Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote
Er selbst blieb unverletzt und hat seine Reise fortgesetzt. Die Verwundeten wurden mit zwei gesunden Männern als Eskorte zurückgeschickt. Doch nur Burrich hat als Einziger überlebt und Bocksburg erreicht.«
»War die Rückreise so schwierig?«, fragte Philia. Lacey war bereits damit beschäftigt, Kräuter, Wurzeln und Verbandmaterial zusammenzusuchen.
»Kalt und anstrengend und ungastlich. Aber die Männer starben bei einem Angriff von Bogenschützen, die ihnen an der Heimatgrenzen auflauerten. Burrichs Pferd sprang mit ihm in den Fluss. Sie wurden von der Strömung ein gutes Stück mitgerissen. Das hat ihnen wahrscheinlich das Leben gerettet.«
»Wo und wie ist er verletzt?« Nun trieb es auch Philia um. Sie öffnete einen kleinen Schrank und entnahm ihm fertige Salben und Tinkturen.
»Sein Bein. Dasselbe wie schon einmal. Genaues weiß ich nicht, ich habe mir die Wunde noch nicht angesehen. Doch er kann ohne Hilfe nicht gehen. Außerdem hat er Fieber.«
Philia packte die ausgewählten Heilmittel in einen Korb. »Was stehst du hier noch herum?«, fuhr sie mich an, als ich wartete. »Geh wieder in dein Zimmer und sieh zu, was du für ihn tun kannst. Wir kommen in einer Minute nach.«
Sie hatte nicht verstanden. »Ich glaube nicht, dass er Euch erlauben wird, ihn zu verarzten.«
»Wir werden sehen«, meinte Philia energisch. »Nun geh und kümmere dich um ihn, bis wir kommen.«
Die Eimer mit Wasser, um die ich gebeten hatte, standen bereits vor meiner Tür. Während es in meinem Kessel zu sieden begann, herrschte in meinem Zimmer mehr Umtrieb als je zuvor in den Jahren, seit ich eingezogen war. Die Köchin schickte zwei Tabletts mit Speisen, warmer Milch und heißem Tee herauf. Philia kam und breitete ihre Kräuter auf meiner Kleidertruhe aus. Lacey wurde geschickt, einen Tisch zu holen und noch zwei Sitzgelegenheiten. Burrich schlief derweil tief und fest in meinem Lehnstuhl, obwohl ihn hin und wieder Fieberkrämpfe schüttelten.
Mit einer Vertrautheit, die mich erstaunte, befühlte Philia seine Stirn, dann tastete sie am Unterkeifer und am Hals nach Schwellungen, bückte sich und schaute in sein schlafendes Gesicht. »Burr?«, fragte sie leise. Er zuckte nicht einmal. »Liebe Güte«, sie streichelte über seine eingesunkenen Wangen, »wie elend du aussiehst.« Mit einem feuchten Tuch wischte sie ihm Gesicht und Hände ab, als wäre er ein Kind. Dann zog sie eine Decke von meinem Bett und legte sie ihm sorgsam um die Schultern. Als sie mich dabei ertappte, wie ich sie anstarrte, legte sich ihr Gesicht in Zornesfalten: »Ich brauche eine Schüssel mit heißem Wasser!«
Während ich mich beeilte, ihr diesen Wunsch zu erfüllen, ging sie vor ihm in die Hocke, nahm ihre silberne Schere heraus und begann, den Verband an seinem Bein der Länge nach aufzuschneiden. Die fleckigen Bandagen sahen nicht aus, als wären sie seit seinem Sturz in den Fluss gewechselt worden. Sie reichten bis über sein Knie. Als Lacey mit der Wasserschüssel neben ihr niederkniete, öffnete Philia den hart gewordenen Verband wie eine Muschelschale.
Mit einem plötzlichen Stöhnen schlug Burrich die Augen auf, doch der Kopf fiel ihm gleich wieder auf die Brust. Im ersten Moment schien er nicht zu wissen, wo er war. Er schaute mich an, dann die beiden Frauen, die sich an seinem verletzten Bein zu schaffen machten. »Was …?« Mehr brachte er nicht heraus.
»Das sieht ja schrecklich aus«, schimpfte Philia, als wäre er mit schmutzigen Schuhen über einen frisch gewischten Boden gegangen. »warum hast du die Wunde nicht wenigstens sauber gehalten?«
Burrich warf einen Blick auf sein Bein und schrak sichtlich zurück. Eine Kruste aus getrocknetem Blut und Flusssand hatte sich über der tiefen Furche an seinem Knie gebildet. Seine Stimme klang gepresst. »Als das Pferd mit mir in den Fluss stürzte, verloren wir alles. Ich hatte keinen Verbandsstoff, keinen Proviant, nichts. Ich hätte die alten Binden abnehmen, die Wunde auswaschen und dann gefrieren lassen können. Glaubst du, das wäre besser gewesen?«
»Iss etwas«, mischte ich mich ein. Die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass sie sich zankten, schien mir zu sein, sie überhaupt am Reden zu hindern. Ich stellte den kleinen Tisch mit dem vollbeladenen Tablett der Köchin neben ihn. Philia stand auf, um nicht im Weg zu sein. Ich gab ihm einen Becher Milch, den er mit zitternden Händen zum Mund führte. Bis jetzt war mir gar nicht richtig zu Bewusstsein gekommen, wie hungrig
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