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Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier

Titel: Fitz der Weitseher 03 - Der Nachtmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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keinen Schmuck mehr. Alles verkauft, um mit dem Erlös die Ausrüstung von Geleitschiffen zu bezahlen. Ihr eigenes Erbland hat sie zu Geld gemacht und damit Söldner angeworben, um die Türme zu bemannen. Es wird gemunkelt, sie wäre nicht davor zurückgeschreckt, die Brautgabe ihres Gemahls, die Rubine seiner Großmutter, an König Edel zu verkaufen, um zerstörten Dörfern mit Getreide und Holz den Wiederaufbau zu ermöglichen.«
    »Philia«, flüsterte ich. Diese Halskette aus Rubinen hatte ich vor langer Zeit einmal gesehen, als wir gerade erst anfingen, uns kennenzulernen. Sie hatte den Schmuck nie angelegt - er wäre zu kostbar -, aber sie hatte ihn mir gezeigt und gesagt, eines Tages würde vielleicht meine Braut ihn tragen. Das alles war vor langer Zeit gewesen. Ich drehte den Kopf zur Seite und bemühte mich, meiner Gefühle und Regungen wieder Herr zu werden.
    »Wo hast du dieses letzte Jahr gesteckt, Cob, dass du von nichts etwas weißt?«, erkundigte Imme sich in spöttischem Ton.
    »Ich bin weg gewesen«, antwortete ich so gelassen wie möglich. Ich hoffte, meinem Gesicht war nicht anzusehen, was in mir vorging.
    Imme neigte den Kopf zur Seite und schenkte mir ein süßes Lächeln. »Und wo?«
    Ich mochte sie immer weniger leiden. »Ich habe allein gelebt; im Wald.«
    »Warum?« Sie lächelte immer noch. Ich war sicher, sie wusste, wie unbehaglich ich mich fühlte.
    »Ganz einfach weil es mir gefiel.« Meine Antwort hätte von Burrich sein können. Unwillkürlich blickte ich über die Schulter, ob er vielleicht hinter mir stand.
    Sie zog mir eine Schnute und war von meiner schroffen Antwort ganz und gar nicht eingeschüchtert, aber Harfner Josh stellte seinen Krug mit deutlichem Nachdruck auf den Tisch. Er sagte dabei nichts und wandte nur seine blinden Augen in ihre Richtung, doch sie wurde sofort still und faltete die Hände auf der Tischkante wie ein gescholtenes Kind. Einen Augenblick lang hielt ich sie für eingeschüchtert, bis sie kurz zu mir aufschaute. Ihre Augen funkelten, und das kleine Lächeln, das sie mir schenkte, strafte ihre zur Schau gestellte Bravheit Lügen. Ich wandte den Blick von ihr ab und es war mir ein Rätsel, was sie zu ihren dauernden Sticheleien veranlassen mochte. Melismas Gesicht war schon fast dunkelrot vor unterdrücktem Lachen; ich schaute derweil nur auf meine Hände und fühlte widerstrebend, wie meine Wangen plötzlich heiß wurden.
    Um das Gespräch wieder in Gang zu bringen, fragte ich: »Gibt es sonst noch Neuigkeiten aus Bocksburg zu berichten?«
    Harfner Josh brüllte fast vor lachen. »Immer dasselbe Elend, nur die Namen der Ortschaften und der Betroffenen ändern sich. Oh, da fällt mir doch noch etwas ein: Es wird gerade überall herumgeredet, dass König Edel sich vorgenommen hat, den Narbenmann mit des Seilers Tochter zu verheiraten.«
    Ich verschluckte mich an meinem Bier und hustete. »Was?«
    »Ein dummer Scherz«, erklärte Imme. »König Edel lässt landauf, landab durch Herolde verkünden, er wird mit Gold jeden belohnen, der ihm einen bestimmten Mann übergibt, dessen Gesicht von Pockennarben gezeichnet ist, und mit Silber jeden, der ihm einen Hinweis darauf geben kann, wo der Gesuchte sich aufhält.«
    »Ein pockennarbiger Mann? Ist das die ganze Beschreibung?«, fragte ich vorsichtig.
    »Er soll mager und grauhaarig sein und die Angewohnheit haben, sich manchmal als Frau zu verkleiden.« Josh lachte vergnügt in sich hinein, ohne zu ahnen, wie mir bei diesen Worten das Blut in den Adern erstarrte. »Und sein Verbrechen ist angeblich Hochverrat. Der König gibt ihm die Schuld am Verschwinden von Kronprinzessin Kettricken und ihrem ungeborenen Kind. Von anderen hört man, er sei bloß ein wunderlicher alter Mann, der behauptet, König Listenreichs Ratgeber gewesen zu sein, und in dieser Eigenschaft habe er an die Herzöge der Küstenprovinzen geschrieben und sie dazu aufgefordert, standhaft zu bleiben. Veritas werde zurückkehren und sein Kind den Thron besteigen. Aber den Gerüchten zufolge hofft König Edel, den Narbenmann an den Galgen zu bringen und damit das Glück der Sechs Provinzen zu wenden.« Er kicherte wieder, was ich nur mit dem dummen Grinsen eines Einfaltspinsels erwidern konnte.
    Chade, dachte ich. Irgendwie hatte Edel Chades Witterung aufgenommen. Wenn er von den Narben in seinem Gesicht wusste, was hatte er sonst noch herausgefunden? Ich fragte mich, wo Chade jetzt war und ob es ihm gutging. Von plötzlicher Verzweiflung erfasst

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