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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verbünden, damit alle gewinnen - das übersteigt ihr Begriffsvermögen.«
    Ich hob den Blick und sah Veritas’ dunkle Augen voller Mitgefühl auf mir ruhen. »Ich vergaß, dass du einige Erfahrung mit ihnen hast. Vergib mir. Es war mir entfallen, nicht weil ich es für unwichtig hielte, sondern weil in letzter Zeit so vieles auf mich eindringt.« Seine Stimme erstarb, er schien auf etwas in weiter Ferne zu lauschen. Es dauerte nur einen Moment, dann kehrte er wieder in die Wirklichkeit zurück. »So, du glaubst also, sie sind unfähig, sich zu verbünden. Und doch scheinen sie es zu tun. Sieh her.« Er strich mit der Hand leicht über die ausgebreitete Karte: »Ich habe die Schauplätze der Vorfälle markiert und nachgeprüft, wie viele es insgesamt gewesen sind. Was meinst du dazu?«
    Ich trat an den Tisch. Neben Veritas zu stehen war, als stünde man neben einem glühenden Schmiedefeuer, in solchem Maß verströmte er die Kraft der Gabe. Ob er Mühe hatte, sie im Zaum zu halten? Ob sie immer drohte, hervorzubrechen und sein Bewusstsein über das gesamte Königreich auszubreiten?
    »Die Karte, Fitz«, - und da mit holte er mich wieder in die Gegenwart, woraufhin ich mich fragte, inwieweit er meine Gedanken lesen konnte. Ich gab mir einen Ruck und konzentrierte mich auf die Frage, die uns beschäftigte. Die Karte zeigte unsere Provinz in allen Details. Entlang der Küste waren Untiefen und das ganze Wattenmeer eingezeichnet, landeinwärts waren Orientierungspunkte und das Wegenetz bis in die kleinsten Verzweigungen zu erkennen. Es war eine liebevoll gezeichnete Karte, von der Hand eines Mannes, der das Gebiet zu Fuß, zu Pferde und zu Schiff erkundet hatte. Rote Wachskügelchen dienten als Markierungen. Ich betrachtete sie und versuchte zu erkennen, was Veritas wirklich zu Sorgen Anlass gab.
    »Sieben verschiedene Vorfälle.« Er tippte auf die Markierungen. »Einige kaum einen Tagesritt von Bocksburg entfernt. In diesem Umkreis hat es aber keine Raubüberfälle gegeben, woher sollten die Entfremdeten also kommen? Man könnte sie aus ihren Heimatdörfern vertrieben haben, sicherlich, doch was zieht sie nach Bocksburg?«
    »Vielleicht sind es Verzweifelte, die einfach nur vorgeben, Entfremdete zu sein, wenn sie aus ziehen, um ihre Nachbarn zu berauben.«
    »Durchaus möglich. Doch mich beunruhigt, dass der Kreis sich immer enger zieht. Nach den Angaben der Opfer handelt es sich um drei verschiedene Gruppen. Doch jedes Mal, wenn ein Diebstahl, eine aufgebrochene Scheune oder ein auf der Weide abgeschlachtetes Rind gemeldet wird, dann rücken die Vorfälle immer wieder ein Stück näher nach Bocksburg. Für Entfremdete scheint mir das sehr ungewöhnlich zu sein. Und«, kam er meinem Einwurf zuvor, »die Beschreibung eines Bandenüberfalls passt eigentlich nur auf einen anderen Vorfall, der mehr als einen Monat zurückliegt. Wenn es also dieselben Entfremdeten sein sollten, haben sie in dieser Zeit eine beachtliche Strecke zurückgelegt.«
    »Das hört sich für mich gar nicht nach Entfremdeten an.« Behutsam forschte ich nach: »Argwöhnt Ihr eine Verschwörung irgendwelcher Art?«
    Veritas schnaubte vor Bitternis. »Natürlich. Wo kann ich denn glauben, dieser Tage keine Verschwörung zu wittern? Doch in diesem Fall wenigstens denke ich, den Ursprung außerhalb Bocksburgs finden zu können.« Er verstummte abrupt, als wäre ihm zu Bewusstsein gekommen, dass er zu deutlich geworden war. »Fitz, ich bitte dich, für mich Nachforschungen anzustellen. Reite ein wenig in der Gegend herum und halte die Ohren offen. Berichte mir, was in den Tavernen geredet wird und was sich auf den Straßen verändert hat. Hör dir an, welche Gerüchte über die länger zurückliegenden Vorfälle kursieren, - dabei kann die geringste Kleinigkeit wichtig sein. Und vollführe das alles heimlich, still und leise. Wirst du mir diesen Dienst erweisen?«
    »Selbstverständlich. Doch weshalb die Heimlichkeit? Mir scheint, wenn wir die Bevölkerung auf die Vorgänge aufmerksam machen, werden wir viel schneller erfahren, was vorgeht.«
    »Wir bekämen ein vollständigeres Bild, ja, das stimmt. Gerüchte und Klagen kämen aus allen Himmelsrichtungen. Bei dem aber, was mir bisher vorliegt, handelt es sich um einzelne Beschwerden. Momentan bin ich der Einzige, der darin ein Muster zu erkennen glaubt. Ich will vermeiden, dass man in Bocksburg zu den Waffen greift und ein Geschrei darum macht, der König wäre womöglich nicht ein mal in der Lage, seine

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