Fix und forty: Roman (German Edition)
Zukunft Leihgaben der gleichen Serie entziehen konnte. Ich hatte sie daraufhin ermutigt, gleich die ganze Sammlung zu lesen, vor allem, falls es einen Band mit dem Titel gäbe: Die Katze, die eine Bombe fallen ließ und sie im klumpenden Katzenstreu vergrub. Mom hatte in der Zwischenzeit die Rückgabe des Taschenbuchs hinausgezögert, weil sie nicht wusste, wie sie sich vor den Nachfolgebänden drücken konnte.
»Mrs. Friesen«, sagte ich. »Zufälligerweise weiß ich, dass meine Mutter mit dem Buch fertig ist. Soll ich es Ihnen schnell vorbeibringen?«
»Was war das?«
»ICH BRINGE IHNEN DAS BUCH VORBEI«, sagte ich laut.
»Gott segne dich, liebes Kind.«
Ein paar Minuten später war ich in der Wohnanlage Twilight Shores und saß in Mrs. Friesens Wohnzimmer. Ihre gemütliche Wohnung roch stark nach Katzenklo, Ammoniak und Patchouli.
»Schätzchen«, sagte sie und bot mir ein altes, in Zellophan eingewickeltes Karamellbonbon an. »Du siehst keinen Tag älter als zwanzig aus.« Schön, dass alle anderen wohl umso jünger aussehen, je älter man wird. »Gräm dich nicht, dass du geschieden bist. Du hast eine hübsche Figur, und deine Mutter hat gesagt, du bist aufs College gegangen. Vielen Männern gefällt so was.«
»Hier ist Ihr Buch«, sagte ich.
»Wie ich höre, war dein Ehemann nicht nett zu dir.«
Oje. Ich hatte geahnt, dass meine Mutter mit ihrer Bibelstundentruppe über meine Scheidung reden würde, aber ich hätte nicht gedacht, dass die Details auch bis zu Frauen wie Mrs. Cornelius Friesen durchdrangen, die an die neunzig sein musste.
»Mein Mann hat mich verlassen«, sagte ich einfach.
»Was war das?«
»MEIN MANN HAT MICH VERLASSEN!«
»Na, ich bin mir ganz sicher, dass alles seine Schuld war.« Sie beugte sich vor und tätschelte mein Knie.
Schwierig, etwas darauf zu erwidern. Ich versuchte, das Thema zu wechseln. »WIE LANG WAREN SIE VERHEIRATET, MRS. FRIESEN?«
»Vierundsechzig Jahre. Möchtest du dir vielleicht eins dieser Bücher ausleihen? Deine Ma hat eins gelesen. Das hier ist ein niedliches. Es geht um einen Katzendetektiv.«
»NEIN DANKE«, rief ich höflich. »ICH VERREISE BALD.«
»Verreisen, ja? Ich gebe dir was für die Reise mit.«
Sie schlurfte aus dem Zimmer. In ihrer Abwesenheit tauchte eine dünne, unangenehm riechende Katze auf. Sie war weiß, und sie wollte auf meinem braunen Rock schnurren. Sie ließ sich nicht verscheuchen.
Mrs. Friesen kam zurück und drückte mir eine Schachtel Rosinen in die Hand. »Für die Reise«, sagte sie.
»DANKE! ROSINEN SIND GESUND!«
»Ja«, sagte Mrs. Friesen. »Ich habe einen Enkel, der auch aufs College gegangen ist. Vielleicht wäre er was für dich. Er ist ein solider junger Mann. Hat einen guten Job und alles. Er ist siebenundzwanzig. Wie alt bist du noch mal?«
»ICH BIN VIERUNDVIERZIG.«
»Wirklich schade«, sagte sie. »Wahrscheinlich denkt er, dass du zu alt für ihn bist. Aber du bist wirklich ein hübsches Ding.«
Ich stand auf und klopfte mir die Katzenhaare vom Rock.
»BITTE RICHTEN SIE CICI GRÜSSE VON MIR AUS. UND VIELEN DANK FÜR DIE ROSINEN!«
»Ich werde meinem Enkel von dir erzählen«, sagte sie sachlich, als wir an der Tür standen. Mit dem Fuß hielt sie die dünne weiße Katze davon ab wegzulaufen. »Aber ich nehme an, er denkt, du bist zu alt für ihn. Ich sage ihm, dass du eine hübsche Figur hast.«
»DAS IST SEHR LIEB VON IHNEN.«
Auf dem Heimweg beglückwünschte ich mich dazu, dass ich ohne weitere Katzen, die Bomben fallen ließen, entkommen war. Das war schon ein nettes Erfolgserlebnis für ein Forschungssemester. Außerdem war ich mit der Hose, die ich nähte, vorangekommen. Und die Rosinen. Die Rosinen hatte ich auch noch. Strike.
Am nächsten Morgen nähte ich im Zickzackstich Gürtelschlaufen, die Brauen über der Lesebrille zusammengezogen. Nichts lässt einen das Alter so spüren, wie wenn man ein neues Rezept für die Lesebrille braucht. Ich wollte meiner Freundin Eva davon erzählen, deren Anruf ich erwartete, denn sie hatte mir kürzlich ihren eigenen Katalog von Krampfadern, Altersflecken und Rückenproblemen geschildert. Selbstkritische Kommentare zum eigenen Körper abzugeben, ist schlicht und einfach ein Mädchen-Ding. Es steigert unser Wohlbefinden.
Das Telefon klingelte. »Rhoda?«, meldete sich eine Männerstimme, die ich nicht kannte. Doch dann setzte mein Herz einen Augenblick aus; das tiefe, angenehme Timbre erinnerte mich ein wenig an das von Nick.
»Ja?«
»Hier ist
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