. Leicht und schwerelos stieg sie empor, und der Narr wurde mit davongetragen. Ich sah, wie er sich vorbeugte und die Arme um die schlanke Taille des Mädchens schlang, das vor ihm saß. Sein Gesicht war von mir abgewandt, aber dafür konnte ich einen Blick auf die leeren Augen und stillen Züge der jungen Frau werfen. Vielleicht konnten ihre Augen sehen, aber sie war so wenig ein eigenständiges Wesen wie der Schweif oder die Flügel des Drachen. Wie diese war sie im Ganzen nur ein weiterer Körperteil, an den der Narr sich klammerte, während sie sich immer höher und höher in den Himmel hinaufschraubten.
    Ich wurde von all dem Zeuge, aber nicht weil ich stehen blieb und zum Himmel hinaufblickte. Ich sah die Geschehnisse in einzelnen Bildern und durch die Augen des Wolfs. Mein Blick galt Will, der von hinten auf mich zugelaufen kam und sein Schwert gezogen hatte. Ich zog Veritas’ Klinge aus der Scheide und stellte fest, dass man länger brauchte, es daraus zu befreien, als ich es von dem Kurzschwert her gewöhnt war.
    Gerade als ich das Schwert hob, um Wills Angriff zu begegnen, traf mich seine Gabenkraft mit der Gewalt einer Brandungswoge. Ich geriet ins Taumeln und schloss meine Schutzwehren. Diese erste Angriffswelle bestand nicht allein aus Furcht, sondern aus besonderen Schmerzen, die eigens für mich bereitgehalten worden waren. Ich spürte wieder das Knirschen meiner gebrochenen Nase und fühlte die weiße Glut der aufgeschlitzten Wange, auch wenn sich daraus jetzt kein Blutschwall über meine Brust ergoss wie damals. Einen endlos nachhallenden Herzschlag lang konnte ich nichts anderes tun, als meine Mauern gegen diesen übermächtigen Schmerz aufrechtzuerhalten. Das Schwert in meiner Hand war plötzlich schwer wie Blei. Seine Spitze senkte sich unaufhaltsam dem Boden entgegen.
    Allein Burls Tod war meine Rettung. Als Nachtauge den leblosen Körper fallen ließ, sah ich diesen Tod gegen Wills Bewusstsein anbranden. Er wurde von dem Aufprall fast geblendet. Das letzte Mitglied des Zirkels war gegangen. Wills Kraft schwand urplötzlich, nicht nur, weil Burls Gabe ihn nicht länger stützte, sondern weil ihn übermächtige Trauer durchströmte. Ich fand in meinem Gedächtnis ein Bild von Carrods verwesendem Körper und schleuderte es ihm entgegen. Er taumelte zurück.
    »Du hast versagt, Will!« Ich spie die Worte förmlich aus. »Veritas’ Drache hat sich bereits erhoben und ist auf dem Weg nach Bock. Die Königin reitet auf seinem Rücken, und sie trägt seinen Erben unter dem Herzen. Der rechtmäßige König wird seinen Thron und seine Krone zurückfordern. Er wird die Küste von den Roten Schiffen säubern und Edels Truppen aus dem Bergreich vertreiben. Weshalb immer du hergekommen bist, du hast verloren.« Ein seltsames Lächeln durchzog mein Gesicht. »Ich gewinne.« Knurrend und mit gefletschten Zähnen kam Nachtauge zu mir heran und stellte sich neben mich.
    Dann veränderte sich plötzlich Wills Gesicht, und Edel schaute mich aus seinen Augen an. Ihn scherte Burls Tod so wenig, wie der von Will ihn berühren würde. Ich spürte keine Trauer bei ihm, sondern nur eine gewisse Entrüstung über die Schwächung seiner Macht.
    »Vielleicht«, sagte er mit Wills Stimme, »vielleicht sollte ich in diesem Fall meine Bemühungen darauf beschränken, dich zu töten, Bastard. Koste es, was es wolle.« Siegesgewiss lächelte er mich an. Mich packte eine tiefe Unsicherheit und Angst. Und ich verstärkte meine Schutzwehren, um mich gegen diese hinterhältige Taktik abzuschirmen.
    »Glaubst du wirklich, ein Einäugiger hat eine Chance gegen meine Klinge und meinen Wolf, Edel? Oder hast du vor, sein Leben so beiläufig zu opfern wie das der übrigen Mitglieder seines Zirkels?« Ich sagte es in der schwachen Hoffnung, Unfrieden zwischen ihnen zu stiften.
    »Weshalb nicht?«, fragte Edel gelassen zurück. »Oder hast du geglaubt, ich wäre tatsächlich so dumm wie mein Onkel, mich mit einem Zirkel zu begnügen?«
    Eine Welle der Gabe traf mich mit der Gewalt einer ganzen Wellenfront. Ich wich stolpernd zurück; dann gewann ich mein Gleichgewicht zurück und stürzte mich auf Will. Ich musste ihn schnell töten. Edel

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