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Fix und forty: Roman (German Edition)

Fix und forty: Roman (German Edition)

Titel: Fix und forty: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhoda Janzen
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Tochter dabei zuzusehen, wie sie von den Armen eines Mannes, der doppelt so alt war wie sie, in die Luft gehoben wurde? Wo genau waren die Hände dieses Mannes während der wässrigen Figuren – auf Phoebes Hüften, auf ihrem festen kleinen Popo? Dort oben auf der Bühne wirkte Phoebe wie eine professionelle Tänzerin. All die kindliche Weichheit war straff gespannt, alles Runde war einer dezenten Muskelstruktur gewichen, die sich entlang ihrer starken schmalen Schultern abzeichnete, und Aaron saß einfach nur regungslos da, undurchdringlich wie ein Buddha. Doch es sprach Bände, dass dieser Mann, der keine Ahnung vom Tanzen hatte und in seinem Leben wahrscheinlich noch nie einen Tanzschritt gemacht hatte, bereit war, auf die Anschaffung eines zweiten Autos zu verzichten, nur damit seine Tochter wie bewegtes Wasser tanzen konnte.

NEUN
    Wild Thing
    Ich stand bei meinen Eltern in der Küche und machte mir einen Thunfischsalat zum Mittagessen. Als ich das Wasser aus der Thunfischdose in eine Schüssel abgoss, fragte ich meine Mutter: »Gibt es irgendwelche Katzen in der Nachbarschaft, die sich über den Thunfischsaft freuen würden?«
    Meine Mutter sah mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dann nahm sie mir die Schüssel aus der Hand, stürzte den Saft herunter und sagte: »Schmeckt das gut! Wie Thunfisch!«
    Später bat sie mich, für sie zum Supermarkt zu fahren und Maiskolben und Schlagsahne zu kaufen. Ich war schon immer der Ansicht, dass man nie genug Maiskolben und Schlagsahne im Haus haben kann, und es ist mir eine besondere Freude, sie für eine Mutter zu besorgen, die Thunfischsaft auf ex trinkt.
    Als ich auf dem Weg vom Gemüse zu den Milchprodukten am Gang mit dem Knabberzeug vorbeikam, musste ich lächeln. Ein Mann beugte sich dort gerade vor, um einem älteren Herrn ins Ohr zu rufen: »MÖCHTEST DU EINE PACKUNG NUSS-MIX, DAD?«
    »Was?«, sagte der Vater. »Was hast du gesagt?«
    »NÜSSE, DAD? NUSS-MIX?«
    »Nüsse esse ich gerne!«, krähte der alte Mann.
    »DAD, ICH HOLE DIR SALZIGE NÜSSE!«
    »Nimm die salzigen!«, riet der Vater.
    Der Mann warf eine Dose Nuss-Mix in den Wagen. Der Vater hielt seinen Sohn am Ärmel fest und erklärte: »Diese salzigen Nüsse, die du letztes Mal gekauft hast, waren gut!«
    »JETZT HABEN WIR WIEDER JEDE MENGE NÜSSE, DAD!«, rief der Sohn.
    Es hatte etwas Rührendes, dass sich ein muskulöser, kahl rasierter Rocker an einem Donnerstagnachmittag die Zeit nahm, um mit seinem alten Vater einkaufen zu gehen.
    Später standen der Mann und sein tauber alter Vater neben mir an der Kasse. Der Sohn hatte einen Bekannten aus seiner Kirchengemeinde getroffen, und ich hörte ihn etwas über Gebete sagen – oh, der Rocker war religiös. Damit war mein Interesse im Keim erstickt. Zwar fand ich es immer noch süß, wie er seinem Vater Nussvorschläge ins Ohr gebrüllt hatte, aber mein Rocker war unvermittelt in die Riege der »sexy Männer, mit denen ich mich nicht verabreden würde« abgerutscht.
    In dem Gang mit dem Knabberzeug hatten wir allerdings einen bedeutungsvollen Blick getauscht, als wollten wir sagen: Nussmix – vier Dollar neunundneunzig. Dem alten Vater acht mal hintereinander dasselbe ins Ohr rufen – unbezahlbar. Der Rocker und ich hatten für ein paar Sekunden einen dieser köstlichen unausgesprochenen Momente geteilt, in denen zwischen zwei Fremden eine Verbindung entsteht. Und so war ich nicht völlig überrascht, als ich wenig später auf dem Parkplatz – beim Einladen meiner Einkäufe in unseren alten Toyota – einen Wagen heranrollen hörte. Der Rocker hielt direkt hinter mir an.
    »Entschuldigen Sie.«
    Wohl wissend, was mich erwarten würde, drehte ich mich um.
    »Ma’am«, sagte der Rocker und streckte einen muskelbepackten Arm aus dem Fenster. Er hielt mir einen Zettel hin. »Falls Sie eine alleinstehende Frau Gottes sind, würde ich mich freuen, wenn Sie mir eine E-Mail schicken. Hier ist meine E-Mail-Adresse. Sie können sie wegwerfen. Aber ich hoffe, Sie tun es nicht.«
    »Oh!«, sagte ich. Die Formulierung Alleinstehende Frau Gottes hatte mir die Sprache verschlagen. Ich steckte den Zettel ein.
    Er fuhr fort: »Sie sind mir im Laden aufgefallen. Und ich hatte das dringende Bedürfnis, Sie anzusprechen. Etwas in mir sagte: Geh hin und rede mit ihr . Drei Mal. Also habe ich meinen Mut zusammengenommen, und da bin ich.«
    Der alte Vater lehnte sich vom Beifahrersitz herüber. »Ist das die Kleine? Ist sie hübsch?«
    Der Rocker

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