Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier
kostspielig.«
»Tja, ich wette, so sieht es überall in den Sechs Provinzen aus, wenigstens in denen an der Küste. Die Leute sagen mittlerweile, neue Steuern kommen schneller und häufiger als der Neumond.« Er schaute sich um, als könne er sehen. Daraus schloss ich, dass er noch nicht lange blind war. »Und ein anderes neues Sprichwort sagt, die Hälfte der Steuern mästet die Steuereintreiber aus Farrow.«
»Josh!«, tadelte ihn eins der beiden Mädchen. Er wandte sich zu ihr um.
»Du kannst mir keine Angst machen, Imme. Meine Nase wittert einen von denen aus Farrow auf hundert Schritte.«
»Und kannst du auch riechen, mit wem du gerade sprichst?«, fragte sie ihn spitz. Imme war das ältere der beiden Mädchen, ungefähr in meinem Alter.
»Ein junger Bursche, der in letzter Zeit etwas Pech gehabt hat, würde ich sagen. Und deshalb ganz gewiss kein fetter Steuereintreiber aus Farrow. Außerdem wusste ich gleich, als er sich über den Preis des Essens beschwerte, dass er keiner von Vigilants Schergen sein konnte. Wann hast du je erlebt, dass einer von denen in einem Gasthaus die Zeche bezahlt?«
Ich runzelte die Stirn. Als Listenreich König gewesen war, hatten seine Soldaten oder Steuereinnehmer nichts für sich beansprucht, ohne eine angemessene Entschädigung zu leisten. Offenbar glaubte Lord Vigilant, solche Rücksicht nicht nötig zu haben. Aber die Worte des Alten erinnerten mich auch an mein eigenes Verhalten.
»Erlaubst du mir, dich auf einen Krug einzuladen, Harfner Josh? Dich und deine Begleiterinnen?«
»Nanu?« Er hob verwundert die Augenbrauen. »Dir ist das Geld leid, um deinen Hunger zu stillen, aber du gibst es bereitwillig her, um Fremden die Krüge zu füllen?«
»Schande über einen Fürsten, der dem Gesang lauscht und die Sänger dürsten lässt«, erwiderte ich höflich.
Die Mädchen wechselten hinter Joshs Rücken einen Blick, worauf Imme mich mit spöttischem Ton fragte: »Und wann seid Ihr zuletzt ein Fürst gewesen, junger Herr?«
Im ersten Augenblick wusste ich nicht, was ich nun darauf antworten sollte. »Es ist nur so eine Redensart«, sagte ich dann zögernd und auf ungeschickte Weise. »Aber ich will euch die Freude, die mir eure Lieder bereitet haben, gern vergelten so gut ich kann, besonders, wenn ich als Dreingabe von euch erfahre, was es an Neuigkeiten gibt. Ich bin auf dem Weg den Fluss hinauf. Wisst ihr vielleicht, wie es weiter oben aussieht?«
»Nein, wir gehen in deine Richtung«, warf das jüngere Mädchen lebhaft ein. Sie mochte vielleicht vierzehn Jahre alt sein und hatte leuchtende blaue Augen. Ich sah, wie Imme ihr bedeutete zu schweigen. Dann stellte sie uns alle einander vor.
»Wie du bereits weißt, ist dies Josh, der Harfner, und ich bin Imme. Meine Cousine heißt Melisma. Und dein Name ist...?«
Bis dahin hatte ich mir in der kurzen Unterhaltung schon zwei Schnitzer geleistet. Erstens, so daherzureden, als wäre ich noch Mitglied am Königshof und hätte fahrende Sänger zu bewirten; zweitens, für eine solche Situation keinen Namen parat zu haben. Es dauerte viel zu lange, bis ich ihn endlich hervorstieß: »Cob.« Und dann fragte ich mich, während mir ein kalter Schauer über den Rücken lief, weshalb ich ausgerechnet auf den Namen eines Mannes verfallen war, den ich gekannt und getötet hatte.
»Nun... - Cob«, Imme machte mindestens eine ebenso lange Pause, bevor sie den Namen aussprach, »wir haben möglicherweise ein, zwei Neuigkeiten zu berichten, und ein neuer Krug wäre uns durchaus willkommen, ob du nun ein vertriebener Fürst bist oder nicht. Und wen sollen wir denn auf der Straße gesehen haben, der nach dir Ausschau gehalten hat?«
»Wie bitte?«, fragte ich verwirrt und hob meinen leeren Krug, um die Aufmerksamkeit des Schankburschen auf mich zu lenken.
»Er ist ein entlaufener Schreiberlehrling, Vater«, erklärte Imme mit großer Entschiedenheit. »Er trägt einen Federkasten an seinem Bündel, aber sein Haar ist lang, und er hat nicht das kleinste Fleckchen Tinte an den Fingern.« Sie lachte über die Bestürzung auf meinem Gesicht, ohne allerdings den wahren Grund dafür zu ahnen. »Schau nicht so erstaunt - Cob. Wir sind fahrende Musikanten. Wenn wir nicht singen, halten wir Ausschau nach irgendetwas, woraus sich vielleicht ein Lied machen lässt. Es ist nur natürlich, dass uns so schnell nichts entgeht.«
»Ich bin kein Schreiberlehrling, der seinem Meister weggelaufen ist«, entgegnete ich ruhig, - aber was sollte ich sagen,
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