Fix und forty: Roman (German Edition)
meine Mutter freudig zu.
»Rhoda«, sagte Staci, »ich habe gehört, du hast schon wieder einen Neuen. Darf ich fragen, ob es was Ernstes ist? Denn vielleicht wäre es besser, du würdest noch ein bisschen warten, bevor du dich wieder mit Männern triffst.«
»Ich habe alle vier Suppen probiert!«, verkündete mein Vater.
»Wenn man einen abgebrochenen Zahn hat«, sagte meine Mutter, »ist Suppe genau das Richtige. Da ist diese Stelle im Mund, die man immer mit der Zunge berührt, und sie ist so empfindlich, dass Suppe wirklich das Beste ist.«
»Suppe ist die beste Medizin«, sagte Caleb.
»Ich hoffe doch, hier am Tisch braucht keiner Medizin«, sagte Staci und sah mich bedeutungsvoll an. »Ich hoffe, keiner hat was Ansteckendes .«
»Es ist Erkältungszeit«, sagte Aaron, »in der Schule fallen sie um wie die Fliegen. Die A-Streptokokken gehen um.«
»Wahrscheinlich ist dein Immunsystem im Moment ziemlich schwach«, sagte Staci zu mir, »wegen dem ganzen Stress, unter dem du stehst. Setzt der Stress dir zu? Du siehst irgendwie mitgenommen und fertig aus. Anscheinend ist eine Scheidung einer der größten Stressfaktoren überhaupt, und wahrscheinlich ist es noch schlimmer, wenn man rausfindet, dass der eigene Ehemann mit einem anderen Mann fremdgegangen ist. Aber deine Haarfarbe sieht toll aus. Sind das Strähnchen?«
»Und auch wenn alle vier Suppen köstlich sind«, fuhr mein Vater fort, als hätte sich niemand in der Zwischenzeit zu Wort gemeldet, »so ist das Beste doch der Tweebak . Mary, reich mir noch mal den Tweebak .«
Einen goldenen Augenblick lang sprach keiner ein Wort. Wir waren alle damit beschäftigt, uns Tweebak zu nehmen und gemeinsam das Brot zu brechen.
DREI
Angst vor Moskitos
Meine Eltern und ich waren seit sieben Uhr vierzig unterwegs, nachdem wir die Nacht in einem Zweibettzimmer der Hotelkette Travelodge verbracht hatten. Das Zimmer war eindeutig substandard. Dreizehn Jahre zuvor war mein Ehemann aufgrund von Paragraf 5150 – Zwangseinweisung bei Selbst- und Fremdgefährdung – in ein psychiatrisches Krisenzentrum eingeliefert worden, während ich unter dem Gefühl der Machtlosigkeit litt, einen Mann zu lieben, der gerade eine Handvoll Pillen geschluckt hatte. Selbst wenn es den Ärzten gelang, ihn mithilfe von Medikamenten wieder auf den richtigen Weg zu bringen, wer würde dafür sorgen, dass er nach der Entlassung aus dem Krankenhaus seine Antidepressiva regelmäßig nahm? Und wie sollte ich von meinem geringen Doktorandenstipendium die Arztrechnungen bezahlen? »Das ist ja furchtbar«, hatte meine Mutter am Telefon gesagt. Es war eine winzige Pause entstanden, in der ich darauf gewartet hatte, dass meine Mutter etwas Positives an der Sache fand. Und wie aufs Stichwort hatte sie gesagt: »Du leidest bestimmt. Aber wenigstens hast du, solange Nick im Krankenhaus ist, ein bisschen Ruhe und Frieden, um an deiner Doktorarbeit zu arbeiten!« Ihr optimistischer Blick auf die Dinge war mir also wohlvertraut, als sie beim Betreten unseres schäbigen Travelodge -Zimmers feststellte: »Es ist keine Luxusherberge. Aber wenigstens gibt es Handtücher!«
Immer wenn meine Eltern einen Coupon einlösen, fühlen sie sich hundertprozentig dazu verpflichtet, mit dem Handel zufrieden zu sein.
Wir waren auf dem Weg nach Bend in Oregon, um meine Schwester zu besuchen. Von den etwas über tausend Kilometern legten wir am ersten Weihnachtsfeiertag die Hälfte zurück. Ich verbrachte den Vormittag im Halbschlaf auf dem Rücksitz, unfähig, eine bequeme Position zu finden. In der Nacht zuvor hatte mich das Schnarchen meines Vaters wachgehalten – und die Tatsache, dass ich meine rezeptpflichtigen Schlaftabletten in der Tasche verstaut hatte, die im Kofferraum ganz unten lag. Der Rücksitz des Toyota Camry war mit hübsch verpackten Geschenken für meine Nichte beladen, sodass ich nur wenig Platz für meine Beine hatte. Ich lag mit dem Kopf auf dem Rasierzeug meines Vaters, die Beine vertikal im Schneidersitz gekreuzt und gegen das Fenster gestützt.
Gegen Mittag fragte mein Vater, ob wir lieber zu Burger King oder zu McDonald’s wollten. Es war mindestens zehn Jahre her, dass ich eine dieser beiden Fast-Food-Ketten besucht hatte, daher hatte ich nicht viel zu der Entscheidung beizutragen. Meine Mutter war für McDonald’s , aufgrund des besseren Kaffees. »Mit deiner Seniorenermäßigung könntest du für Rhoda einen entkoffeinierten Kaffee bestellen«, schlug sie vor.
Die Idee gefiel meinem
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