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Fix und forty: Roman (German Edition)

Fix und forty: Roman (German Edition)

Titel: Fix und forty: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhoda Janzen
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Sören Friesen. Ich bin der Enkel von Emmaline Friesen …«
    »Ach, du liebe Zeit«, rief ich. »Ihr Pflichtgefühl gegenüber ihrer Großmutter ist bemerkenswert!«
    In seiner Stimme lag ein fröhliches Zwinkern. »Ich habe gehört, Sie haben eine hübsche Figur.«
    »Und ich habe gehört, Sie haben eine guten Job. Lassen Sie sich immer von Ihrer Großmutter verkuppeln?«
    »Sie ist die Yentl unseres Stammes«, sagte Sören. »Eigentlich wusste ich schon, wer Sie sind. Ich habe Ihr Buch gelesen. Wir haben gemeinsame Bekannte.« Er nannte den Namen eines Autors an einem bekannten Graduiertenkolleg in Neuengland. So kamen wir ins Gespräch. Wie sich herausstellte, hatte Sören meinen Bekannten während des Studiums kennengelernt und bei ihm seinen Magister im Drehbuchschreiben gemacht. Nachdem wir eine Weile geplaudert hatten, fragte Sören: »Wie lange sind Sie in der Stadt? Trinken wir mal einen Kaffee zusammen?«
    »Sören«, sagte ich, »ich weiß, dass ich eine hübsche Figur habe und so, aber ich bin vierundvierzig, und es ist einfach ein bisschen zu seltsam.«
    »Ich finde es nicht seltsam, vierundvierzig zu sein und eine hübsche Figur zu haben«, sagte er ernst. »Ich finde, es ist ein Zeichen für ein positives Selbstbild und eine ausgewogene Ernährung. Wahrscheinlich essen Sie sehr viele Ballaststoffe.«
    Ich musste grinsen. »Was ich meinte, ist, dass es seltsam ist, vierundvierzig zu sein und sich mit jemandem zu verabreden, der siebenundzwanzig ist.«
    »Ja«, sagte er, »aber Sie haben die Tatsache vergessen, dass ich einen wirklich guten Job habe. Oma hat mir geraten, das gleich am Anfang zu erwähnen. Ach, kommen Sie«, bat er, »es ist doch nur ein Kaffee. Es muss kein richtiges Rendezvous sein. Wenn es Ihnen damit besser geht, reden wir die ganze Zeit nur über Berufliches.«
    »Hm«, sagte ich unschlüssig. »Ich gehe mit Ihnen nur unter einer Bedingung Kaffee trinken.«
    »Und die wäre?«
    »Dass Sie Die Katze, die eine Bombe fallen ließ weder gut finden, noch gelesen haben.«
    »Aber die Bombe hat eine echt hübsche Figur!«, protestierte er.
    Es ist merkwürdig, darüber nachzudenken, was den einen Mann sexy macht und einen anderen nicht, oder? Es wundert mich immer, wenn Frauen auf Dinge Wert legen wie Brustbehaarung, Aftershaves oder das Auto, das ein Mann fährt. Ich habe eine Freundin, die auf Männer mit straffen Hintern steht. So etwas ist mir ein Rätsel. Wenn ein Mann, der mir gefällt, einen Popo hat wie eine leere Hängematte, sei’s drum. Wenn sein Popo aussieht wie Streichwurst auf Brot, möge Gott mir die Gelassenheit geben, die Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann. Wenn sein Hintern behaart ist oder einen großen Leberfleck hat oder eine Ansammlung von Pickeln, konzentriere ich mich einfach auf sein angenehm kratziges Kinn. Vielleicht wirft eine aufmerksame Leserin ein, meine Nachsichtigkeit gegenüber unvollkommenen Popos sei unglaubwürdig, wenn man bedenkt, dass Nicks Hintern stets ein Quell der Schönheit und Wonne war, vor allem bei seinem letzten öffentlichen Auftritt auf Gay.com. Und doch beharre ich darauf, der Hintern ist nicht das, worauf es ankommt.
    Für mich sind es drei Dinge, die Sex-Appeal ausmachen: Chemie, Humor und der Umgang mit Kellnern in Restaurants. Wenn der Funke nicht gleich am Anfang überspringt, wird er es nie tun. Wenn er Ihre Witze nicht bei der ersten Unterhaltung versteht, werden Sie sich immer heimlich nach jemand anderem umsehen, der Ihren Humor teilt. Und wenn ein Kerl die Bedienung im Restaurant nicht wie einen echten Menschen behandelt, mit Bedürfnissen, Träumen und einem miesen Job, dann möchte ich nicht mit ihm zusammen sein, selbst wenn er gerade den Pulitzerpreis gewonnen hätte.
    Mit meiner überaus großzügigen Auslegung des Begriffs Sex-Appeal könnte man meinen, dass Sören Friesen alle Chancen dieser Welt hatte, gut abzuschneiden. Jetzt mal ehrlich: Meine Ansprüche waren ziemlich niedrig. Eigenschaften, die unsexy sind und für gewöhnlich auf männliche Mennoniten zutreffen, stellten für mich theoretisch kein Hindernis dar. Meinen drei bescheidenen Auswahlkriterien nach zu urteilen hatte ich kein Problem mit Männern, deren Haut fleischig rosa war oder deren Kinn Wellen schlug wie ein Kieselstein im Wasser – eins, zwei, drei, plumps. Ich könnte mich sogar in einen Mann verlieben, der in seinem Geldbeutel einen alten Coupon für eine schlechte Steakhaus-Kette aufbewahrt hatte, ihn dort aber nicht mehr einlösen

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