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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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So hatte man es auch von Listenreichs beiden Gemahlinnen gekannt. Doch als Königin Kettricken aus dem Bergreich nach Bocksburg kam, kam sie als OPFER, wie es der Brauch ihres Volkes ist, allein, ohne Frauen oder Bediente, nicht einmal begleitet von einer Zofe, die ihr Freundin hätte sein können. Kein vertrautes Gesicht erwartete sie in ihrer neuen Heimat. Sie begann ihre Herrschaft umgeben von lauter Fremden, nicht nur was den Adel betraf, sondern bis hinunter zu Dienern und Türhütern. Im Lauf der Zeit gewann sie Freunde und fand auch Diener, die ihr zusagten, obwohl für sie anfangs die Vorstellung, jemanden zu haben, dessen Lebensaufgabe darin bestand, sie zu umsorgen, etwas Ungeheuerliches war.
     
    Cub hatte meine Gesellschaft vermisst. Bevor ich nach Bearns aufbrach, hatte ich ihm ein gefrorenes Reh gut versteckt hinter die Hütte gelegt, damit also reichlich Fleisch, um die Zeit meiner Abwesenheit zu überbrücken. Doch nach echter Wolfsart hatte er sich den Bauch vollgeschlagen und geschlafen, wieder gefressen und geschlafen, bis nichts mehr übrig war. Seit zwei Tagen nicht, ließ er mich wissen, während er um mich herumtanzte. Der Boden der Hütte war von blitzblank abgenagten Knochen übersät. Seine Wiedersehensfreude erklärte sich zum Teil dadurch, dass sowohl die von mir ausströmende alte Macht als auch seine Nase ihm von dem frischen Fleisch Kenntnis gaben, das ich mitbrachte. Sofort stürzte er sich darauf, und ich konnte mir ungestört einen Sack nehmen, um die alten Knochen einzusammeln. Unrat lockte Ratten an und Ratten die Hunde der Burg, ein Risiko, das ich nicht eingehen durfte. Zwischendurch sah ich zu ihm hin und bemerkte das Spiel der Muskeln an seinen Schultern, wenn er die Vorderpfoten gegen den Fleischbrocken stemmte und ein Stück losriss. Ich bemerkte auch, dass viele Knochen aufgeknackt waren und das Mark herausgeschleckt. Das war nicht mehr das Werk eines Welpen, sondern das eines starken jungen Raubtiers. Die Knochen, deren Splitter ich einsammelte, waren teilweise dicker als mein Arm.
    Aber weshalb sollte ich dich angreifen? Du bringst mir Fleisch. Und Ingwerplätzchen.
    Seine Gedanken vermittelten mir Einblick in eine fremde Welt. Das war das Gesetz des Rudels. Ich, ein Älterer, brachte Fleisch für Cub, einen Jungwolf. Ich war der Jäger, der ihn an seiner Beute teilhaben ließ. Als ich nach seinem Bewusstsein spürte, merkte ich, dass sich für ihn die Unterschiede zwischen uns zu verwischen begannen. Für ihn waren wir ein Rudel, was für mich ein kaum zu erfassendes Konzept war. Ein Rudel war mehr als nur Gefährten oder Freunde zu sein. Ich fürchtete, dies bedeutete für ihn dasselbe wie für mich eine Verbrüderung. Das durfte ich nicht zulassen.
    »Ich bin ein Mensch. Du bist ein Wolf.« Ich sprach es laut aus, obwohl er die Bedeutung des Gesagten natürlich schon aus meinen Gedanken entnehmen konnte, doch ich wollte ihn zwingen, mit allen Sinnen unsere Verschiedenheit wahrzunehmen.
    Äußerlich. Innerlich sind wir ein Rudel. Er leckte sich selbstgefällig über die Nase. Seine Vorderpfoten waren blutbespritzt.
    »Nein. Ich füttere und schütze dich hier. Aber nur für kurze Zeit. Sobald du in der Lage bist, selbst zu jagen, werde ich dich an einen anderen Ort bringen und freilassen.«
    Ich habe nie gejagt.
    »Ich werde es dich lehren.«
    Auch das ist Rudelgesetz. Du bist mein Lehrer, und ich werde mit dir jagen. Wir teilen uns viel an Beute und viel gutes Fleisch.
    Ich werde dich jagen lehren, dann lasse ich dich frei.
    Ich bin frei. Du hältst mich hier nur, weil ich es will. Er öffnete wie zu einem Lachen das Maul und ließ die rote Zunge heraushängen.
    Du bist anmaßend, Cub. Und unwissend.
    Dann unterweise mich. Er drehte den Kopf, um mit den Backenzähnen Fleisch und Sehnen von dem Knochen abzutrennen, den er sich vorgenommen hatte. Wie es deine Pflicht als Rudelmitglied ist.
    Wir sind keine Rudelmitglieder. Ich gehöre zu keinem Rudel. Meine Treue gehört dem König.
    Wenn er dein Führer ist, ist er auch der meine. Wir gehören zusammen. Je mehr sein Bauch sich füllte, desto selbstzufriedener wurde er.
    Ich wechselte die Taktik. Ich gehöre zu einem Rudel, in dem für dich kein Platz ist, erklärte ich ihm kalt. In meinem Clan gibt es nur Menschen. Du bist kein Mensch. Du bist ein Wolf. Wir sind kein Rudel.
    Der Rest war Schweigen. Er gab mir keine Antwort, und ich blickte in ihn hinein wie in ein dunkles Wasser. Seine plötzliche Gefühlskälte

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