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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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er sein musste.
    »Langsam!« wurde er von Philia ermahnt. Sowohl Lacey als auch ich warfen ihr warnende Blicke zu, aber das Essen schien Burrichs ganze Aufmerksamkeit in Anspruch zu benehmen. Er stellte den Becher hin und griff nach einem warmen Brötchen mit einem Schlag Butter, das zwischen seinen Zähnen verschwunden war, bevor ich ihm zum zweiten Mal eingeschenkt hatte. Es war seltsam zu beobachten, wie er beim Essen angestrengt versuchte, seine Gier zu zügeln. Ich fragte mich, wie es ihm gelungen war, sich bis jetzt zu beherrschen.
    »Wie ist das mit dem Bein passiert?«, fragte Lacey mitfühlend und warnte im gleichen Atemzug: »Beiß die Zähne zusammen.« Sie legte ein warmes, tropfnasses Tuch auf seine Knie. Er zuckte und wurde noch etwas bleicher, gab aber keinen Laut von sich. Als wäre nichts gewesen, trank er noch einen Schluck Milch.
    »Ein Pfeil«, antwortete er schließlich. »Verdammtes Pech, dass er mich ausgerechnet da getroffen hat. Genau die Stelle, wo mich vor Jahren der Eber erwischt hat. Und er blieb am Knochen stecken; Veritas hat ihn mir herausgeschnitten.« Er lehnte sich zurück, als bereitete ihm die Erinnerung Übelkeit. »Genau die alte Narbe«, sagte er schwach. »Und jedes Mal, wenn ich das Knie beugen musste, platzte die Wunde auf und fing wieder an zu bluten.«
    »Du hättest das Bein ruhig halten müssen«, belehrte Philia ihn mit weisem Ton. Wir alle drei starrten sie an. »Oh, nun ja, ich glaube, das war nicht gut möglich«, gab sie dann aber zu.
    »Sehen wir uns die Bescherung an«, schlug Lacey vor und wollte nach dem Tuch greifen.
    Burrich wehrte mit einer Handbewegung ab. »Lass. Ich kümmere mich selbst darum, wenn ich gegessen habe.«
    »Wenn du gegessen hast, wirst du schlafen«, verkündete Philia. »Lacey, mach bitte Platz.«
    Zu meiner Überraschung erwiderte Burrich dazu nichts. Lacey trat zur Seite, und Prinzessin Philia kniete vor dem Stallmeister nieder. Er beobachtete sie mit einem undeutbaren Ausdruck im Gesicht, während sie das Tuch von seinem Knie hob, in die Schüssel tauchte, auswrang und mit einem Zipfel die aufgeweichte Kruste aus Schorf und Schmutz abtupfte. Was darunter zum Vorschein kam, sah weniger schlimm aus, als wir alle befürchtet hatten. Es war immer noch eine hässliche Blessur, und die Strapazen, die Burrich erduldet hatte, waren der Heilung nicht eben förderlich gewesen. Zwischen den weit aufklaffenden Wundrändern wucherte wildes Fleisch hervor. Es zeigten sich die Röte und Schwellung einer beginnenden Entzündung, aber es waren keine Spuren von Brand und keine bedrohlichen dunklen Flecken vorhanden. Philia runzelte nachdenklich die Stirn. »Was meint ihr?«, stellte sie die Frage in den Raum: »Teufelswurz? Heiß und als Breipflaster aufgetragen. Haben wir welchen, Lacey?«
    »Ich glaube schon, Mylady«, antwortete Lacey, beugte sich über den Korb, den sie mitgebracht hatten, und begann, darin zu kramen.
    Burrich wandte sich mir zu. »Sind das Töpfe aus meiner Kammer?« Auf mein Kopfnicken nickte er ebenfalls. »Habe ich mir gedacht. Den kleinen braunen da, bring ihn her.«
    Er nahm mir das Gefäß aus der Hand und zog den Stopfen heraus. »Genau das Richtige. Ich hatte vorsorglich etwas davon eingepackt, leider ging es bei dem ersten Angriff aus dem Hinterhalt mit den Maultieren verloren.«
    »Was ist das?«, fragte Philia. Den Teufelswurz in der Hand, kam sie neugierig herbei.
    »Vogelmiere und Wegerichblätter. In Öl gesotten und dann mit Bienenwachs zu einer Salbe verarbeitet.«
    »Das sollte gut zur Wundheilung beitragen«, räumte sie beiläufig ein. »Nach dem Breipflaster.«
    Ich stellte mich bereits auf seinen Wutausbruch ein, doch er nickte nur ergeben. Plötzlich sah er sehr müde aus, lehnte sich zurück und zog die Decke enger um die Schultern. Die Augen fielen ihm zu.
    Es klopfte an der Tür. Ich ging, um aufzumachen, und sah mich Kettricken gegenüber, die von Rosemarie begleitet wurde. »Eine meiner Frauen hat mir gesagt, es gäbe Gerüchte, wonach Burrich zurückgekehrt wäre«, begann sie und schaute an mir vorbei ins Zimmer. »Oh, dann stimmt es also. Und er ist verletzt? Was ist mit meinem Gemahl, was ist mit Veritas?« Alles Blut wich ihr aus dem Gesicht.
    »Ihm geht es gut«, versicherte ich ihr. »Kommt herein.« Im Stillen verfluchte ich mich. Wie hatte ich vergessen können, ihr eine Nachricht zukommen zu lassen, wo ich doch wusste, dass niemand sonst sich die Mühe machen würde, ihr Bescheid zu geben. Bei

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