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Fix und forty: Roman (German Edition)

Fix und forty: Roman (German Edition)

Titel: Fix und forty: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rhoda Janzen
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können würde, weil er seit mehr als sechs Jahren abgelaufen war.
    Und dennoch: Was mennonitische Männer betraf, hielten Lola und ich uns seit langer Zeit zurück. Wir waren nie einem in unseren Augen »ausgehtauglichen« Mennoniten begegnet. Es gab sicherlich Mennoniten, die in der Außenwelt als gut aussehend, witzig, nett und sexy durchgingen. Ich hatte einige davon kennengelernt. Ich war Mennoniten begegnet, die ein gutes Aftershave und Kaschmirjacketts trugen. Ich persönlich habe sogar Mennoniten gekannt, die einen Bacon von einem de Kooning unterscheiden konnten. Doch aus irgendeinem Grund witterten Lola und ich eine namenlose, schauerliche Überraschung, die sich wie eine Schlange im Gras versteckte. Warum bereitete uns die Vorstellung, mit einem Mennoniten anzubandeln, solche Gänsehaut? Wir wussten es nicht genau. Vielleicht waren uns mennonitische Jungs zu vertraut. Doch es war mehr als das brüderliche Gefühl, das sie uns vermittelten; es war etwas, das uns auf eine merkwürdige, elementare Weise abgrundtief abstieß.
    Daher hatte ich keine großen Erwartungen, als ich zu dem Café fuhr, wo ich mit dem siebenundzwanzigjährigen Enkel der Großmutter verabredet war, die Bombenbücher wie Bonbons verteilte. Sören saß an einem kleinen Tisch und las die New York Times Book Review . Obwohl noch ein oder zwei andere einzelne Männer um die dreißig da waren, erkannte ich ihn sofort. Sören hatte das glatte sandfarbene Haar unserer Leute und einen rötlichen Ziegenbart. Als er aufstand, um mich zu begrüßen, wirkte er fröhlich und attraktiv. Er war groß. Und mir gefiel seine Brille.
    Wir schüttelten uns die Hand. »Hübsche Figur«, sagte er.
    »Glauben Sie nicht, ich könnte keine Bomben auf Sie fallen lassen«, warnte ich. »Ich fasse es nicht, dass ich ein Blind Date mit einem Mennoniten habe, der siebzehn Jahre jünger ist als ich.«
    Seine Augen leuchteten wie der Sonnenaufgang und waren von einem Fächer kleiner Lachfältchen umgeben.
    »Was ist schlimmer«, fragte er, »dass ich Mennonit bin oder dass ich siebzehn Jahre jünger bin?«
    Ich setzte mich hin und überlegte. »Ganz ehrlich? Die Mennoniten-Sache wiegt schwerer.«
    Ich beobachtete ihn, als er mir einen Kaffee holte. Er hatte eine kosmopolitische Ausstrahlung, abgesehen von der Tatsache, dass er anscheinend Krafttraining machte. Er sah jedenfalls nicht aus wie ein Mennonit.
    »Waren Sie je mit einer Mennonitin zusammen?«, fragte ich.
    »Auf dem College. Vielleicht kennen Sie sie. Sheri Wiebe Penner. Sie und ihr Mann sind in der gleichen Gemeinde wie Ihre Eltern.«
    »Sheri Wiebe?«, fragte ich. »Ich war früher ihr Babysitter! Sie war immer stinksauer auf mich, wenn ich sie um acht ins Bett brachte. Sie hatte zwei langweilige Brüder, die im mennonitischen Kinderchor sangen.«
    Sören nickte. »In dem Chor habe ich auch gesungen.« Er sang ein paar Zeilen aus einem Kindermusical von 1970, das auf der alttestamentarischen Geschichte von Daniel in der Löwengrube basiert:
Es ist nicht HEISS im Feuerofen, Mann!
(Wiederholung)
Mann, der Feuerofen ist cool, cool, cooooool, yeah!
    Ich kannte den Text und stimmte in der letzten Zeile mit ein. Sören leckte sich die Fingerspitze ab und machte die Geste für »muy caliente« – »Tssss!«.
    Wir lachten beide, als erinnerten wir uns gemeinsam an echt gute Zeiten.
    »Haben Sie Sheri Wiebe dort kennengelernt? Im mennonitischen Kinderchor?«
    »Nein, Sheri und ich, das ist eine ganz alte Geschichte. Wir haben zusammen im Sandkasten gespielt. Ich bin im selben Häuserblock wie die Wiebes und die Petcurs großgeworden. Sheri und ich waren auf verschiedenen Schulen, aber auf dem College haben wir uns dann wiedergetroffen. Wir hatten uns beide am Goshen College eingeschrieben und waren dort ein Jahr zusammen.«
    Ich nickte. Ich hatte Sheri Wiebe immer gemocht. »Beim Babysitten hat Sheri einmal einen Hexentrank aus Rinde, Hundekacke und einem Karton Eier gemacht.«
    »Ist sie nicht süß?«, sagte Sören. »Aber was haben Sie gegen Mennoniten?«
    »Ich habe nichts gegen sie. Ich liebe sie. Ich weiß nur nicht, ob ich mit einem von ihnen anbandeln möchte.«
    Sören verlagerte das Gewicht, und unter dem Tisch berührten sich unsere Beine.
    »Mit was für Männern bandeln Sie sonst an?«
    »Mit Atheisten, die mich wegen Kerlen sitzen lassen, die sie auf Gay.com kennengelernt haben.«
    Er stellte die Kaffeetasse ab. »Hätten Sie Lust auf einen Ausflug?«, fragte er. »Ich habe ein Motorrad. Und einen

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