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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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bei Listenreich überstanden war. Ich konnte ihre Opfer nicht länger hinnehmen. Erst musste ich aber diese andere Hürde überwinden. Ich band mein Haar zu dem Kriegerzopf, den ich mir mittlerweile redlich verdient zu haben glaubte, und zog mein blaues Wams glatt. Es spannte ein wenig um die Schultern, aber das war inzwischen bei all meinen Kleidungsstücken der Fall. Schweren Herzens machte ich mich auf, dem Ruf meines Königs zu folgen.
    Im Flur vor König Listenreichs Gemächern traf ich auf Veritas und Kettricken. Oder nein, sie erschienen mir hier als der Kronprinz mit seiner Königin. Veritas trug ein langes, offizielles Gewand in dunklem Grün; Ärmel und Saum waren mit einer Bordüre mit aufgestickten, stilisierten Rehböcken geschmückt. An seiner Stirn schimmerte das Abzeichen des designierten Thronfolgers, ein Silberreif mit blauem Stein. Ich hatte ihn lange nicht mehr damit gesehen. Kettricken war wie so oft in Purpur und Weiß gewandet. Das purpurne Überkleid war äußerst einfach geschnitten, die kurzen, weiten Ärmel ließen die längeren des weißen Untergewandes sehen. Sie hatte den Schmuck angelegt, der ihre Brautgabe gewesen war, und das aufgesteckte blonde Haar umspann ein silbernes Netz, besetzt mit Amethysten. Ihre beiden Gesichter waren ernst. Sie konnten nur die Absicht haben, um Audienz bei König Listenreich zu bitten.
    Ich begrüßte das Thronfolgerpaar mit angemessener Ehrerbietung und ließ Veritas wissen, dass König Listenreich mich zu sich befohlen hatte.
    »Nein«, antwortete er milde. »Du bist auf meine Veranlassung hier. Ich möchte, dass du mit Kettricken und mir vor den König hintrittst. Als Zeuge.«
    Ich war ganz und gar erleichtert. Dann ging es also nicht um Zelerita. »Zeuge wofür, Hoheit?«
    Er schaute mich an, als wunderte er sich über meine Begriffsstutzigkeit. »Ich bitte den König um Erlaubnis, zu einer Forschungsreise aufbrechen zu dürfen. Um die Uralten zu suchen und mit der Hilfe zurückzukehren, deren wir so dringend bedürfen.«
    »Oh.« Ich hätte den Pagen bemerken sollen, der ganz in Schwarz gekleidet und mit Schriftrollen und -tafeln beladen war. Das Gesicht des Knaben war blass und starr, höchstwahrscheinlich hatte er nie etwas Aufregenderes für Veritas tun müssen, als seine Stiefel zu polieren. Rosemarie, frisch gewaschen und in Kettrickens Farben, erinnerte mich an ein frühlingsfrisches Radieschen. Ich lächelte dem pausbäckigen Mädchen zu, doch es begegnete mir mit einem ernsten Blick.
    Veritas hatten unterdessen angeklopft. »Einen Moment«, ertönte eine Stimme. Wallace. Er öffnete vorsichtig, lugte durch den Spalt hindurch und erkannte, dass es der Kronprinz war, den er warten ließ. Erst nach einem Augenblick verräterischen Zögerns riss er die Tür weit auf.
    »Hoheit«, stammelte er, »ich habe Euch nicht erwartet. Will sagen, ich bin nicht informiert worden, dass Seine Majestät …«
    »Deine Anwesenheit ist nicht erwünscht, du darfst dich entfernen.« Für gewöhnlich pflegte Veritas nicht einmal einen Pagen derart brüsk abzufertigen.
    »Aber… Seine Majestät braucht mich vielleicht…« Der Blick des Mannes huschte durchs Zimmer. Er fürchtete etwas.
    Veritas’ Augen verengten sich. »Falls er deiner bedarf, werde ich veranlassen, dass man dich holt. Du hast meine Erlaubnis, vor der Tür zu warten. Halte dich bereit, falls ich rufe.«
    Nach einem Moment der Unschlüssigkeit trat Wallace auf den Gang hinaus und bezog dort Posten, während wir allesamt eintraten. Veritas schloss eigenhändig die Tür. »Der Mann gefällt mir nicht«, bemerkte er laut genug, um draußen gehört zu werden. »Kriecherisch und schleimerhaft unterwürfig - ein widerwärtiger Charakter.«
    Der König befand sich nicht in seinem Wohnzimmer, doch plötzlich erschien der Narr in der Tür des Schlafgemachs. Er riss die Augen auf, grinste von einem Ohr zum anderen und verbeugte sich mit vollendeter Grandezza bis zum Boden. »Majestät! Erwacht! Wie ich vorhergesagt habe - die Musikanten sind gekommen.«
    »Narr«, grollte Veritas mahnend, aber es war ein gutmütiger Tadel. Er schritt an ihm vorbei und wehrte die theatralischen Versuche ab, die der Narr unternahm, den Saum seines Gewandes zu küssen. Kettricken verbarg ihr Lächeln hinter vorgehaltener Hand und folgte ihrem Gemahl. Als ich mich ihnen anschloss, wäre es dem Narren um ein Haar gelungen, mich mit dem vorgestreckten Fuß zu Fall zu bringen. Ich konnte es verhindern, aber dafür geriet ich beim

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