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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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beschriften. Burrich kann lesen, oder?«
    »Sehr gut sogar.« Ich ließ eine kurze Pause eintreten. »Warst du gestern Nacht zur Geisterstunde am Brunnen? Der Narbenmann soll gesehen worden sein. Manche sagen, sein Erscheinen bedeutet, dass das Wasser im Brunnen schlecht wird. Andere sehen es als schlechtes Omen für Edels Einsetzung als Thronfolger.«
    »Ach ja? Nun, vielleicht haben sie ja Recht. Omen und Vorzeichen sollen sie genug haben, bis das Verschwinden eines Königs und einer Königin für niemanden mehr eine Überraschung ist.« Er lachte dabei still in sich hinein, wobei die Spuren der Jahre in seinem Gesicht wie weggewischt waren. Ich glaubte zudem, so etwas wie das frühere verschmitzte Funkeln in seinen Augen wiederzuerkennen. »Nun geh schlafen. Und unterrichte Burrich und die Königin von unserem Plan. Ich werde mit Listenreich und dem Narren sprechen. Doch zu niemand sonst auch nur ein Sterbenswörtchen! Für einen Teil unseres Plans müssen wir auf unser Glück vertrauen, aber was den Rest anbetrifft, vertrau mir!«
    Ungeachtet dieser ermutigenden Worte war sein Lachen, das mir die Treppe hinunter folgte, nicht unbedingt geeignet, meine Zuversicht zu stärken.

KAPITEL 28
VERRAT UND VERRÄTER
    P rinz Edel war das einzige Kind von König Listenreich und Königin Desideria, das lebend zur Welt kam. Wenn von damals erzählt wird, bekommt man zu hören, die Hebammen hätten keine große Liebe für die Königin empfunden und sich nicht Besonders darum bemüht, die Neugeborenen am Leben zu erhalten. Andere Stimmen behaupten, die Hebammen, die ängstlich darum bemüht waren, die Königin möglichst zu schonen, hätten ihr zu starke Mittel gegen die Kindswehen verabreicht. Doch weil sie nur zwei der totgeborenen Kinder länger als sieben Monate in ihrem Leib behalten konnte, sagen die meisten Hebammen, die Königin hätte ihr Unglück selbst verschuldet - einerseits durch ihre Neigung zu berauschenden Substanzen wie andererseits auch durch die Unart, das Gürtelmesser mit der Klinge zum Bauch zu tragen, was sich - wie man weiß - verhängnisvoll für eine Frau im gebärfähigen Alter auswirkt.
     
     
    Ich konnte nicht einschlafen. Wann immer es mir gelang, die Sorge um König Listenreich beiseitezuschieben, tauchte Molly wieder in meinen Gedanken auf, und das an der Seite eines anderen. Ich nahm mir fest vor, sobald der König und Kettricken in Sicherheit waren, würde ich einen Weg finden, Molly zurückzugewinnen, aus wessen Armen auch immer. Von diesem Entschluss getröstet, drehte ich mich auf die andere Seite des Bettes und starrte weiter in die Dunkelheit.
    Es war immer noch tiefe Nacht, als ich mich endlich geschlagen gab, aufstand und in meine Kleider schlüpfte. Ich geisterte die Stallgasse entlang, vorbei an leeren Boxen und schlafenden Tieren, und die Stiege zu Burrichs Kammer hinauf. Er ließ mich erzählen und hörte mir zu, doch dann erkundigte er sich behutsam: »Und du bist sicher, dass du nicht einen schlechten Traum hattest?«
    »Wenn ja, dann dauert er schon fast mein ganzes Leben«, antwortete ich bitter.
    »So kommt es mir allmählich auch vor«, stimmte er zu.
    Wir unterhielten uns flüsternd im Dunkeln, er lag noch im Bett, und ich saß daneben auf dem Boden. Ich hatte Burrich davon abgehalten, das Feuer zu schüren oder auch nur eine Kerze anzuzünden, denn es sollte niemand den Lichtschein sehen und sich darüber wundern, weshalb er so viel früher als zu seiner gewohnten Stunde munter war. »Wenn wir alles, was er verlangt, in zwei Tagen bewerkstelligen wollen, darf es keine Verzögerungen oder Schwierigkeiten geben. Zu dir bin ich zuerst gekommen. Glaubst du, du kannst es schaffen?«
    Er schwieg, und im Dunkeln konnte ich sein Gesicht nicht sehen. »Drei kräftige Pferde, ein Maultier, eine Sänfte, Proviant für drei Personen. Und niemand darf etwas merken.« Wieder Schweigen. »Und ich kann wohl kaum den König und die Königin ins Schlepptau nehmen und einfach zum Tor hinausreiten.«
    »Kennst du den Erlenhain, wo der große Fuchsrüde damals seinen Bau hatte? Warte dort mit den Pferden. Der König und Kettricken werden zu dir kommen.« Es kostete mich einige Überwindung, dann noch hinzuzufügen: »Der Wolf wird sie führen.«
    »Müssen nun auch sie wissen, was du tust?« Er war bestürzt über die Vorstellung.
    »Ich nutze alles, was ich an Hilfsmitteln habe. Und ich denke über die Sache anders als du.«
    »Wie lange kannst du dein Bewusstsein mit einem Wesen teilen, das

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