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Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote

Titel: Fitz der Weitseher 2 - Der Schattenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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stand da wie vor den Kopf geschlagen und bemühte mich, das eben Erfahrene zu begreifen. Zu spät merkte ich, dass ein Page mir guten Abend gewünscht und ich den Gruß nicht erwidert hatte. »Guten Abend«, sagte ich schnell, doch er war schon weitergegangen. Jetzt schaute er fragend über die Schulter, ob ich ihn gerufen hatte, doch ich winkte ab und machte mich auf, endlich meinen obligatorischen Besuch bei Philia hinter mich zu bringen. Später konnte ich mich mit Cub auseinandersetzen und ihm begreiflich machen, was ich meinte. Außerdem würde er bald schon weit weg sein, wieder unter seinesgleichen - und mir aus den Augen, aus dem Sinn. Wozu sollte ich mir also darüber unnötig den Kopf zerbrechen.
    Ich klopfte an Philias Tür und wurde eingelassen. Allem Anschein nach hatte Lacey wieder einmal die Ärmel hochgekrempelt und sich bemüht, in den Gemächern ihrer Herrin etwas wie Ordnung herzustellen. Es gab sogar einen freien Stuhl, auf den ich mich setzen konnte. Beide Frauen freuten sich, mich zu sehen. Ich erzählte ihnen von meiner Reise nach Bearns, hütete mich jedoch davor, Virago zu erwähnen. Irgendwann würde Philia davon erfahren und mich zur Rede stellen, und ich würde ihr versichern, alle Geschichten darüber wären maßlos übertrieben. Mit etwas Glück würde ich mich damit herausreden können. Während ich so darüber nachdachte, hatte ich ihnen meine Geschenke überreicht. Winzige Elfenbeinfische zum Auffädeln oder Annähen für Lacey und für Philia Ohrgehänge aus Bernstein und Silber. Außerdem noch einen Keramiktopf mit Moosbeeren, eingeweckt und mit einem wächsernen Deckel versiegelt.
    »Moosbeeren? Ich mag keine Moosbeeren«, wunderte sich Philia, als ich ihr das Gefäß überreichte.
    »Wirklich nicht?« Ich tat erstaunt. »Ich dachte, Ihr hättet mir erzählt, der Geruch und Geschmack erinnerten Euch an Eure Kindheit. War da nicht ein Onkel, der Euch Moosbeeren zu schenken pflegte?«
    »Nein, und ich kann mich nicht an ein solches Gespräch erinnern.«
    »Dann war es vielleicht Lacey?«
    »Bestimmt nicht, Herr. Es beißt mich in der Nase, wenn ich von ihnen koste, obwohl sie sonst ganz angenehm riechen.«
    »Nun, dann habe ich mich wohl geirrt.« Ich stellte den Topf auf den Tisch. »Ah, Schneeflocke? Wieder trächtig?«
    Damit wies ich auf Philias weiße Terrierhündin, die sich bequemt hatte, ihr Körbchen zu verlassen, um mich zu beschnüffeln. Ich konnte spüren, wie ihr kleiner Hundeverstand sich über Cubs Witterung an meinen Kleidern wunderte.
    »Nein, sie wird ein fach fett«, machte Lacey sich zu ihrer Sprecherin und bückte sich, um das Tierchen hinter den Ohren zu kraulen. »Meine Herrin lässt Konfekt und Gebäck herumstehen, und daran tut sie sich schamlos gütlich.«
    »Ihr wisst, das solltet Ihr nicht tun. Süßigkeiten sind schlecht für ihre Zähne und ihr Fell«, tadelte ich Philia, und sie erwiderte, das wisse sie wohl, aber Schneeflocke wäre einfach zu alt, um ihr noch bessere Manieren beibringen zu können. Daraus entwickelte sich eine lebendige Unterhaltung über alles und nichts, bis ich mich nach einer Stunde reckte und sagte, ich müsse gehen, um noch einmal den Versuch zu machen, beim König vorgelassen zu werden.
    »Vorhin wurde ich an der Tür abgewiesen«, erzählte ich. »Nicht von einem Wächter. Sein Kammerdiener, Wallace, machte auf, als ich anklopfte, und verweigerte mir den Einlass. Als ich fragte, weshalb die Gemächer des Königs unbewacht seien, erklärte er dreist, die Soldaten selbst weggeschickt zu haben, weil er viel besser in der Lage sei, Seiner Majestät die nötige Ruhe zu verschaffen.«
    »Du musst wissen, der König kränkelt ein wenig«, warf Lacey ein. »Ich habe gehört, dass er selten vor Mittag seine Gemächer verlässt. Danach zeigt er sich aber wie ein Besessener, berstend vor Tatkraft und mit herzhaftem Appetit; gegen Abend jedoch sinkt er wieder in sich zusammen, geht mit schlurfenden Schritten und spricht ganz undeutlich. Das Abendessen nimmt er in seinen Gemächern ein, aber nach dem, was die Köchin sagt, kommt das Tablett meist so unberührt herunter, wie es hinaufgetragen wurde. Alle machen sich Sorgen.«
    »Grundlos, hoffentlich.« Ich verabschiedete mich und ging. Ich hatte fast Angst, noch mehr darüber zu hören. Dann spekulierte man also in der Burg bereits über des Königs Gesundheit. Bedenklich. Ich musste Chade darauf ansprechen. Und ich musste mir selbst einen Eindruck verschaffen. Bei meinem ersten Versuch,

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