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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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saß zu seinen Füßen und hielt sein Rattenzepter umklammert wie ein Kind seine Rassel. Seine Zunge war ein Schwert, und wenn des Königs Feinde sich dem Thron näherten, schnitt er sie in Stücke und hielt sie fern von dem Papiermann mit der Krone.
    Veritas und Kettricken auf einem zweiten Hochsitz, so niedlich wie die Puppe des Narren, alle beide. Ich sah sie an und merkte, sie bestanden aus nichts als Hunger nach diesem und jenem, Gefäße, aus Leere geschaffen. Edel trat heran und sprach mit ihnen, und er war ein großer schwarzer Vogel, keine Krähe, nein, nicht so übermütig wie eine Krähe, und auch kein Rabe. Er besaß nicht die verschmitzte Schläue eines Raben. Nein, er war ein elender Leichenfledderer von einem Vogel, der sie um kreiste und Belauerte; für ihn waren sie Aas, an dem er sich gütlich tun wollte. Er verbreitete Aasgeruch, ich hielt mir die Hand vor Mund und Nase und entfernte mich von ihnen.
    Ich setzte mich ans Feuer, neben ein kicherndes junges Mädchen in blauen Röcken. Sie schnatterte wie ein Eichhörnchen, und ich lächelte sie an, und bald lehnte sie an meiner Schulter und sang ein komisches kleines Lied über drei Milchmädchen. Die anderen, die um den Kamin standen, fielen mit in das Lied ein. Am Schluss lachten wir alle, aber ich wusste nicht genau, warum. Und ihre warme Hand lag wie zufällig auf meinem Schenkel.
    Bruder, bist du von Sinnen? Hast du schlechten Fisch gefressen, verbrennt dich ein Fieber?
    »Wie?«
    Der Verstand ist getrübt. Deine Gedanken sind blutleer und schwach. Du bewegst dich wie ein Rehbock im hohen Schnee.
    »Ich fühle mich gut.«
    »Wirklich, Herr? Dann fühle ich mich auch gut.« Sie blickte lächelnd zu mir auf. Ihr rundes kleines Gesicht, ihre dunklen Augen, das lockige Haar, das sich unter ihrer Haube hervorkräuselte. Veritas hätte Gefallen an ihr gefunden. Sie tätschelte mir kameradschaftlich das Bein. Ein Stückchen weiter oben als vorher.
    »FitzChivalric!«
    Ich hob träge den Blick. Philia stand vor mir, Lacey neben sich. Wie schön, sie hier zu sehen. Sie kam viel zu selten aus ihren Gemächern hervor, um sich unter das Volk zu mischen. Besonders im Winter. Der Winter war eine harte Zeit für sie. »Ich bin so froh, wenn wieder Sommer ist und wir zusammen im Garten Spaziergänge machen können«, sagte ich zu ihr.
    Einen Moment schaute sie mich schweigend an. »Ich habe etwas Schweres, das zu meinen Gemächern hinaufgetragen werden müsste. Würdest du mir helfen?«
    »Gewiss.« Ich stand vorsichtig auf. »Ich muss gehen«, erklärte ich der kleinen Dienstmagd. »Meine Mutter braucht mich. Dein Lied hat mir gefallen.«
    »Auf Wiedersehen, Herr«, zwitscherte sie, und Lacey warf ihr deswegen einen vernichtenden Blick zu. Philias Wangen hatten sich leicht gerötet. Ich folgte ihr durch die Ebbe und Flut der Feiernden bis zum Fuß der Treppe.
    »Ich wusste schon gar nicht mehr, wie man richtig feiert«, sagte ich bedauernd. »Und wo ist die schwere Last, die ich nach oben tragen soll?«
    »Das war ein Vorwand, um dich aus der Halle zu locken, bevor du Zeit hattest, dich gänzlich unmöglich zu machen!«, zischte sie mich an. »Was ist mit dir? Wie konntest du dich so unschicklich benehmen? Bist du betrunken?«
    Ich dachte über die Frage nach. »Nachtauge sagt, ich hätte schlechten Fisch gegessen. Aber ich fühle mich gut.«
    Lacey und Philia musterten mich kritisch, dann nahmen sie mich links und rechts am Arm und führten mich die Treppe hinauf. Philia machte Tee. Ich plauderte mit Lacey. Ich erzählte ihr, wie sehr ich Molly liebte und dass ich sie heiraten würde, sobald König Listenreich seine Zustimmung dazu gab. Sie tätschelte meine Hand und befühlte meine Stirn und fragte, was ich heute gegessen hatte und wo. Ich konnte mich nicht erinnern. Philia gab mir Tee. Bald danach musste ich mich erbrechen. Lacey flößte mir kaltes Wasser ein. Philia brachte mir noch einen Becher Tee. Ich übergab mich wieder. Ich sagte, ich wollte keinen Tee mehr. Philia und Lacey stritten ein wenig darüber. Dann sagte Lacey, ihrer Meinung nach brauchte ich jetzt nur etwas Schlaf, worauf sie mich in mein Zimmer zurückbrachte.
    Als ich erwachte, hatte ich keine klare Vorstellung davon, was von all dem Traum gewesen war und was Wirklichkeit. Die Ereignisse des Abends, soweit ich mich an sie erinnern konnte, erschienen mir so fern, als lägen sie Jahre zurück. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch das gelbe Licht, das durch die offene Geheimtür

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