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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Allerdings hat er Uns Nachricht zukommen lassen, damit Wir keinen Anstoß nehmen. Er wollte Uns wissen lassen, dass er nicht prinzipiell gegen diese Verbindung ist, nur will er eben nicht, dass sie vor ihren Schwestern in den Ehestand tritt. Ich gebe ihm Recht. Sie zählt, glaube ich, erst vierzehn Jahre?«
    Mir blieben die Worte im Halse stecken.
    »Schau nicht so niedergeschmettert drein, Junge. Ihr seid beide jung und habt noch viel Zeit. Auch wenn er keine offizielle Werbung erlaubt, wird er nicht verbieten wollen, dass ihr euch hin und wieder seht.« Diese Duldsamkeit in der Stimme des Königs, diese warmherzige Nachsicht. Der Blick des Narren huschte zwischen uns hin und her. Ihm war nicht anzusehen, was er dachte.
    Ich zitterte, wie es mir seit Monaten nicht mehr passiert war. Etwas musste ich tun, um dieses Missverständnis aufklären, durfte keinesfalls zulassen, dass alles noch schlimmer wurde, als es schon war. Ich zwang mich zur Ruhe und fand die Sprache wieder: »Majestät, das ist nicht die Frau, die ich meinte.«
    Eisiges Schweigen. Des Königs Züge verdüsterten sich. Wäre ich nicht so verzweifelt gewesen, hätte ich nicht gewagt, den Blick zu ihm aufzurichten, so aber schaute ich ihn flehend an und betete, er möge Verständnis haben. Als er sich nicht äußerte, sprach ich weiter:
    »Majestät, die Frau, die ich meine, ist zurzeit eine Dienstmagd, doch eigentlich …«
    »Schweig.«
    Nur ein Schlag ins Gesicht hätte schärfer sein können. Ich verstummte.
    Listenreich musterte mich sorgfältig von oben bis unten. Die nächsten Worte sprach er mit allem Nachdruck des Monarchen. Ich glaubte sogar den zwingenden Unterton der Gabe in seiner Stimme wahrzunehmen. »Hör genau zu, was ich dir sage, FitzChivalric. Brawndy ist mein Freund und auch einer meiner Herzöge. Weder er noch seine Tochter sollen von dir eine Beleidigung oder Zurückweisung erfahren. Vorläufig wirst du niemandem den Hof machen. Niemandem. Ich rate dir, gut zu überlegen, was es für dich bedeutet, dass Brawndy dich als Gemahl für seine Tochter ins Auge fasst. Er stößt sich nicht an deiner Geburt. Kaum ein anderer wäre so großmütig. Zelerita hat Land und einen Titel als Mitgift zu erwarten, und auch du wirst von mir ein Lehen bekommen, wenn du guten Willen zeigst. Nimm dir Zeit da rüber nachzudenken, und du wirst feststellen, dass es eine kluge Wahl ist. Ich werde dich wissen lassen, wann du beginnen kannst, um sie zu werben.«
    Ich bot all meinen Mut auf. »Majestät, bitte, ich …«
    »Genug. Chivalric! Du hast gehört, was ich zu dieser Angelegenheit zu sagen habe. Kein Wort mehr darüber!«
    Wenig später entließ er mich, und ich war froh, seinen Gemächern den Rücken kehren zu können. Ich zitterte immer noch an allen Gliedern, nur wusste ich nicht, ob vor Wut oder vor Herzenskummer. Er hatte mich bei meines Vaters Namen genannt! Vielleicht, sagte ich mir gehässig, weil er im Grunde seines Herzens wusste, dass ich genauso handeln würde wie mein Vater. Ich würde aus Liebe heiraten. Selbst wenn, dachte ich grimmig - selbst wenn ich warten musste, bis König Listenreich im Grab lag, damit Veritas sein mir gegebenes Wort halten konnte.
    Ich kehrte in mein Zimmer zurück. Am liebsten hätte ich geweint, doch ich fand keine Tränen, um sie zu vergießen. Die Arme unter dem Kopf verschränkt, lag ich auf dem Bett und starrte die Vorhänge an. Wie sollte ich Molly erzählen, was sich gerade zwischen dem König und mir abgespielt hatte? Ihr nichts davon zu sagen, das wäre unehrlich gewesen, deshalb nahm ich mir ernsthaft vor, mit ihr darüber zu sprechen. Aber nicht sofort, ich musste einen günstigen Augenblick abwarten. Bis es so weit war, wollte ich nicht mehr daran denken. Und dann fasste ich noch den kühlen Entschluss, von mir aus so lange nicht mehr zu König Listenreich zu gehen, bis er mich persönlich zu sich rufen ließ.
    Als der Frühling sich ankündigte, nahm Veritas die Anordnung seiner Schiffe und Mannschaften vor, wohlüberlegt, als ginge es um die Aufstellung von Figuren zu Beginn eines Brettspiels. Die Wachtürme entlang unserer Küste waren nun ständig besetzt, die Signalfeuer standen bereit. Sie dienten dazu, die Bewohner der benachbarten Ortschaften vor Überfällen zu warnen. Er nahm die übriggebliebenen Mitglieder des Zirkels, die Galen aufgebaut hatte, und verteilte sie auf die Türme und Schiffe. Serene, meine Erzfeindin und das Herz von Galens Zirkel, blieb in Bocksburg. Insgeheim wunderte

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